(1:12:32, Vinyl (2LP), CD, Digital; AOP Records/Edel, 24.01.2025)
“Scorched Earth” in der Doppelbetreuung
mit flohfish und Rajko Baers
Spielen die meisten Bands aus den Genres Post Rock und Post Metal vorwiegend Instrumentalmusik, so haben die bekannten Vertreter der artverwandten Genres Blackgaze und Post Black Metal, wie etwa Alcest, Deafheaven, Oathbreaker oder Liturgy allesamt einen Sänger in ihren Reihen. So auch die Österreicher von Harakiri For The Sky, die in ihrer Musik die vier oben genannten Genres zusammenfließen lassen und diese um Aspekte aus Black Metal, Prog und (Post) Hardcore ergänzen. Eine spannende Mischung von Stilen, die mit ihren Extreme-Metal-Aspekten durchaus fordernd ist. Die durch ihre Melodien und die melancholische Atmosphäre aber auch verzaubernde Wirkung hat.
Haderte ich bei ihrem letzten, dem 2021er Album “Mære” noch mit dem Gesangsstil Michael V. Wahntraums, empfand ich diesen zeitweise sogar als Fremdkörper, sind es auf dem Nachfolgealbum “Scorched Earth” hingegen gerade die leidenschaftlichen Blackened-Hardcore-Screams des Frontmanns, die der Platte eine Extraportion emotionalen Tiefgang und eine ganze besondere Anziehnugskraft verleihen. Genau wie die dieses Mal noch verzückenderen Melodien, die gleichermaßen von Black Metal, Prog und Melodic Death inspiriert sind. Federleicht von den Österreichern aus ihren Ärmeln geschüttelt, bringen sie das Album, zwischen Wänden aus Post-Metal-Gitarren und Black-Metal-Drumming immer wieder zum Leuchten. Dabei erwecken Harakiri For The Sky den Anschein, als würde auf jedem Instrument zeitgleich ein andere Musikstil gespielt. Und doch sind die Einzelaspekte der Musik perfekt aufeinander abgestimmt.
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So ist “Scorched Earth”, trotz all seiner Extreme, ein äußerst harmonisches Album geworden, das vor allem durch seine Authentizität besticht. Denn eines merkt man diese Stücken an: In ihnen steckt verdammt viel Herzblut.
FF
Ja Floh, Herzblut und Leidenschaft springen einem auf diesem Album direkt ins Gesicht! Die Idee, all das noch mit Sängern so angesagter Extreme-Metal-Acts wie Austere, Svalbard und Groza aufzupeppen, bringt zusätzlich Schmackes auf den Teller und wird der Promotion zum starken Album zusätzlichen Schub verpassen. Diese Herangehensweise mit Gastsängern ist ein gern gesehenes Gimmick, und der Opener ‘Heal Me’ wird mit den intensiven Vocals eines Tim Yatras – bekannt von den australischen Depressive Black-Metallern Austere – zur Katharsis pur. Das hört man und da spürt man, wie befreiend es sein muss, all den Schmerz und Dreck aufs Band zu pressen.
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Bärenstarker Einstieg, dem selbst eingesungene Songs, wie etwa das drückende ‘Without You I’m Just A Sad Song’ (geiler Titel), in nichts nachstehen. ‘With Autumn I’ll Surrender’ hat ein feines postrockiges Intro und bricht dann doch in die erneute Verzweiflung, kopfüber in den Schmerz – wundervoll.
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Ohne Unterlass drückt und kämpft die Band, hält die Energie die ganze Zeit am köcheln. Kleine akustische Atempausen wie in ‘No Graves But The Sea’ bleiben aber zum Glück nicht aus. Die Song-Längen, meist um die zehn Minuten, geben natürlich erneut viel Raum, diesen Rausch aufzusaugen, sich darin ordentlich zu verlieren. Mit der mehr als gelungenen Cover-Version des Radiohead-Klassikers ‘Street Spirit’ setzt man innerhalb von zwei Bonus-Songs noch einmal einen tollen Kontrastpunkt.
Floh, geht ein Mehr an Katharsis?
RB
Ein Mehr geht natürlich immer, lieber Rajko. Aber wäre das wirklich notwendig? Für mich jedenfalls nicht! Eine Autofahrt durch die nebelverhangenen winterlichen Ardennen, bei tiefstehender Sonne, mit “Scorched Earth” auf den Ohren, reichte jedenfalls aus, um sämtlichen Stress und alle Anspannungen der letzten Wochen zu vergessen und den Kopf vollkommen von belastenden Gedanken zu befreien. Mehr Katharsis benötige ich jedenfalls nicht!
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Spannend an dieser Platte ist allerdings, dass M.S. und J.J. mit den beiden Bonustracks der Deluxe Edition noch einen Schritt weiter gehen. Denn mit der überwältigenden Post-Metal-Version von Radioheads ‘Street Spirit (Fade Out)’ (mit einer grandiosen Gesangsperformance von P.G. von Groza) sowie dem äußerst verträumten ‘Elysian Fields’ (mit Backwards-Charm-Sänger Daniel Lang vermögen es Harakiri For The Sky, den Geist der Hörer, nach vollendeter Reinigung, wieder frisch mit positiven Energien aufzuladen.
FF
Bewertung: 13/15 Punkte (RB 12, FF 13)
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Besetzung:
M.S. alias Matthias Sollak (Gitarre, Bass, Songwriting)
J.J. alias Michael V. Wahntraum (Gesang,Texte)
Gastmusiker:
Tim Yatras (track 1)
Serena Cherry (track 7)
P.G. (track 8)
Daniel Lang (track 9)
Surftipps zu Harakiri For The Sky:
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Rezensionen:
“Mære” (2021)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.