Zwei Jahre nach ihrem zwölften Studioalbum “Banefyre” veröffentlichten Crippled Black Phoenix im November 2024 mit “The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature” und “Horrific Honorifics Number Two(2)” gleich zwei neue digitale Langspielplatten binnen zwei Wochen. Diese wurden in der CD-Version als Doppel-CD und in der Vinyl-Variante als Triple-LP zusammengefasst. Anlass dazu war das 20-jährige Jubiläum der Bristoler Band um Mastermind Justin Greaves. Allerdings handelt es sich bei keiner der zwei Platten um reguläre Studio-Alben mit echtem neuen Material:
“Horrific Honorifics Number Two(2)” ist eine Sammlung von Coverversionen, die zweite der Band, nach der bereits 2017 erschienenen “Horrific Honorifics”-EP.
Genau wie damals huldigen Crippled Black Phoenix auch auf “Horrific Honorifics Number Two(2)” wieder einer Reihe von Künstlern, die aus ganz unterschiedlichen Ecken der Rockwelt stammen, aber alle einen Einfluss auf den Sound der Band gehabt haben dürften:
‘Vengeance’, das im Original vom ’84er Debütalbum New Model Armys stammt, orientiert sich stark am Post Punk Sound der Vorlage und wurde passenderweise von Ryan Patterson eingesungen, dessen Stimme in ihren Farben jener von Justin Sullivan ähnelt. Giancarlo Bigazzi und Raffaele Riefolis Italo-Pop-Nummer ‘Self Control’ hingegen, die durch die Kuschelrock-Version von Laura Branigan zu Weltruhm gelangte, wurde durch Belinda Kordics Gesang und die leise im Hintergrund flirrende Gitarre ein düster-romantischer Anstrich verliehen und dadurch von sämtlichem 80er-Jahre-Kitsch, aber auch jeglichem Hitpotenzial, befreit.
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Fugazis ‘Blueprint’ wiederum haben Crippled Black Phoenix ein wenig die rohe Post-Hardcore-Attitüde genommen und diese durch ein düsteres Post-Punk-Antlitz ersetzt, was dem Song überraschenderweise verdammt gut steht.
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Dass nach ‚Victory‘ auf der ersten „Horrific Honorifics“-EP mit ‘And That’s Sad’ schon wieder ein Stück von NoMeansNo gecovert wurde, ist wenig überraschend, da die Kanadier zu den kreativen Punk-Bands der 80er Jahre zählten, die den Prog in ihren Sound haben miteinfließen lassen. Die King-Crimson- und Voivod-Einflüsse sind bei dieser Version allerdings vollständig verschwunden und einfach mal so durch den phoenixschen Wahnsinn ersetzt worden. Generell kann man allen hier vorhandenen Stücken zugestehen, dass Crippled Black Phoenix ihnen ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt haben, ganz besonders aber auf The Sensational Alex Harvey Bands ‘Hammer Song’ sowie ‘When A Blind Man Cries’ von Deep Purple, die beide den jeweiligen Originalen so nah und doch so fern sind.
God ist vielleicht die am wenigsten bekannte der Formationen, denen Crippled Black Phoenix auf dieser Platte Tribut zollen, und ihr Stück ‘My Pal’ dadurch gleich in doppelter Hinsicht eine Überraschung: Erstens, da das vielen wohl unbekannte Original ein echter Kracher ist, und zweitens, da Crippled Black Phoenix dem Stück mit ihrer Interpretation ein gehöriges Maß an Tiefgang verleihen. ‘Goin’ Against Your Mind’ von Built To Spill wiederum ist im Original ein recht gewöhnliches Indie-Stück. So auch bei Crippled Black Phoenix, zumindest in den ersten Minuten, denn bevor das Lied in bester Post-Rock-Manier gen Ende über sich selbst hinauswächst.
Wie so oft bei Cover-Alben ist auch “Horrific Honorifics Number Two(2)” keine Platte, die man unbedingt sein Eigen nennen muss. Trotzdem ist es spannend, das ein oder andere Stück einmal im Soundgewand von Crippled Black Phoenix zu hören. So darf man sich also freuen, wenn man das Ding als Bonus zu “The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature” mitgeliefert bekommt, insbesondere, da es auf dieser Compilation keine echten Ausfälle gibt.
Bewertung: 9/15 Punkten
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Besetzung:
Justin Greaves
Belinda Kordic
Andy Taylor
Matt Crawford
Justin Storms
Helen Stanley
Georg Paco Nitschke
Wesley J. Wasley
Ryan Patterson
Kostas Panagiotou
Robin Tow
Martin Hyde
Surftipps zu Crippled Black Phoenix:
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Wikipedia
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Rezensionen:
“The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature” (2024)
“Banefyre” (2022)
“Ellengæst” (2020)
“We Shall See Victory – Live In Bern 2012 A.D.” (2020)
“Great Escape” (2018)
“Horrific Honorifics” (2018)
“Bronze” (2016)
“New Dark Age” (2016)
“White Light Generator” (2014)
“White Light Generator” (2014)
“Live Poznan” (2013)
“No Sadness Or Farewell” (2012)
“(Mankind) The Crafty Ape” (2012)
“I, Vigilante” (2010)
“200 Tons Of Bad Luck” (2009)
Liveberichte:
10.04.19, Köln, Luxor
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Season Of Mist zur Verfügung gestellt.