(42:00, digital, CD, Vinyl, Eigenveröffentlichung, 26.03.2025)
Post aus Toronto – große Freude! Denn der AI-/KI-Warnruf ‘Futile’ von der EP “Leap Of Faith” war vor vier Jahren eines der Top-5-Lieblingslieder des Autoren des ganzen Jahres 2021 gewesen. Was ich also weiß, ist, wie sehr ich die Musik dieser Kanadier liebe. Andere Dinge habe ich ehrlich gesagt nie so richtig verstanden: Die Musik von Derev lebt – neben diesen Ohrmadenmelodien – von einer unverwechselbaren, relativ tiefen, warmen, virtuos, aber unaufgeregt eingesetzten Gesangsstimme. Das Line-up nennt “Mike Symons: Vocals” – und in den Credits: “Album Vocals by Adel Sadfou“. Die Band klärte das freundlicherweise auf, obwohl sie gerade in Ontario auf Tour waren, vgl. das “Nachgehakt” unten.
Apropos Stimme: ‘Buried Voice‘ führt zauberhaft in das Album und seine Themen ein. Ein “Troubled Brother” wird in einer Variation von Evangelisations- und Psychoanalyse-Szenarien ermutigt, vorzutreten und endlich die alten Lebenslügen loszulassen. Das Stück rockt mit dem wieder einmal melodisch großartigen Refrain in Midtempo los und ein erstes so delikates wie kurzes Gitarrensolo sorgt endgültig dafür, dass beim Hörer wirklich alle Antennen rausgezogen werden. Später hören wir auch den inneren Monolog des Troubled Brother – “What have I become (…) As my worlds collide?” Auf dem Schmerzens-Klimax “find my way back home” schlägt der Song um zu trügerischer Timotei-Reklame. Und endet einfach. Es bleibt also spannend…
Ein ’Cyclone’ ist bekanntlich ein Wirbelsturm, gibt aber auch ein verdammt gutes poetisches Bild für bestimmte mentale Zustände ab. Die erste Vorab-Single des Longplay-Debüts behandelt Enttäuschungen, die unser Protagonist anderen bereitet hat, aber auch das (rasend schnelle) Gedankenkarussell, das durch solche Zusammenhänge und Zustände entstehen kann. Und abermals ist hier eines dieser Gitarrensoli am Start, die in Sekunden alles sagen.
Was mag ein ‘Crawlspace’ sein? Auf jedem Fall erklingt in unserem Gedankenfilm jetzt kurz true O.S.T.-Soundtrack-Musik, als kurzes Intro, bevor wir ‘Room 9’ betreten. Auch hier geht es ungemütlich bis selbstzerstörerisch zu: “round and round, on an endless trail I ride”. Und “my sanity is gone (…) can’t escape this maze (…) get me out of this mind!” (who hasn’t been there, really?). Auch das Album Artwork führt diese Thematik des Labyrinths (das hier auch der Irrgarten des eigenen Geistes ist) – sehr gekonnt durch.
‘Paracusia’ sind akustische Halluzinationen, z. B. das gefürchtete “Stimmen hören”. Dennoch bleibt es hier mal instrumental. Die Geschichte zwischen äußerster Verwirrung und Heilssuche wird aber auch ohne Worte in hier eher Progressive Metal als Rock durchaus weitererzählt – es wird also dramatischer (und “proggiger”, also falls jemand Takte auszählen will…).
Es folgt ‘Tides of Time’, neben ‘Room 9’ Höhepunkt des Albums und daher verdiente zweite Single. Der tief verstörte Zustand des “Helden” wird uns hier anfangs mit einem Telefonstimmen-Effekt nahegebracht. “Let the rain wash away the scars of memories” ist eines der Leitmotive, die das ganze Album durchziehen, hier aber kulminiert das in einem berückenden Chorus. Gekrönt von einem dieser atemberaubenden Gitarrensoli, die – youknowschon.
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‘Darker Self’ entwickelt die Story weiter (“in my darkest hour”, “set it all on fire“) bis zum wenigstens etwas Hoffnung vermittelnden Finale ‘A Trace Within’: “Found me a trace.”
Bewertung: 13/15 Punkten
Nachgehakt bei Derev:
So what’s up with the mystery of your singer?
Adel was able to record the album from his studio in Amsterdam, but the plan is to have Mike Symons on vocals moving forward as Adel is too far from us to be able to tour and commit to the band full time. So Mike is touring with us and will be the voice of Derev moving forward.
And while we’re at it: “Troubled Mind” (who hasn’t one these days?), ‘Buried Voice’, the story told in the Vid for ‘Tides Of Time’ – is there an underlying concept of mental “states” here?
Yes, every song in the album is discussing a mental illness or a mental state of mind. While there’s no direct connection between the songs, all of them fall under the same umbrella of Troubled mind… hence the name.
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Line-up:
Ron Zehavi – Keyboards
Stan Komarovsky – Bass
Mike Symons – Vocals
Armando Bablanian – Guitars
Michel Karakach – Drums
Adel Sadflou – „Album Vocals“
Hiske Oosterwijk – „featured on ‚A Trace Within”
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Abbildungen: Derev