Solstice – Live: Return to Cropredy

Solstice - Live: Return to Cropredy (Progrock.com's Essentials, 15.11.2024) COVER(64:40, CD+BR, digital, Progrock.Com’s Essentials, 15.11.2024)
Solstice sind schon recht lange im Geschäft, hatten aber immer wieder mal längere Pausen eingelegt, dadurch ist die Anzahl der Studioalben vergleichsweise überschaubar. In 1980 hatten sie ihren ersten Gig, die Veröffentlichung ihres Debütalbums “Silent Dance” geht ins Jahr 1984 zurück, seinerzeit gehörten sie zur aufkommenden Neo Prog Generation, passten aber nicht so ganz in dieses Schema, denn durch das Einbringen von Folk-Elementen hatten sie im Laufe der Zeit ihre ganz eigene Nische gefunden.

Da im vorliegenden Fall ein Doppelpack vorliegt, hat sich der Schreiberling entgegen sonstiger Gewohnheiten direkt erst mal auf die Video-Variante gestürzt. Nicht ohne Grund, denn Solstice gilt als hervorragende Live-Band und es braucht nicht lange, um dies auch zu erkennen. Was die Damen und Herren hier abliefern, macht einfach Spaß, da die Spielfreude der Musiker schlichtweg ansteckend ist. Nehmen wir als Beispiel mal den zweiten Song, ‘Guardian’ vom “New Life” Album. Im Lied sagt Andy Glass “Dies ist übrigens tanzbar” und dann legt Geigerin Jenny Newman los, der Bass pumpt vor sich hin – eine sehr flotte Nummer, in der kurz eine Gesangslinie ein wenig an ‘To the court of the Crimson King’ erinnert, wobei man nun allerdings keinesfalls daraus auf eine deutliche Nähe der Solstice Musik zu King Crimson schließen sollte. Auf den Gesang folgt ein wunderschönes Gitarrensolo von Mastermind Glass, was typisch für die Musik der Briten ist und als Qualitätsmerkmal herhalten kann.

Wer noch gar nichts über Solstice weiß, erhält hier viele Informationen und Einschätzungen, denn die Blu-ray enthält neben dem Konzert auch Interviews mit Gregory Spawton und Steven Wilson. Natürlich nicht, damit sie erzählen, dass sie die Band blöd finden, sondern um aus ihrer Sicht zu erzählen, wie sehr sie die Band allgemein und Andy Glass im Speziellen beeinflusst haben. So berichtet Wilson beispielsweise darüber, wie er als ganz junger Hüpfer zu einem Konzert eines damaligen Newcomers namens „Marilyn“ oder so ähnlich ging. Das war natürlich Marillion und als Vorgruppe agierten eben jene Solstice, die offenbar einen bleibenden Eindruck auf ihn hinterließen. Beide beschreiben das Gitarrenspiel von Glass als besonders markant, der sich eben nicht ausschließlich als Flitzefinger präsentiert (was er durchaus könnte), sondern mit intensivem, gefühlvollen Spiel den Hörer mitzunehmen vermag. Als einzige Konstante im Bandgefüge und als Komponist sämtlicher hier gespielter Titel darf man ihn also durchaus als Mr. Solstice ansehen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Die aktuelle Besetzung ist eine schlagkräftige Truppe bestehend aus vier Damen (dreimal Gesang plus Geige) und vier Herren (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Tasteninstrumente), also recht viel Betrieb auf der Bühne. Und ein buntes Treiben dazu, wofür speziell die Damen sorgen. Es macht einfach Spaß, zuzuschauen und zuzuhören. Unter anderem durch die präsente Geige ist die folkige Note ein wesentliches Merkmal und wohl auch ein Grund dafür, dass sie erneut auf dem Cropredy Festival aufgetreten sind und anscheinend ein gern gesehener Gast sind. Hinzu kommt, dass Rhythmusgruppe und Keyboarder einen souveränen Job machen, wobei auf ‘Morning Light’ der ehemalige Drummer von Jethro Tull, Clive Bunker, einen Gastauftritt hat.

Ihre Mischung aus Folk, Rock, Neo Prog und Symphonic Rock ist ausgesprochen lebendig und mitreißend. Kein Zufall ist wohl auch, dass es mittlerweile bereits ihr sechstes Live-Album ist (das erste stammt aus dem Jahr 2002 und heißt… “The Cropredy Set”). Das aktuelle Werk ist eine schöne Zusammenstellung aus altem und neuem Material, die Überschneidungen sind lediglich im Vergleich zu den neueren Live-Alben signifikant hoch. Zum Kennenlernen der Band ist diese Veröffentlichung bestens geeignet und auch die Kenner der Band erfahren in den Interviews und der New Light Documentary eine ganze Menge. Sehr unterhaltsames Paket!
Bewertung: 11/15 Punkten


Besetzung:
Andy Glass – guitars / vocals
Jess Holland – lead vocals
Jenny Newman – fiddle
Peter Hemsley – drums
Steven McDaniel – keyboards
Robin Phillips – bass guitar
Ebony Buckles – vocals
Dyane Crutcher – vocals

Special guest:
Clive Bunker – drums

Surftipps zu Solstice:
Homepage
Bandcamp
Facebook
Ko-Fi
<a href="https://www.instagram.com/solsticeproguk/Instagram
YouTube

Abbildungen: Solstice