Vibravoid – An Introduction To…

Vibravoid - An Introduction To... (Fruits de Mer, 15.12.2024) COVER(77:28+45:39; CD, Digital, Fruits De Mer Records, 15.12.2024)
Eine der fleißigsten und langlebigsten Bands der deutschen Psychedelic Szene sind Vibravoid. Die Band aus Düsseldorf veröffentlichte in ihrer Karriere 22 Studio-Alben, zig EPs und hat ein riesiges Ensemble an Cover-Versionen bis dato hinterlassen. Diese Vorliebe gibt es jetzt über das britische Label Fruits De Mer in Form einer prallen Doppel-CD präsentiert, welche Live-und Studioversionen eben dieser beinhaltet. Bandleader Christian Koch hat sich offenkundig sehr gezielt für diese Collection durch sämtliche EPs und rare Vinyl-Veröffentlichungen der letzten 3 Dekaden Vibravoid gewühlt und diese in verbesserter Sound-Edition auf CD-1 aufbereitet. Einige Live-Aufnahmen auf CD-2 plus 3 Coverversionen einiger Songs, die nicht bei Fruits De Mer erschienen sind, sollten nicht unerwähnt bleiben.

Der Klang der Aufnahmen ist kompakt, kosmisch dicht und beamt einen hervorragend auf direktem Weg ins Herz/Universum der Band. Vibravoid sind eine der dienstältesten Psych-Bands innerhalb der deutschen Szene und fokussieren sich teilweise auf die Klassiker der späten Sixties und Seventies. Can, Kraftwerk, Pink Floyd oder Iron Butterfly werden unterhaltsam durch den kosmischen Vibe der Band fluoresziert, eher weniger populäre, aber wichtige Acts wie u.a. Eddie Cochran, Dave Mason oder H.P. Lovecraft lassen sich für weniger Eingefleischte zusätzlich entdecken. Gleich zwei hypnotische Can-Cover von ‘Mother Sky’ gibt es zu hören, die völlig unterschiedlich geraten sind. Eine Version, die sich direkt krautrockig ins Herz groovt, die andere, die schön verschleppt und psychedelisch mit verfremdeten Vocals sehr trippy gerät. Das tief im Space-Rock-Universum herum sprudelnde ‘Ruckzuck’ macht aus einem Kraftwerk Stück einen kleinen aber feinen Trip. Pink Floyd Cover gibt es natürlich auch nicht nur einmal. Mit dem schön psychedelischen ‘Set The Controls For The Heart Of the Sun’ mäandert man in die Vollen, ‘Let There Be More Light’ und eine zutiefst atmosphärische Verbeugung mit dem düsteren ‘A Saucerful Of Secrets’ haben einen feinen experimentellen, sympathisch verstrahlten Vibe – definitiv eine Fundgrube für Freunde des verqueren Psych Rock. Kurze freakige Nummern wie das E.Cochran-Cover ‘Shotgun Wedding Theme’ haben die Band-typischen orientalischen Klangmuster, welche man dank Sitar und vielen tollen Gitarren-Effekten schon immer an Vibravoid zu schätzen wusste. ‘No Silver Bird’ von The Hooverville Trolley wird mit allerhand elektronisch kosmischen Synths zu einem 1a groovy Vibravoid-Hit. Schmissig, lässig und schwer eingängig ist das alles und wird mit dem mystisch nebulösen Kalacakra-Cover ‘Nearby Shiras’ nebst spannenden deutschen Lyrics in sechs Minuten nicht langweiliger. ‘Colour Your Mind’ der Australier Tyrnaround wird natürlich ebenfalls zu einem Vibravoid Song – feinster Acid Rock/Pop mit tollem Groove und toller Melodie. Simpler, eingängiger Fuzz Rock in ‘Optical Sound’ (Human Expression) und schnörkellose 60´s Power im sehr kurzen ‘Stepping Stone’ (Boyce and Hearts) sorgen für gute Laune. Dave Mason (Traffic) wird mit ‘Hole In My Shoe’ gewürdigt – das alles in einer fantastisch mehrstimmig orientalischen Psych-Pop-Variante. H.P. Lovecraft´s ‘The White Ship’ in einer ausufernd ambienten Trip-Rock-Variante und das allseits bekannte ‘In-A-Gadda-Da-Vida’ von Iron Butterfly beenden unterhaltsam die erste CD. Mit vier klanglich gut in Szene gesetzten Live-Versionen, u.a. einer verrückten viertelstündigen Variante von Can’s ‘Mother Sky’, Iron Butterfly und Cover-Versionen einiger bekannter Studio-Alben findet man auf CD-2 über knapp 45 Minuten sein Auskommen.

Vibravoid machen es mit dieser feinen Kollektion jedem Freund für kosmische Rock Musik einfach, Zugang zu ihrem Universum zu finden. Der Unterhaltungswert der hochmelodischen Sounds ist – wie man es von den Düsseldorfern kennt – einfach frisch und flockig, spielt die Band seit eh und je ihren Acid-Rock/Pop auf leichtfüßig energetischem Level, der Melodie und poppige Eingängigkeit über zu viel psychedelisch ausufernde Jams stellt. Ich hab viele ihrer Vinyl-Platten im Schrank und weiß genau, ich kann blind hineingreifen und lande immer einen Treffer. Diese Doppel-CD mit sehr auf den Band-Sound zugeschnittenen Cover-Versionen und klanglich gut aufbereiteten Live-Versionen wird keinen Fan enttäuschen, außer dass diese Zusammenstellung offensichtlich nur auf CD, nicht auf Vinyl erscheint, was bei kosmischer Rockmusik doch schon irgendwie ein Muss ist.
Bewertung: 12/15 Punkten

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Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Fruits De Mer Records zur Verfügung gestellt.