Classic Albums Live: “You All Look The Same To Me” & “Controlling Crowds”
So war meine Freude riesig, als im Juli 2024 eine Classic Albums Tour angekündigt wurde. Eine Konzertreise, die Archive jeweils für zwei Auftritte an aufeinander folgenden Tagen in eine Stadt führen sollte. Während am ersten Abend “You All Look The Same To Me” und dessen Nachfolgealbum “Noise” auf dem Programm stehen würden, kündigte man für den zweiten Tag die Aufführung der beiden “Controlling Crowds”-Alben an. Die einzigen Deutschlandkonzerte sollten in Berlin stattfinden, was für mich zu weit entfernt war. So orderte ich ohne groß zu zögern zwei Tickets für die Auftritte im nahe gelegenen belgischen Seraing. Man gönnt sich ja sonst nicht!?
Vielleicht doch. Denn als später weitere Tourdaten angekündigt wurden, allerdings mit jeweils nur einem Konzert pro Stadt, war auch das luxemburgische Esch mit dabei. Auf dem Programm standen für diese Abende die zwei vielleicht größten und beliebtesten Alben der Band: “You All Look The Same To Me” und “Controlling Crowds”. Manchmal gönnt man sich eben etwas mehr!
Black Doldrums
Opener für Archive war bei dieser Tournee das englische Trio Black Doldrums. Eine Band, die stilistisch Ähnlichkeiten zu The Cure, New Order und Årabrot aufweist und zudem mit Elementen aus Shoegaze, Post Rock und Drone experimentierte.
Black Doldrums erzeugten mithilfe von Gitarre, Bass und Schlagzeug ein dichtes Soundgerüst, das durch eingespielte Synthiesounds an zusätzlicher Tiefe gewann. Rhythmisch wies der Klang der Band innerhalb einzelner Stücke nur wenig Abwechslung auf, wirkte aufgrund des repetitiven Schlagzeugs und des treibenden Basses dafür aber enorm hypnotisierend. Ein Grundgerüst wie ein mechanisches Uhrwerk, über dem Gitarrensounds zwischen Gaze und Post Rock zu schweben schienen. Dazu der akzentuierte Gesang von Frontmann Kevin Goddart, der der Band eine ansprechende Dark-Wave- und Post-Punk- Note verlieh.
Besetzung:
Kevin Goddard (Gitarre/Gesang)
Sophie Landers (Schlagzeug)
Daniel Armstrong (Bass)
Archive
Nachdem im Zusammenhang mit dem jüngste Reissues von “You All Look The Same To Me” auch ein teils neu eingespielter Track namens ‘Personal Army’ veröffentlicht wurde, stand die große Frage bzw. vielmehr die leise Hoffnung im Raum, dass der damalige Archive-Sänger Craig Walker für die “Classic Albums Live 2025”-Tournee zum Kollektiv zurückkehren würde. Zudem war im Vorfeld dieser Tour noch unklar gewesen, ob Rosko John ein weiteres Mal die Rap-Parts bei “Controlling Crowds” übernehmen würde und welche Sängerin das Kollektiv dieses Mal auf bei seinen Auftritte begleiten würde.
So startete das Konzert direkt mit einem doppelten Paukenschlag in Form des epischen ‘Controlling Crowds’ und der treibendem Single ‘Bullets’, den beiden ersten Stücken des “Controlling Crowds”-Albums. Für kurze Zeit kam so die Hoffnung auf, das Archive, anders als in der Vergangenheit, die ersten drei Teile ihres Konzeptalbums endlich einmal in der originalen Reihenfolge spielen könnten. Aber Pustekuchen, denn Dinge, die konzeptionell vielleicht Sinn ergeben würden, sind der Dynamik eines Konzertes nicht unbedingt förderlich. So verzichtete man an dieser Stelle auf das etwas ruhigere ‘Words On Signs’ und legte stattdessen mit einem großartigen ‘Kings Of Speed’ nach.
‘Collapse/Collide’ war dann der erste wirklich große Moment für Lisa Mottram, bei dem die Sängerin das Publikum für fast zehn Minuten mit einer intensiven gesanglichen Leistung in ihren Bann schlug. Ein kleines Meisterwerk das im Anschluss von fetten Beats und monotonem Gesang in Form von ‘Clones’ abgelöst wurde.
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Das anschließende ‘Word On Signs’ war da schon um einiges getragener und bohrte sich mit seinem einprägsamen, dreistimmigen Chorus schnell in jeden Gehörgang ein und begeisterte mit seinen Gitarren- und Pianoklängen einen jeden Prog-Fan… Es war der Auftakt zu zwei weiteren eher ruhigen Stücken, nämlich dem von Lisa Mottram vorgetragenen ‘Whore’ und der zerbrechlichen, ebenfalls von Lisa eingesungenen Pianoballade ‘Now And Then’. Es war die Ruhe vor dem Sturm, die perfekte Einstimmung auf das was in den nächsten 15 Minuten folgen sollte, denn mit “Finding It So Hard” packten Keeler, Griffiths und Co. endlich den ersten der beiden Longtracks aus, die maßgeblich für den Erfolg von “You All Look The Same To Me” verantwortlich waren. Eingängige Trip-Hop-Beats, der hypnotisierende Gesang von Dave Penn, die sanft und wabernden Synthies, und die vielen in die Länge gezogenen Noten die sich kaum merkbar, aber stetig verändern und dafür sorgten, dass die Stimmung immer intensiver wurde. Und dann am Ende, die immer intensiver werdende Rhythmik, überwältigende Drones und ein Crescendo, das in bester Post-Rock-Tradition steht. Was für ein Trip!
Besetzung:
Darius Keeler – Keyboards
Danny Griffiths – Keyboards
Pollard Berrier – Gesang, Gitarre
Dave Pen – Gesang, Gitarre
Mike Hurcombe – Gitarre
Jonathan Noyce – Bass
Steve Barnard – Schlagzeug
Lisa Mottram – Gesang
Jimmy Collins – Rap
Fotos: Prog In Focus
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Rezensionen:
“You All Look The Same To Me / Noise” (Reissue) (2002/2004/2024)
“Voleuses (Musique du film Netflix)” (2023/2024)
“Super8” (2023)
“Call To Arms & Angels” (2022)
“Versions: Remixed” (2020)
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“Noise” (2004)
“You All Look The Same To Me” (2002)
Interviews:
Darius Keeler About “Call To Arms & Angels”, Genres, Influences & Red Lines (2022)
Darius Keeler über “Call To Arms & Angels”, Genres, Einflüsse und Rote Linien (2022)
Liveberichte:
17.11.23, Esch-Uelzecht (LU), Rockhal Club
26.10.23, Wiesbaden, Schlachthof
31.10.19, Köln, E-Werk
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Veranstalter & Venue: Rockhal