The Halo Effect – March Of The Unheard

The Halo Effect - March Of The Unheard (Nuclear Blast/Warner, 10.01.2025) COVER(44:12; Vinyl, CD, Digital; Nuclear Blast/Warner, 10.01.2025)
The Halo Effect ist neben Dark Tranquillity und Cemetery Gates die dritte Band, bei der der Schwede Mikael Stanne als Lead-Sänger fungiert. Sowohl mit seiner Stammband Dark Tranquillity als auch mit seinem All-Star-Gothic-Metal-Projekt Cemetery Gates war der Schwede fleißig gewesen, sodass im letzten Jahr mit “Endtime Signals” und “Nordic Gothic” zwei eindrucksvolle, aber grundverschiedene Alben mit ihm als Lead-Sänger erschienen. Dass mit “March Of The Unheard” nun bereits das dritte Stanne-Album binnen fünf Monaten erscheint, mag überraschend sein. Dass “March Of The Unheard” den beiden anderen Alben in Sachen Qualität in nichts nachsteht, das sollte dagegen niemand verwundern, der bereits mit The Halo Effects 2022er Debütalbum “Days Of The Lost” vertraut ist.
The Halo Effect, für all diejenigen, die die Band noch nicht kennen, das sind, neben Frontmann Mikael Stanne, die beiden Gitarristen Niclas Engelin und Jesper Strömblad, Bassist Peter Iwers und Schlagzeuger Daniel Svensson, die alle vier einmal in ihrer Vergangenheit als Musiker bei In Flames tätig waren und bei The Halo Effect für das Songwriting verantwortlich zeichnen. The Halo Effect waren 2019 aus einer Laune heraus gegründet worden, da Stanne und Engelin endlich einmal Mucke miteinander machen wollten. Zeitweise spielten die Musiker dabei mit dem Gedanken, mit The Halo Effect in eine etwas progressivere Richtung zu gehen, was durchaus Sinn gemacht hätte, leitet sich der Name der Band doch von einem Lied ab, das auf “Clockwork Angels” der Prog-Götter Rush zu finden ist. Irgendwann aber entschied man sich dazu, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen und nicht zu viel nachzudenken, sodass am Ende, wie könnte es bei den beteiligten Musikern auch anders sein, ein Album entstanden war, das hochmelodischen Death Metal der Göteborger Schule bot.

Was ich am ersten Album von The Halo Effect geliebt habe, war, dass es einfach neu war. Wir wussten nicht, was wir machen wollten. Es war einfach nur zum Spaß, um uns selbst und einander zu unterhalten.’

“Days Of The Lost” schlug wie eine Bombe ein und wurde von Fans und Presse in höchsten Tönen gelobt.

Aber dann muss man ein Nachfolgealbum zu einem Album machen, das hier in Schweden von unserem größten Magazin zum Album des Jahres gekürt wurde. Da denkt man sich: ‘OK, wie machen wir das jetzt?’

Es ist eine Frage, die beim Hören von “March Of The Unheard” schnell beantwortet wird: Man macht genau das, was sich Melodic-Death-Metal-Fans erhofft haben. The Halo Effect sind sich mit ihrem zweiten Album treu geblieben und bieten ein weiteres Mal sägende Gitarrenriffs, energetische Rhythmik, unglaubliche Refrains zum Mitsingen und süchtig machende Melodien mit unterschwelliger Melancholie. Dabei werden nicht nur Erinnerungen an oldschool In Flames, sondern auch an die Dark Tranquillity der frühen 00er Jahre wach – was nicht nur dem Gesang Mikael Stannes geschuldet ist.
Schon der Opener lässt einen mit seinen umwerfenden Gitarrenmelodien die Kinnlade runterklappen. Zudem muss man sich nach dessen Hören zwingen, den CD-Player nicht umgehend auf “Repeat 1” zu stellen. All jene, die nicht auf ihre Instinkte hören, werden schon mit dem anschließenden ‘Detonate’ belohnt, dessen Gitarrenriff sich schnell in die Hörgänge einfäßt und dessen eingängiger Refrain noch lange nachhallt. ‘Our Channel To The Darkness’ überrascht mit einem stimmungsvollen Akustikgitarrenintro, das schon nach wenigen Momenten durch heftiges Gebretter abgelöst wird. Doch egal wie deftig die Schweden auch auftreten, ihr Gespür für Refrains und große Melodien geht dabei nie verloren. So benötigen Lieder wie ‘What We Become’ nicht einmal einen Durchgang, bevor man sich dabei selbst beim Mitsingen erwischt.

Manchmal packt man davon sogar mehrere in einen Song wie etwa beim Titeltrack ‘March Of The Unheard’.

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW2/2025

Wirklich Überraschendes gibt es auf dieser Platte nicht zu hören, wenn man einmal von dem großartigen, von der akustischen Gitarre dominierten Abschlusstrack ‘Coda’ absieht, der mit orchestralen Arrangements und Streichern aufwartet. Denn obwohl die Stücke in ihren Härtegraden variieren, ist “March Of The Unheard” ansonsten doch ein sehr geradliniges und kohärentes Album. Daran ändert auch der melancholische und wohlklingende Klargesang Stannes nichts, der immer wieder auftaucht und Stücke wie ‘Forever Astray’ und das mit Violinen unterlegte ‘Between Directions’ dominiert.

Ein wenig mehr Abwechslungsreichtum wäre vielleicht schön gewesen, aber bei der Spielfreude der fünf Musiker, die auf dieser Platte förmlich greifbar ist, bei diesen großen Melodien, die im Sound so plastisch rüberkommen, ist dieser Umstand ein leicht vernachlässigbares Detail.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, KR 13)


March Of The Unheard von The Halo Effect

Besetzung:
Mikael Stanne – Gesang
Niclas Engelin – Gitarren
Jesper Strömblad – Gitarren
Daniel Svensson – Schlagzeug
Peter Iwers – Bass

Diskografie (Studioalben):
“Days Of The Lost” (2022)
“March Of The Unheard” (2025)

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Abbildungen: The Halo Effect