Moses Yoofee Trio – MYT
(36:23; Vinyl, CD, Digital; Leiter, 07.02.2025)
Wer einen Prinzen sucht, muss viele Frösche küssen, denke ich immer, wenn ich mich durch Playlists wie z. B. “Release Radar” oder “New In Jazz” o.Ä. durchhöre. Nach zehn Sekunden des Songs ‘Ridgewalk’ allerdings war klar: Album checken. “MYT” heißt es und kommt am 7. Februar 2025 raus. Die drei vorab veröffentlichten Songs geben einen sehr guten Eindruck von dem Album, das unter zeitgenössischem Jazz eingeordnet ist. Was aber zum Glück nicht die ganze Wahrheit ist. Denn dazu kommen Elemente aus Hip-Hop, Elektronik, Soul und Rhythm and Blues – und genau das macht diese spannende Mischung aus, die dieses Album niemals langweilig werden lässt.
Der längste Track ‘Gemini’ dauert 4:22 Minuten, der kürzeste 49 Sekunden – kurzweilig ist alles. Bis auf die zwei Tracks mit Gastvokalisten (Rapper ENNY in ‘Green Light’ und EVÎN in ‘This Could Be The End’) ist alles instrumental, und doch passiert so viel, dass die Besetzung völlig ausreichend ist. Der Sound ist transparent, Noah Fürbringer am Schlagzeug spielt so mitreißend, dass selbst entspannte Passagen den Hörer nicht ins Zurücklehnen entlassen, sondern mitnehmen zum nächsten Effekt. Derer gibt es viele, zusätzlich zu den abwechslungsreichen musikalischen Themen: Taktwechsel und Tempi, Soli und die vielen elektronischen Dinge (der universelle Überbegriff für all die verschiedenen Elemente, die nicht analog gespielt werden). Der Bass ist … toll. Mir fällt kein anderes Wort dafür ein, auch nach ausgiebigem Video-Studium im Netz. Roman Klobe-Barangă steht in allen Videos relativ gechillt da und spielt einfach. Herrlich. Was Moses Yoofee an den vielen Keyboards gleichzeitig tut, ist dagegen regelrecht Sport. Wieviel Hände und Finger hat der eigentlich?
Dieses Trio unter der Leitung von Moses Yoofee Vester, das 2024 die Jazzbühnen in Deutschland aufgemischt hat und nun mit dem Deutscher Jazzpreis bester Live Act 2024 im Instrumentenkoffer durch die Welt tourt, macht richtig Spaß. Eingangs erwähnter Moses Yoofee (geboren 1999) ist nicht nur studierter Jazzpianist und Musiker, sondern auch Produzent und Komponist, der mit dem 2023 gegründeten Trio schon eine erste EP namens “Oceans” herausgebracht hat, die übrigens auch sehr gut klingt und auf der die Grundlagen des ganz eigenen Stils schon klar zu erkennen sind.
Wie so oft bei inspirierten, talentierten, gut vernetzten Musikern ist der Werdegang eines jeden der drei Musiker beeindruckend vielfältig, und ich wiederhole hier nicht alle Details. Diese Infos sind hier schön vom Label zusammengefasst.
Abschließend bleibt zu hoffen, dass diese drei Musiker sich weiterhin zu gemeinsamen Sessions, Auftritten und Alben zusammentun, denn was hier auf die Ohren trifft, ist richtig gut.
Bewertung: 11/15 Punkten
Line-Up:
Moses Yoofee – keyboards
Roman Klobe-Barangă – bass
Noah Fürbringer – drums
Guests:
ENNY – vocals (3)
Wanja Slavin – Sax (11)
EVÎN – vocals (12)
Surftipps zu Moses Yoofee Trio:
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Fotos mit freundlicher Genehmigung des Leiter-Verlags.