Dobbeltgjenger – Master Of Failure

(39:50; Vinyl, CD, Digital; Apollon Records, 14.02.2025)
… und wieder eine Band aus Bergen/Norwegen, nur diesmal aus einer komplett anderen Stilistik. Statt Black Metal oder Vintage Rock bekommt es der Hörer bei Doppeltgjenger mit einer stilsicheren, sehr offenen Version des Alternative Rock mit vielen elektronischen Einflüssen, New Wave, Indie Folk und tanzbarem Rock zu tun. Akustisch und sanft steigt man mit ‘Master Of Failure (Part One)’ ins Album ein, eine Desert/Americana-Größe wie Calexico fährt einem sofort ins Gedächtnis. Das folgende, von psychedelischen Flöten und tollen dramatischen Streichern unterstützte ‘Weatherman’ ist definitiv ein feiner Indie Hit, erinnert an die Dramatik solcher Psych Pop-Bands wie Mercury Rev und gesanglich muss ich an die norwegischen Melancholiker von Minor Majority denken. In jedem Fall ist das Ganze sehr emotional und melancholietrunken. Lässig mit Bläsern und tanzbarem Groove spaziert ‘Isolation’ in bester danciger Arcade Fire-Manier über den Floor – tolle mehrstimmige Chorus-Parts runden es zusätzlich perfekt ab.

Das elektronisch rockige ‘Ticket To The Bogeyman’ ist ein kurzes, eingängiges und energetisches Stück Alternative Pop, das zum Zappeln animiert, während die Piano Ballade ‘Credit Card’ fast schon purer Pop ist (sic, ich musste an so manche Take That-Ballade denken), die dann aber zum Glück ab der Hälfte zu einem orchestralen Stück Synth-Rock mutiert. ‘F.M.L’ und vor allem das kitschig poppige ‘Right Now I Feel Alright’ sind ebenfalls für die Tanzfläche komponierter Dance-Rock/Pop inklusive New Wave-affiner Vocals. Erneut mit der elektronisch/poppigen Seite einer Band wie Arcade Fire musizierend, schmachtet der mehr als eingängige Refrain von ‘Good-looking Human On The Side Of The Road’ noch Stunden später durch die inneren Sensoren. Das fünfte Album der Norweger ist so typisch selbstverständlicher skandinavischer Pop/Rock mit dem dafür bekannten musikalischen unverkrampften Verständnis aus verschrobenen und gleichzeitig schwer poppigen Melodien. Etwas Black Keys mit weniger Rock ist ‘Chameleon Life’ – der Refrain ist erneut klebrig verschmitzt und anmaßend hymnisch. Mit dem orchestralen Rock in ‘Growing is Too Dull’ und dem folkigen Schlussstück ‘Master Of Failure (Part Two)’ geht ein sehr buntes Album zu Ende, bei dem man natürlich etwas Offenheit in Sachen Stilistik mitbringen muss. Mir hat die wieder mal sehr offene Gangart der Skandinavier gut gemundet und statt der üblichen eher düsteren Sounds etwas Sommer in den Winter gebracht.
Bewertung: 11/15 Punkten


Line-Up:
Vegard Wikne – Lead vocals, guitars and keys
Sondre Veland – Drums
Bastian Veland – Synth and guitars
Jone Kuven – Bass

Discografie (Studioalben):
“When I’ve Gone To Space” (2016)
“Limbohead” (2018)
“Smooth Failing” (2021)
“The Twins” (2023)

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Rezensionen:
“The Twins” (2023)
“Limbo Head” (2018)

Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Apollon Records zur Verfügung gestellt.