(41:10; CD, Digital, Vinyl; English Electric Recordings, 28.02.2025)
Dim Gray liefen tatsächlich bisher unter meinem Radar. Asche auf mein Haupt, ist die Musik der Norweger doch ein Magnet in Sachen modernem atmosphärischen Progressive Rock. Zusätzlich scheut sich die Band nicht, offenherzig Einflüsse aus Alternative, Pop und keltischen Sounds in ihre Musik spielerisch zu integrieren. Die zentrale Energiequelle ist der emotionale, sehr Falsett-artige Gesang von Sänger Oskar Holldorff, der auch bei den Proggern von Big Big Train im Live-Line-Up seine Position innehat. Diese Art Vocals, in Kombination mit vielen herzzerreißenden Melodien und Arrangements machen den hymnisch melancholischen New Artrock zu einer ganz speziellen Geschichte. Die – einmal davon erfasst – einen ganz schlecht wieder los lässt. Magst Du die nordische Schwermut, gepaart mit poppigen Melodien, liebst die genialen Giant Sky, Gazpacho, Leprous, Meer, Anathema und hast mit keltischen, gar Nordic Pop-affinen Sounds kein Problem, sollte dich „Shards” eigentlich komplett andocken. Bei mir hat es nach einigen Anläufen richtig gefunkt und der euphorische Überbau, die sehnsüchtig poppigen Melodien fließen mit Begeisterung auf einen über. Das keltisch angehauchte ‘Murals’ packt dein Herz, hat es doch was Begeisterndes, dem Du hoffentlich ebenfalls nicht widerstehen möchtest. ‘Feathers’ gewinnt Dich mit zauberhaften Details, Streichern und Soundtrack-haften Stimmungen, bei der das fast opernhafte Falsett jeden Trumpf für sich ausspielt. Dramatisch, melancholisch, fast festlich wogen die nordischen Melodien übers Meer. Holldorff verzaubert mit seinen emotionalen Vocals, schafft ganz eigene Welten – höre nur das märchenhafte, viel zu kurze ‘Mooneater’.
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‘Peril’ pusht mit poppiger Power und positiven Vibes, integriert U2-Gitarren, erzeugt große Stadion-Rock-Momente im Coldplay/Keane-Stil, was mich irgendwie seltsam fasziniert, sogar irritiert, aber auch wahnsinnig angefixt zurücklässt. Diese mutige offene Pathos-Affinität, das immer etwas drüber sein steht den Norwegern verdammt gut und ist einfach ansteckend. Höre ‘Little One’ oder den epischen Rauswurf ‘Attakulla’, dann erlebst Du eine Band, die komplett ihren eigenen Film spinnt, Welten mit dramatischen Tönen vor das geistige Auge malt. Es bordet fast jederzeit über. Erstaunlich, dass bis auf den letzten Zehnminüter jeder Song unter fünf Minuten bleibt, sind doch die epischen Melodien dafür ein eigentlicher Selbstläufer. Dim Gray spielen mit „Shards” eine Art Fantasy Prog/Pop, der mit Emotionalität und einer filmischen Dramaturgie und Detailfreude direkt ins offene Herz spielt. Ich bin begeistert, haben die Norweger doch komplett ihren eigenen Sound, gewinnen Hörer der oben genannten Bands mit Sicherheit spielerisch, ist der emotionale, begeisternde Habitus das leidenschaftliche Bindemittel.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Line-up:
Tom Ian Klungland – Drums, percussion and backing vocals
Håkon Høiberg – Electric and Acoustic Guitars, Mandolin, Lead Vocals on Track 3 and Parts of Track 6, Backing vocals
Milad Amouzegar – Electric and Acoustic Guitars, Persian Santoor and Setar, Additional Synth on Track 4 and Backing Vocals
Oskar Holldorff -Vocals, Keyboards, Programming, Additional Acoustic Guitar on Track 9
Kristian Kvaksrud – Electric Bass and Backing vocals
With:
Ellen-Martine Gismervik – Cello on tracks 2, 5, 6, 8 and 9
Nicoline Krohn Moland – Violin on tracks 2, 5, 6, 8 and 9
Vaarin – Vocals on track 2
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Rezensionen:
Konzertbericht Big Big Train, Dim Gray, 05.09.2022, Zoetermeer (NL), Boerderij
“Firmament” (2022)
“Flown” (2021)
Abbildungen: Dim Gray