Toy Weather – Feathers In A Strange Wind

Toy Weather - Feathers In A Strange Wind (Apollon, 31.01.2025) COVER(39:55; Vinyl, CD, Digital; Apollon Records, 31.01.2025)
Die Norweger von Toy Weather werden für Freunde von David Sylvian, Airbag, Rhys Marsh, No-Man und Pink Floyd wohl eine feine Entdeckung darstellen. Etwas Robert Wyatt, später David Bowie und die ruhigen Van Der Graaf Generator lassen sich hier noch zusätzlich erwähnen. Mit richtig toller Produktion und prägnant erzählerischen Vocals von Sänger Svein (Szene-Legende im Bergener Musik- & Kulturkreis) startet man im atmosphärischen ‘Wild Geese’. Wer wird beim Klang der Stimme, ihrer Art im Ausdruck, nicht automatisch an David Sylvian denken (vor allem an sein großartiges Album “Dead Bees On A Cake”)? Dazu diese Räume erzeugenden, voluminösen, ambienten Klangkathedralen, die mit wohl durchdachtem Art Rock nebst intensivem Crescendo den Opener schon mal perfekt in Szene setzen.
‘Woodstock Morning’ driftet langsam und ähnlich voluminös, dank der Produktion des Sounds und wird jeden Pink-Floyd-Fan für fünf Minuten selig machen, versprochen! Der sehnsüchtige Gilmour-Gesang, die punktuell großartigen Gitarren-Akkorde und die wehmütige Melancholie sind ein absolutes Album-Highlight. Mit etwas mehr an Psych Pop (einer Band wie The Church nicht unähnlich) spielt das sanft rockige ‘A Part Of You’, während die erzählerisch etwas experimentelleren Art-Pop-Stücke ‘Matador’ und ‘Tangles’ mit ihren Klang-Collagen und schrägen Pop-Einflüssen unweigerlich David Sylvian, wahlweise Peter Hammill, ins musikalische Gedächtnis rufen. Mit verspieltem Piano, Streichern und erneut viel David Sylvian-/Robert Wyatt-Atmosphäre schmeichelt das melancholisch poetische ‘Maybe It’s Sad’ den Ohren der Hörer. Mit schönen akustischen Gitarren und Mellotron-artigen Szenarien groovt das angenehm jazzig-vertrackte ‘Days’ wie ein altes liegengebliebenes Jansen-/Barbieri-/Kahn-Fundstück. ‘Sleepy Town 1973’ hat dann nochmal einiges an Wehmut im Gepäck, die dank wunderschöner Streicher und akustischer Gitarren die aufgehende Morgensonne begrüßen.

Klanglich wahrlich gut in Szene gesetzt, gelingt der Spagat zwischen klar strukturiertem New Artrock, dem immer etwas Melancholie innewohnt, und verspielten kleinen Experimenten, die immer etwas Nähe zu Prog und Artpop aufrechterhalten. Die Songs sind meist nicht länger als vier Minuten, leben von der wirklich sehr transparenten, detaillierten Soundkulisse, über der sich Sänger Svein als David Sylvain-Soundalike einige Freunde machen wird. Die Norweger gehen nicht in Schönmalerei unter, sondern setzen mit kleinen experimentellen Spielereien einige Akzente, ohne aber den grundsätzlich atmosphärischen Flow zu stören – ein schönes, empfehlenswertes skandinavisches New-Artrock-Gewächs.
Bewertung: 12/15 Punkten

Feathers in a strange wind von Toy Weather


Line-Up:
Svein Hovland – Vocals & Guitar
Frank Hovland – Bass
Rune Kogstad – Drums

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Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Apollon Records zur Verfügung gestellt.