bunsenburner – Reverie

bunsenburner - Reverie (unsigned, 17.01.2025) COVER(45:32; CD, Digital, bensburner music, 17.01.2025)
Freiburger Wahnsinn mit bunsenburner! Für Freunde des Easy Listening, Kuschel Prog oder Soft Rock – bitte weiterscrollen. Schon die Vorgänger “Poise” und “Rituals” forderten dem Hörer Aufmerksamkeit, Ausgeglichenheit und musikalische Offenheit ab. Das Projekt um Ben Krahl sagt ganz klar ja zum experimentieren, zum improvisieren und lässt Konventionen gern mal komplett außen vor. Du bekommst es in der Grundierung, im Sound-Fundament ganz klar mit Stoner Metal, Rock und Sludge zu tun. Dieser wird aber mal eben wohlfein mit allerhand strangen Zusatz-Vitaminen gespeist, die echte Toleranz vom Hörer verlangen – das ist mal sonnenklar.

Viele kleine Stimmungsschwankungen machen auch “Reverie” zu einer Achterbahnfahrt. Man fängt mit ‘Gleam Of The Goddess’ noch recht stimmungsvoll und eindeutig an. Stoner Doom, kraftvoll und drückend mit Wall of Sound bestimmt die Szenerie. Das kurze progressiv, sperrige ‘Trigger’ nörgelt genau so – wie ein anstrengender nerviger Trigger -, während das zweigeteilte ‘Letting Go’ in seiner Kuschel-Variante melancholischen Post Rock feiert und in seiner härteren Variante eben die sludgige Post-Metal-Wand hoch zieht. ‘Catfight’ hat auch keine drei Minuten und drückt und böllert mit schwerem Sludge Doom an des Hörers Komfortzone. Das sirenenhafte ‘Golden Shower’ hat mächtige Post Metal Riffs und ist verdammt nochmal mit ebenfalls nicht mal drei Minuten komplett verschenkt. Aber das Skizzenhafte, Angedeutete ist ja letztlich ein Band-Trademark und vervollständigt des Künstlers musikalisches Puzzle. Melancholisch entspannt zeichnet ‘Ballade Four’ über fast sechs Minuten Grandezza auf die leere Leinwand. Ein wenig Dark Jazz im Sinne des Bohren und der Club of Gore ist als netter Gimmick ein weiterer feiner Farbtupfer im eh schon sehr atmosphärischen Noir-Setting. Die zusätzliche Verdichtung zum Ende des Songs mit mahlenden Heavy-Post-Gitarren hat ordentlich Schmackes. ‘Dear Hollow’ ist eine fiese kleine Free Jazz-Kakophonie – die – solltest Du unter Umständen gelangweilt eingeschlafen sein – Dich hiermit unfein wieder aus den Federn zerrt.

‘TORO’ groovt und drückt heavy im klassischen Stoner-Timbre, integriert aber auch strange elektronische Wachmacher-Störgeräusche in den Song, damit man auf keinen Fall irgendwelche Genre-Stereotypen bedient – konventionell geht eben anders. Doomiger Sludge mit eher klassischem Riffing macht den Aufrührer ‘Triskaidekaphobie’ mit über sechs Minuten zum längsten Song des Albums. Mittendrin steigt man dank ruhiger ambienter Räume und feinstem cinematischen Postrock-Crescendo mal eben in die stille klare Nacht aus – sehr gelungen – obwohl die Rückkehr zum doomigen Sludge am Ende des Songs irgendwie das geschaffene traumartige Momentum nicht gut auflöst. Schön Morricone-like driftet der Heavy-Doom-Tune ‘Zodiac Shit’ durch die endlose Wüste, das freakig verrückte ‘Bagbak’ fiept und stresst und zum Abschluss darf man mit dem gemütlichen Desert Americana Move von ‘Waltz, alone’ in die einsame Nacht entschwinden. Ein in Teilen progressiv sperriges, wenn auch meist atmosphärisches Gebräu aus instrumentalem Post/Stoner Rock und Sludge Doom mit vielen experimentellen Farbtupfern, die bunsenburner schon einen gewissen Grad von Alleinstellung generieren. Für offene Hörer, die sich gerne mit Weitblick über den Tellerrand herausfordern können und wollen, sicherlich eine Entdeckung wert.
Bewertung: 10/15 Punkten


Reverie von bunsenburner

Line-up:
Martin Fischer – Guitars
Flo Möbes – Guitars
Ben Krahl – Bass, Bass VI, Guitars, Synths
Philipp Schlotter – Guitar, Synths
Norman Lonhard – Drums.

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Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von bunsenburner zur Verfügung gestellt.