(40:00; Digital, CD, Vinyl; Prophecy Productions, 07.02.2025)
Wieder so eine verdammt perfekte Winterplatte? Unreqvited, das Projekt des Kanadiers Ghost, will es mit “Pathway To The Moon” so richtig wissen und stürzt sich in romantischen, fast filmischen Bombast. Die stimmungsvollen Vorgänger, die ich alle jederzeit gern als Vinyl auflege, bestachen schon mit recht formvollendetem kitschig, epischen Blackgaze-Sound. Dieser Weg wird auf der neuen Veröffentlichung noch um einiges direkter gegangen. Ein gesundes Maß an Black Metal (Kreischgesang, schwere metallische Riffs) blieben natürlich erhalten, nur wird der sehnsüchtig schmachtend romantische Rahmen um ein vielfaches Ausmaß mehr in die epische Breite musiziert. Jubilierende Chöre, melancholische Alcest-Momente und pastoraler Post Rock, wie ihn zuletzt die Japaner von MONO auf höchste Ebenen gehievt haben. Der melodische Doom/Dark/Athmo/Melodic Black Metal der Neunziger in seiner Blütezeit schwingt hier und da in den orchestralen Synth-Bombast-Momenten ebenfalls ordentlich mit, was hier und da nostalgische Anflüge verschafft.
Nach kurzem Intro schwarzwurzelt man zwar kurz so richtig mit ‘The Antimatter’ in die Vollen, aber es braucht nicht viel Zeit, da findet man sich nach kurzem Aufbrausen in schwelgerisch filmischem Bombast wieder. In Hall getauchte Sehnsucht-Vocals wiegen einen fürs Erste in Sicherheit, die Krallen dank fetter Riffs fährt man dann trotzdem im Elfminüter nochmal ordentlich aus. Das ein ums andere Mal musste ich an die letzte, sehr bombastische Ihsahn denken, die ebenfalls ganz tief mit der Bombast-Keule geschwungen hat. Zu Songs wie ‘The Starforger’ würde der beinharte Metaller Mädchen-Metal sagen, für Alcest-Fans, generell Hörern mit Hang zu verträumtem Wohlfühl-Metal dürfte es die perfekte Alternative darstellen. Natürlich schwingt der Kanadier die orchestrale Keule um einiges mehr als es die klarer strukturierten Franzosen tun, das sehnsüchtige, weiche Element in den Hooks und die permanent sanfte vernebelte Atmosphäre erlaubt den Vergleich aber jederzeit. Die schmachtenden Vocals sind, so man es mag, aber auch Kaugummi und Zuckerwatte in einem. Wer zum schleppenden, vollends überladenen Kitsch in ‘Void Essence, Frozen Teams’ nicht Bilderfluten und Sehnsucht nach der Liebsten entwickelt, der ist wohl etwas tot im Inneren.
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Spielerisch werden eindringliche metallische Lead-Gitarren über den eh schon massiven Blackgaze-Teppich gestapelt, die immer etwas Goth-artigen Atmosphären+Synths, der schmerzfreie harmonische Black-Metal-Kreischgesang haben definitiv Fantasy-Soundtrack Charakter. Wenn man sich in die wenig originellen, aber dafür zupackend schönen Sounds bei Songlängen zwischen acht und elf Minuten nicht von ganz allein vergisst und verliert, dann weiß ich auch nicht.
‘Into The Starlit Beyond’ schwebt und schwebt und schmachtet und leidet liebestrunken. Auch wenn kleine schwarzseherische Vocal-Momente hintergründig kleine Kontraste setzen, wissen die verträumten normalen Vocals mit betörender Melodik das Ohr mit Sanftmut zu therapieren. Das ambiente Outro ‘Celestial Sleep’ beendet ein Album, das jeden Freund von Alcest, Violet Cold, Skyforest, So Far As i Know, MONO, Doom, Melodic Black Metal, Blackgaze mit Hang zum orchestral romantischen Kitsch, zum Verweilen an imaginären Wohlfühl-Inseln einlädt. Hier und da jubiliert das lichtere Moment um einiges mehr als auf den Vorgängern. Die klebrig süßen Vocals nebst fiesem Kreischgesang, die tragischen Melodien sind vollmundige Melancholie Bäder und machen auch dieses Album zum perfekten romantisch düsteren Trip. Das alles gut produziert und in verschiedenen Special-Editions bestellbar, versteht sich beim Label eh von allein.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Rezensionen:
“Beautiful Ghosts” (2021)
“Mosaic II” (2020)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Prophecy Productions zur Verfügung gestellt.