Lost World Band – The Dawn
(36:23; CD, Digital; Samum Publishing/Just For Kicks, 1996/11.11.24/Import: 17.01.25)
Das Album ‘The Dawn’ erschien bereits 1996 in Russland, war aber damals noch nicht in unseren Breitengraden erhältlich. Andy Didorenko und seine Mitstreiter haben sich deshalb diesem frühen Album der Bandgeschichte noch einmal angenommen, und bis auf die Flötenspuren wurde es komplett neu eingespielt. Somit ist das Werk klanglich schon mal eine Ohrenweide, wie eigentlich immer bei dieser Band. Da mich das letzte Album ‘A Moment Of Peace’ sehr positiv überraschte, tauche ich jetzt mal in die Anfangstage der Band ein.
Zehn Tracks, davon sechs mit Gesang, werden uns von der ursprünglich aus Russland stammenden Band angeboten. Wie auch in den Folgejahren sind diese sehr unterschiedlich aufgebaut und machen es dem Ersthörer nicht leicht, sich einzuhören. Wer die Lost World Band kennt, dürfte aber hiervon nicht überrascht sein. Die Band steht seit jeher für anspruchsvolle, progressive Musik, wobei es aber im Gegensatz zu manchen Free Prog Bands immer noch gesittet zugeht. Die Tracks haben irgendwo immer noch einen roten Faden und sind definitiv nicht improvisiert, sondern strikt durchkomponiert. Das reicht von eher biederen Songs wie ‘So Close To Sunlight’ zu extrem schnellen wie ‘The Flight Of The Metal Bumblebee’. Da tanzt der russische Bär mit vollem Einsatz, und die Membran im Lautsprecher verrichtet Schwerstarbeit. Doch das folgende ‘Forevermore’ rückt die Zeiger wieder gerade mit ruhigem Flow und schönem Klavier.
Somit ist die erste Hälfte des recht kurzen Albums schon vorbei, und die zweite unterscheidet sich zuallererst mal durch zwei längere Kompositionen von knapp über sechs Minuten, was im Kosmos der Lost World Band schon als Longtrack durchgeht. ‘Pterodactyl Hunt’ haut dabei sofort mit einer nervösen Gitarre voll in die Kerbe, und man sieht die Jagd auf den Saurier förmlich vor dem geistigen Auge. So lieben die Fans die Band wahrscheinlich am meisten. Zum Glück ermöglichen uns die eher subtilen Tracks dazwischen die Möglichkeit, zwischen den anspruchsvollen Titeln mal zur Ruhe zu kommen. Paganini Blues’ mit Andy Didorenkos Teufelsgeige will ja auch erstmal verdaut werden. Und dafür sorgen halt Titel wie ‘Let It Pass’ oder der wundervolle Schlusstrack ‘The Dawn’ mit einer Trompete zum Dahinschmelzen.
Die Lost World Band war noch nie eine Band zum “Nebenbeihören”. Wer sich auf sie einlässt, sollte wissen, dass es definitiv einfachere Prog-Musik gibt. Es gibt aber nicht viele Bands, die kompositorisch so überzeugen können und dazu auch nicht allzu verkopft klingen. Die Musiker beherrschen diesen Spagat schon seit über 30 Jahren und haben dieses Kleinod, außer der erwähnten Flöte, wunderbar neu eingespielt. Im Kosmos der Band nimmt es dennoch nur einen mittleren Platz ein. Trotzdem immer noch hörenswert und für Fans eigentlich ein Muss.
Bewertung: 10/15 Punkten
Line-up:
Vassili Soloviev – flute
Andy Didorenko – violin, guitar, bass, backing vocals, percussion
Alexander Akimov – keyboards
Guests:
Brian Paley – vocals
Francesca Pratt – drums (1,5,7)
Glenn Welman – drums (2,9)
Jordan McQueen – drums (3,4,6,8)
Kelly O – trumpet
Manuel Trabucco – saxophone
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Abbildungen: Lost World Band