Onioroshi – Shrine

(54:25; CD, Digital, Vinyl; Bitume Prods, 21.02.2025)
Mit sehr eigenwillig komplexen Klängen debütiert dieses italienische Trio. Progressive, komplexe Klänge, die sich verschlungen innerhalb von drei Longtracks durch ein Sammelsurium an Welten und Gängen fortbewegt. Langsam, ganz entspannt empfängt Dich das Opening ‘Pyramid’ mit sanft psychedelischen Akkorden, baut seelenruhig Stein auf Stein, ähnlich der großen Tool findet sich Schicht um Schicht das Bild zusammen. Der Sound ist angenehm lo-fi, schleppende Doublebass, hymnische Gitarren und strange, eher hintergründige Vocals erzeugen erstmal ein hypnotisch, fast Mantra-artiges Gebilde. Dies wird dann nach einiger Zeit mit sperrigen, progressiv zerrenden Parts über den Haufen gespielt. Wabernder, kantig experimenteller Jam/Space Rock – nahezu durchgehend schleppend – wogt zwischen postrockigen Anwandlungen und einiges an psychedelisch ausufernder Epik hin und her. Dies erzeugt mit gelegentlichen Vocals Abwechslung im Setting, möchte sich aber nie als zu eingängig darstellen. Das Gitarrenspiel fuzzt und schwelt noisig zu den vertrackten Drums, man findet dunkle Space Rock-Räume, die zum Eintauchen einladen.

Tool sind ein gehöriger Einfluss im Sound der Italiener, ohne dass man davon sprechen sollte, dass die Musiker reines Epigonentum betreiben. Im Gegenteil, mit den eher surrealen Vocals und komplexen Rhythmen suchen und finden die Südeuropäer immer wieder einen gewissen Alleinstellungswert. ‘Laborintus’ ist ebenfalls wieder hypnotisch, sperrig, schleppend, Tribal-artige Drums und markante Bass-Läufe wollen auch hier nicht den Tool-Verweis leugnen. Der Sound ist dreckig, gefühlt nah an einer Live-Session und erfordert schon konzentriertes Zuhören. Die Detailfreude in den psychedelischen Riffs, der seltsamen Gesänge und verspielten Rhythmen lässt aber keine Langeweile aufkommen und macht auch das abschließend längste Stück ‘Egg’ mit über 20 Minuten zu einer Herausforderung. Man weicht vom eher schleppenden Modus nicht ab, pulsiert unruhig mit teils disharmonisch, aggressiven Vocals am Rande des Zumutbaren. Der wahlweise knochentrockene Sound hat dann insgesamt eher was von etwas versalzenem Essen oder zu trockenem Wein, wiederum wird im Mittelteil mit gekonnt melancholisch düsteren Stille-Parts wieder Boden gut gemacht. Hier bekommt die Musik Luft zugesprochen, atmet den Hauch von feierlichem Postrock. Für Freunde von Tool, atmosphärisch sperrigem Prog/Psych/Noise-Rock sind die Italiener eine Nuss, die geknackt werden könnte, vorausgesetzt man beißt sich durch. Interessantes Album allemal.
Bewertung: 10/15 Punkten

Shrine von ONIOROSHI

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Bitume Prods zur Verfügung gestellt.