(1:20:07, CD + DVD, Digital; MiG Music, 30.08.2024)
Nach dem Ende von Cream und Blind Faith suchte ihr Drummer neue musikalische Ziele. Ginger Baker war sicherlich einer der besten Schlagzeuger, den die Rockwelt je gesehen hat, aber er war auch einer der schwierigsten Charaktere in diesem Schmelztiegel der aufstrebenden neuen Musikrichtung Ende der 60er/Anfang 70er. So verwundert es nicht, dass sein Projekt, afrikanische mit europäischer Musik in einem Big Band-Sound zu vereinen, leider nur sehr kurzlebig und dazu noch von vielen Wechseln begleitet war. Namen wie Steve Winwood (Traffic), Ric Grech (Traffic, Family, Blind Faith) oder Denny Lane (Moody Blues, Wings) sucht man demnach vergebens auf dieser Liveaufnahme. Dabei waren sie einige Wochen vorher beim ersten Konzert in der Royal Albert Hall noch dabei. Bei dieser Aufnahme von Radio Bremen waren aber alle bis auf Graham Bond bereits wieder ausgeflogen.
Die Fans von Ginger Baker fanden das damals aber alles nicht so tragisch und so verkaufte sich sein afrikanischer Jazzrock mit vielen perkussiven Elementen recht gut. Der Big Band Sound schien richtig in Mode zu kommen und sogar ein Hit wie ‘Sunshine Of Your Love’ seiner Vorgängerband Cream wurde hier neu arrangiert dargeboten. Dazu natürlich seine Soli am Schlagzeug, wobei er auf ‘Toady’ für reichlich Furore sorgt, besonders wenn man ihn auf der DVD auch noch dazu sieht. Ein Lob an dieser Stelle für die Regie von Radio Bremen, die es schafft, ihn aus allen Perspektiven zu zeigen. Doch auch die anderen unbekannteren Musiker haben reichlich Gelegenheit, ihr Talent zu demonstrieren. Die Fähigkeiten der Band waren enorm und besonders auf der gut gefilmten DVD sind diese nicht zu leugnen. Dass der Klang nicht ganz den heutigen Maßstäben entspricht, ist dabei gar nicht relevant, es geht hier eher um ein Zeitdokument für damalige Fans oder, warum nicht, für Neuentdecker der aufstrebenden Rockmusik mit all ihren Facetten der späten 60er Jahre.
Alle Songs wurden auf Wunsch von Radio Bremen in zwei Versionen angeboten, wobei sich die Versionen nicht viel voneinander unterscheiden. Das Tempo wird mal etwas verschleppt wie in ‘Early In The Morning’, aber ansonsten klingt vieles ähnlich. Dennoch interessant, die kleinen Feinheiten bei den diversen Soli zu entdecken. Auf der DVD sieht man dann auch, dass die Deko verändert wurde. Der tiefe Ausschnitt der beiden Sängerinnen, wobei eine der beiden mit Graham Bond verheiratet war, blieb den Fans aber erhalten… Somit wurde visuell nicht nur wegen der zerfließenden Farben im Hintergrund einiges geboten. Würde in unserer heutigen Zeit wahrscheinlich als sexistisch eingestuft werden. So ändern sich die Zeiten, nicht immer zum Guten.
Für Fans ein Muss. Natürlich auch wegen der Musik.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Line-up:
Ginger Baker – drums
Graham Bond – alto sax, organ, piano, vocals
Steve Gregory – tenor sax, flute
Bud Beadle – baritone, alto & soprano sax
Ken Craddok – piano, organ, guitar, vocals
Colin Gibson – bass
Neemoi Acquaye – african drums, percussion
Aliki Ashman – vocals
Dianne Stewart – vocals
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Abbildungen: Ginger Baker