Dominic Sanderson – Blazing Revolutions

Dominic Sanderson - Blazing Revolutions (unsigned, 28.02.2025) COVER(45:09, CD, Vinyl, digital, Eigenproduktion/Just for Kicks, 28.02.2025)
Mit seinem 2023er Debütalbum
”Impermanence” sorgte der britische Musiker Dominic Sanderson für einiges Aufsehen in der Prog-Szene, auf dem Nachfolgealbum galt es nun, die dadurch entstandenen hohen Erwartungen zu erfüllen. Vorgezogenes Fazit: es ist ihm gelungen. Auf seiner Homepage gibt der junge Musiker (25 zum Zeitpunkt der Veröffentlichung) ein direkt ins Auge stechendes Statement ab, was seine Inspirationsquellen betrifft. Dort nennt er nämlich Steven Wilson, Marillion, King Crimson und Pink Floyd. Ein buntes Gemisch also. Hört man dies dem Album denn auch an? Die Antwort dürfte ein klares Jein sein. Der Rezensent hört King Crimson durchaus heraus, aber auch Van der Graaf Generator oder eine Prise Gentle Giant. Pink Floyd nur sehr marginal durch eine mal an Gilmour erinnernde Gitarre. Wilsons Experimentierfreudigkeit vielleicht, Marillion allerdings auf diesem Album überhaupt nicht.

Dementsprechend sind Fans von melodischem Neo Prog wohl kaum die von “Blazing Revolutions” angesprochene Hauptklientel, sondern eher die Fans des durchaus auch mal etwas sperrigen Symphonic Prog, dem auch gerne mal Passagen hinzugefügt werden, die in Richtung RIO oder Canterbury gehen. Der Gesang dürfte eher weniger als das Hauptkaufargument für diese Scheibe angesehen werden, dafür ist der Einfallsreichtum des Briten umso mehr als Markenzeichen des Künstlers anzusehen. Wobei Fans von Peter Hammill vermutlich gut klar kommen könnten mit dem präsentierten Gesang, denn bisweilen erinnern Gesang wie auch Arrangements an Van der Graaf Generator.

Auch wenn es gelegentlich etwas sperrig wirkt, so ist dies jedoch nie derart ausgeprägt und überzogen schräg, dass ein Fan des melodischen Wohlfühl-Sympho Prog gleich völlig abgeschreckt sein sollte. Im Gegenteil, wer einem Album auch gerne etwas Zeit zum “Wachsen” gibt, der wird hier viel Liebe zum Detail entdecken und letztlich mit einem tollen Album belohnt, das lediglich vier Titel enthält.

Es beginnt mit zwei Songs mit Spielzeiten von 10 ½ bzw. 12 Minuten (‘From the Weeping Cradle’ und ‘Faithless Folly’), die gleich die Klasse des Protagonisten und seiner musikalischen Begleiter aufzeigen. Beim Mellotronstreicher-Auftakt in ‘A Rite of Wrongs’ erwartet der Schreiberling anschließend die harte Gitarre von ‘Home Invasion’ von Wilsons Meisterwerk „Hand.Cannot.Erase“, doch stattdessen geht es beinahe folkig mit akustischer Gitarre und Flöte weiter. Als Höhepunkt folgt am Ende das 16-minütige ‚Lullaby for a Broken Dream‘. An einigen Stellen kommt eindeutig auch mal der Schweden-Klassiker Änglagård in den Sinn, nicht zuletzt durch teils intensive Nutzung des Mellotrons.

Ein großartiges Album, das dem Fan des komplexen, einfallsreichen Symphonic Prog sehr zu empfehlen ist.
Bewertung: 12/15 Punkten


Besetzung:
Dominic Sanderson – electric and acoustic guitars / vocals / mellotron
Tristan Apperley – bass guitar / violin
Jacob Hackett – drums / percussion
Embiye Adali – mellotron / Hammond organ / clavinet / piano / fender Rhodes piano
Andy Frizell – tenor sax / alto sax / baritone sax / flute

Joshua Joyner – percussion
Massimo Pieretti – piano

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Abbildungen: Dominic Sanderson