(36:10; Digital, CD; Ideologic Organ, 21.03.2025)
„Wir sind alle in Gefahr”. Dies sollen die letzten Worte des berühmten Regisseurs Pier Paolo Pasolini gewesen sein in seinem letzten Interview 1975. Es ranken sich einige Mythen um den Tod des linken, homosexuellen Regisseurs aus Italien, der sich stets als stark oppositionell agierender Mensch auslebte. Nahe Ostia, dem Ort des brutalen Verbrechens, findet sich die Künstlerin selbst kalt und verlassen an eben diesem Strand wieder und präsentiert ein sakrales Album, das inspiriert von dieser Geschichte ein einziges Halluzinogen darstellt, in dem man hervorragend im richtigen Moment eintauchen darf. Für Freunde von Anna von Hausswolff, Lisa Gerrard und Diamanda Galas werden hier genau die richtigen stilistischen Atmosphären heraufbeschworen. Lass Dich verzaubern von einer Mischung aus Orgelklängen, feingliedrigen Drones und feierlich ätherischer Dunkelheit. “Siamo..” kommt komplett ohne Perkussionsinstrumente und Dynamik aus, verzaubert allein durch die Stille, die pastorale Eleganz. Die Drones kommen, gehen und der Gesang der Italienerin findet ausnahmslos den harmonischen Schulterschluss. Nichts ist zu viel, nichts zu wenig, die Kulisse ist einfach auf den Punkt erhaben und erinnert mich an die Schwedin Anna von Hausswolff, da ähnlich tonale Abfolgen und der orgelähnliche, fast sirenenhafte Habitus diese Déja Vùs von ganz allein ins Hörzentrum transportieren.
Der Opener ‘La Notte’ kommt langsam aber stetig in die Verdichtung und klingt tatsächlich wie die Nacht. ‘La tua ultima serata’ ist mit seinen acht Minuten, den berauschend monotonen Drones und der darüber schwebenden Stimme ein feines Therapeutikum. Es lässt sich wahrlich tief fallen, nur sind knapp 36 Minuten für diese Art Trip eigentlich eher zu dünn auf der Brust. Meditativ, düster, sakral, aber nie langweilig, gar experimentell, wird es draußen von ganz allein dunkel, wenn Du diesen Klängen lauschst. Die Musik führt das innere Blickfeld an seltsam schemenhafte Orte deiner Fantasie. Ob Zither oder Drehleier, es fügt sich alles wundervoll und erhaben in die schwebenden Drones und erzeugt gern diesen Dead can Dance ‘The Host Of Seraphim’-Moment.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Rarely Unable zur Verfügung gestellt.