Black Orchid Empire – Tempus Veritas

Black Orchid Empire – Tempus Veritas (Season Of Mist/Soulfood, 14.04.2023) COVER
Credit: Black Orchird Empire & Ines Hernandez

(37:22; Vinyl, CD, Digital; Season Of Mist, 14.04.2023)
Am Anfang eines Jahres ist immer die Zeit dazu gekommen, seinen Blick darüber schweifen zu lassen, welche Platten im Jahr zuvor bei den Rezensionen liegengeblieben sind. Dabei stößt man, am Ende der Liste angekommen, auch immer wieder auf die Alben, die schon im Vorjahr als Altlasten notiert worden sind. Es ist der ultimative Zeitpunkt, diese Namen aus dem Vor-Vorjahr dann endgültig aus der Liste zu löschen oder sich endlich daran zu machen, endlich über diese Platten zu schreiben. In diesem Jahr ist bei mir die Londoner Band Black Orchid Empire am Ende dieser Liste aufgetaucht. Und da vereinzelte Stücke ihres 2023er Albums “Tempus Veritas” immer wieder in meiner Playlist auftauchen und mich noch immer zu begeistern wissen, ist nun endlich an der Zeit, ein paar Zeilen über die Platte zu schreiben.

Hört man Black Orchid Empire zum ersten Mal, so muss man sich erst einmal wundern, wie das aus Paul Visser (Gitarre und Gesang), Dave Ferguson (Bass und Gesang) und Billy Freedom (Schlagzeug) bestehende Trio seinen Weg zum Season Of Mist gefunden hat. Denn der fett groovende und mega melodischen Crossover aus Indie, Alternative, Prog Metal, Djent und Metalcore passt musikalisch so gar nicht zu dem Label, bei dem u.a. Bands wie Green Carnation, Heilung, Crippled Black Phoenix und Sólstafir beheimatet sind. Dafür ist die Musik von Black Orchid Empire einfach zu positiv, melodisch und schön. Wahrscheinlich ist es auch tatsächlich das falsche Label, um diese Art Musik zu promoten. Würde hier nämlich alles richtig laufen, dann sollten die Engländer mittlerweile einen ganz anderen Status besitzen. Dass das Trio Potenzial hat, dafür sprechen nicht nur die zurückliegenden gemeinsamen Touren mit Skunk Anansie und Biffy Clyro, sondern auch die hocheingängigen Stücke selbst, die auf “Tempus Veritas” zu finden sind.

Größten Wiedererkennungswert haben dabei vor allem die Gesangslinien von Frontmann Paul Visser, zum einen wegen ihrer Melodik, hauptsächlich aber aufgrund der wohlgefälligen Klangfarben seiner Stimme. Das wird schon gleich zu Beginn der Platte klar, denn die Singles ‘Hydrogen’ und ‘The Raven’ setzten sich v.a. wegen ihrer Hooklines bereits nach dem ersten Hören unwiderruflich in den Gehörgängen fest.

Genauso wie das bärenstarke, an Caligula’s Horse erinnernde ‘Glory To The King’.

Vielleicht ist das nicht alles ganz so zwingend und überzeugend wie bei den stilistisch ähnlich gearteten Biffy Clyro, aber weit weg ist man von den Schotten ganz bestimmt nicht. Insbesondere auch deswegen, da es Black Orchid Empire genauso abwechslungsreich mögen. Deftig eine vor den Latz gibt es beispielsweise in ‘Deny The Sun’, das stilistisch zwischen Alter Bridge und TesseracT angeiedelt ist.

Das rhythmisch anspruchsvolle und sehr atmosphärische ‘Last Ronin’ hingegen bewegt sich streckenweise in der Schnittmenge aus Tool und Porcupine Tree. Ein wenig cheesy und doch mit fetter Djent-Breitseite kommt hingegen ‘Weakness’ daher, das in seinen Gesangslinien ein wenig von Coheed & Cambria hat.

Referenz-Bands gibt es jedenfalls unzählige auf dieser Platte, und doch machen Black Orchid Empire am Ende ihr ganz eigenes Ding, ansonsten würde “Tempus Veritas” nach knapp zwei Jahren wohl kaum noch so verdammt viel Spaß machen!
Bewertung: 11/15 Punkten


Tempus Veritas von Black Orchid Empire

Besetzung:
Paul Visser : Guitar/Vocals
Dave Ferguson : Bass/Vocals
Billy Freedom : Drums

Diskografie (Studioalben):
“Archetype” (2016)
“Yugen” (2018)
“Semaphore” (2020)
“Tempus Veritas” (2023)

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Season Of Mist zur Verfügung gestellt.