(65:38, CD, Digital, Six Degrees Records, 11.10.2024)
Auf ihrem achten Album befindet sich das Afro Celt Sound System auf einem Scheideweg. Gründer und Hauptprotagonist Simon Emmerson verstarb am 13. März 2023, also mitten in den Aufnahmen zu „Ova“, die Bandmitglieder N’Faly Kouyate (Gesang, Kora, Balafon, Kalebasse) und Johnny Kalsi (Dhol, Tabla) gaben an, nach der „Ova“-Promotiontour die Band zu verlassen. Somit könnte dieses Album tatsächlich der Schwanengesang einer spektakulären Sache sein, die 1992 ihren Anfang nahm (Emmerson stellte bei der Produktion von Baaba Maals Album „Lam Toro“ fest, dass es nicht unerhebliche Gemeinsamkeiten zwischen afrikanischer und keltischer Musik gibt) und mit dem Debütalbum “Sound Magic”, damals noch auf Peter Gabriels Real World-Label, zum Höhenflug ansetzte. Die einzigartige Symbiose aus afrikanischer und keltischer Folklore machte das Afro Celt Sound System zum Überflieger der World Musik, bei dem sich Stars wie Peter Gabriel, Robert Plant, Sinead O’Connor oder Heather Nova die Studioklinke in die Hand gaben.
Wuchtige Percussioneruptionen und perlende Kora-Sounds auf der einen, Violinen, Flöten, Bodhran und Bagpipes auf der anderen Seite verschmelzen auch auf „Ova“ (eine Anspielung zum Peter Gabriel-Jahrtausendwendeprojekt „Ovo“, an welchem das System in nicht unerheblicher Weise mit integriert war) zu einem faszinierenden Crossover. Mit Sänger und Flötist Rioghnach Connolly, Robbie Harris (Bodhran), Ewen Henderson (Violine) und Simon ‚Mass‘ Massey (Sounds) sind auch wieder Veteranen des Afro Celt Soundkosmos mit dabei. Und sogar Sänger Iarla Ó Lionáird ist auf einem Titel wie ‚AM‘ zu hören. „Ova“ startet mit dem eher nachdenklichen, semi-instrumentalen ‚This Hawk Owl’s Lament‘, ehe mit ‚The Mantra‘ und vordergründigen Tablas, Violine (hier gespielt von Peter Tickell) und Kora sowie den traumwandlerischen Vocals von Rioghnach Connolly ein Mantra in Sound farbenfroh vorbeizieht. ‚Magical Love‘ gibt sich als geschmeidiger World Pop, das instrumentale ‚Radio Bonza‘ ist ein treibendes, mit Uilleann Pipes und Balafon garniertes Bodhran’n-Dhol-Geschütz. Kurzweilig, mitreißend, spannend – Afro Celt Sound System. Wir sind gespannt, wie es hiermit weitergeht. Wenn es weitergehen sollte.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Abbildung: Afro Celt Sound System