Dreamfish – Dreamfish (Reissue)

Dreamfish - Dreamfish (Reissue) (Silent State Recordings, 05.1993/07.03.2025)
Credit: Juliane Hohlbaum
(1:10:48; Vinyl, Digital; Silent State Recordings, 05.05.1995/07.03.2025)
Alle Jahre wieder beglücken uns Nils Wortmann und sein Label Silent State Recordings mit liebevoll gemachten Vinyl-Reissues aus dem umfangreichen Back-Katalog von Peter Kuhlmann alias Pete Namlook.

For me, the work of Silent State Recordings can be summarized as follows: The label re-releases ambient music by adding its own little note. Digital music that has already been released on analog media is suddenly offered digitally again and pressed onto other analog media. This interplay between digital, analog, digital, analog is the central theme of the design. Digital elements are printed as an analogue medium and then digitized again to finally appear printed again on the record cover you are holding in your hands. I hope you enjoy it.
JH

Auch mit der fünften Wiederveröffentlichung (nach “Air • You”, “Silence”, “Air II” und “The Fires Of Ork”) ist man sich treu geblieben, indem man sich erneut eines der Ambient-Projekte des Frankfurter Musikers und Produzenten annahm – nämlich Dreamfish und deren bereits 1993 erschienenes Debütalbum gleichen Namens.
Wie auch bei The Fires Of Ork handelt es sich bei Dreamfish um eine Kooperation von Pete Namlook mit einem anderen Musiker, allerdings nicht erneut mit Geir Jenssen, sondern mit dem englischen DJ Mixmaster Morris, der mit bürgerlichem Namen Morris Gould heißt.


Insgesamt beinhaltet “Dreamfish” vier Stücke, die jeweils eine Vinyl-Seite in Anspruch nehmen und eine Lauflänge zwischen knapp neuneinhalb und fast 28 Minuten haben. “Dreamfish” ist, wie bereits anfangs erwähnt, ein Album, das dem Ambient zuzurechnen ist, unterscheidet sich dabei aber deutlich von anderen Namlook-Projekten dieses Genres. Insbesondere deswegen, da Gould und Kuhlmann hier vermehrt mit Loops gearbeitet haben, welche der Platte einen leichten Trance-Touch geben.

Dies wird schon beim tiefenentspannten 18-minütigen Opener ‘School Of Fish’ deutlich, welcher durch zahlreiche, sich andauernd wiederholende, phantasmagorische Ambient-Sounds ganz langsam ins Unterbewusstsein vordringt und so eine leicht sedierende Wirkung entfaltet. Musik, zu deren zarten Rhythmen man sich tatsächlich vorstellen könnte, geradewegs durch einen Schwarm von Fischen zu schweben. Beats hingegen, die ja oft mit Trance einhergehen, sucht man bei diesem Stück und generell auf “Dreamfish” vergebens. Was bemerkenswert ist, da doch Techno und Eurodance Anfang der 90er Jahre ihre Hochzeiten hatten.

Ganz ohne Rhythmik kommt allerdings auch “Dreamfish” nicht aus, was ganz besonders beim epischen, fast halbstündigen ‘Hymn’ zu hören ist. Doch sind es keine basslastigen Beats, sondern drone-ähnliche repetitive Rhythmen, die von spacigen Synthie-Sounds begleitet werden, die dieses Stück immer weiter vorantreiben und eine unheimliche Spannung erzeugen. So findet man sich in einem Zustand der ständigen Erwartung wieder, dass jeden Moment ein fetter basslastiger Beat einsetzen müsste – der allerdings nie kommt. Denn kurz vor dem erwarteten Höhepunkt setzen Variationen im Sound ein, die die Spannungskurve des Stückes, den Wellen eines Ozeans gleich, einem ständigen Ebb & Flow folgen lassen, ohne dass diese jemals final gegen die Klippen der Küste branden würden.

Regelrecht sanft, aber mit verdammt viel Tiefgang kommt das dritte Stück der Aufnahme daher, denn bei ‘Fishology’ überkommt einen das Gefühl, ganz langsam in die Tiefen der See hinabzuschweben. Wo man sich dann wohl letztendlich auch beim abschließenden ‘Under Water’ befindet, dem letzten Stück dieses ersten Dreamfish-Albums. Es ist ein Track, der trotz einer Länge von mehr als 18 Minuten weder über echte Melodien noch über eine identifizierbare Rhythmik verfügt. So wird die Fremde der Tiefsee plötzlich spürbar, und was zu Beginn noch als beklemmend empfunden wurde, verwandelt sich, je länger man dort unten verweilt, in eine von Hoffnung und Schönheit durchflutete Welt der Ruhe, an der der Faktor Zeit keine Rolle mehr spielt. Und so klingt “Dreamfish” auch 32 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch immer frisch, unverbraucht und zeitlos.


Was das Design dieser Wiederveröffentlichung betrifft, so ist man auch mit “Dreamfish” im Großen und Ganzen der minimalistischen Tradition der bisherigen PeteNamlook-Reissues treu geblieben. Zwar hat man für das Cover-Artwork nicht das Original der englischen “Rising High Records”-Ausgabe verwendet, dafür aber jenes der ’93er “Fax +49-69/450464”-Version, welches stilistisch an die Cover anderer Namlook-Projekte angelehnt ist. Ein Bild vom namensgebenden Dreamfish findet man dafür auf der Innenseite des Klappcovers.

Als Bonus beinhaltet die Platte zudem ein Beiblatt, auf dem James Webb beschreibt, welche Bedeutung das Album für ihn persönlich hatte. Zudem ist der Vinyl-Ausgabe eine hübsche Postkarte beigelegt worden.

Begrüßenswert ist zudem, dass man, anders als zuletzt bei The Fires Of Ork, Textplatzierung, Typeface und Font wieder den ersten vier Reissues angeglichen hat. Allerdings prangt dieses Mal nicht der Name Pete Namlook vom Rücken des Covers, sondern der eigentliche Name des Projektes: Dreamfish.
Ohne Bewertung

Anmerkung:
Die Pre-Order für das Album ist bereits am 07. Februar 2025 angelaufen.


Dreamfish (Remaster 2025) von Dreamfish

Credit: Prog in Focus

Besetzung:
Pete Namlook
Mixmaster Morris

Diskografie (Studioalben):
“Dreamfish” (1993)
“Dreamfish II” (1995)

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Credit: Prog in Focus

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Rezensionen:
The Fires Of Ork – “The Fires Of Ork” (Reissue) (1993/2024)
Air – “Air II • Travelling Without Moving” (Reissue) (2024)
Silence – “Silence” (Reissue) (2022/2023)
Air – “Air • You” (Reissue) (2021)
Klaus Schulze & Pete Namlook – “The Dark Side Of The Moog Vol. 9-11” (2016)
Klaus Schulze & Pete Namlook – “The Dark Side Of The Moog Vol. 5-8” (2016)
Klaus Schulze & Pete Namlook – “The Dark Side Of The Moog Vol. 1-4” (2016)

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Silent State Recordings zur Verfügung gestellt.