(42:24; Vinyl, CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 02.02.2024)
Mike Vennart ist bei keinem Label unter Vertrag, und auch der Vertrieb seiner Alben liegt in seinen eigenen Händen. Das ist soweit nichts Ungewöhnliches. Da der Künstler es scheinbar auch nicht für nötig hält, irgendeine Agentur mit Promotion für seine Alben zu beauftragen, dauert es manchmal Monate, bis man überhaupt mitbekommt, dass ein neues Vennart-Album erschienen ist. Besprechungen der Alben des früheren Oceansize-Frontmanns sind nämlich sowohl in Printmedien als auch auf Webseiten rar gesät. Sein Engagement als Tourgitarrist bei Biffy Clyro scheint den Engländer jedoch finanziell abzusichern.
Jedenfalls ist “Forgiveness & The Grain” bereits im Februar erschienen. Es ist insgesamt das zehnte Album, an dem der Musiker beteiligt war – wenn man die Platten von Oceansize, British Theatre und Empire State Bastards mit einrechnet. So dreckig, giftig, aggressiv, ungehobelt, hässlich und abstoßend wie zuletzt auf “Rivers Of Heresy” geht es auf Vennarts viertem Solo-Werk nicht zu. Das war allerdings auch nicht zu erwarten, denn Empire State Bastard wurde ja extra ins Leben gerufen, damit Vennart und Biffy Clyros Simon Neil ihre dunkle Seite ausleben konnten. Zurück zu Alternative Prog und Art-Rock also? Absolut – was schon der Opener ‘Chapter X: Whereupon I Immediately Did Nothing’ mit seiner wundervollen Gesangslinie und seinem verspielten Keyboard unter Beweis stellt. Ebenso beeindruckend ist die an Oceansize erinnernde Single ‘3 Syllables’.
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Denn “Forgiveness & The Grain” ist komplex, unvorhersehbar und experimentell, wie man es von Vennarts Solo-Alben gewohnt ist, und stellenweise regelrecht bombastisch – etwa bei ‘Luminous Target’.
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Hört man sich beispielsweise ‘Casino’ an, fühlt man sich an die psychedelischen Elemente der Frühwerke von The Verve erinnert. Und doch experimentiert Vennart auf dieser Platte vermehrt mit Drones (‘Seventy Six’), wozu ihn unter anderem der Besuch eines Konzerts der kanadischen Band BIG‡BRAVE inspiriert hat. So beinhaltet “Forgiveness & The Grain” immer wieder Soundkulissen, die durchaus bedrohlich wirken – genauso wie das Drumming in “R U The Future”.
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Auch das mit Elementen aus dem Post Rock versehene ‘Japanese No’ verbreitet eine ganz eigentümliche Stimmung: einerseits melancholisch, andererseits federleicht. Generell beinhaltet das Werk viel Luftiges, Ätherisches und manchmal regelrecht Hypnotisches. Das führt immer wieder zu spannenden Kontrasten. Besonders deutlich wird dies bei “Fractal”, wo meditativen Ambient auf fette Drones trefft.
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Ein Album also, das viel Tiefgang besitzt und stark auf Atmosphäre setzt. Manchmal intim und verzaubernd und doch immer wieder bombastisch und leicht verstörend.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
Mike Vennart
Joe Lazarus – drums
Richard A Ingram – piano (track 1), Rhodes (track 6)
Diskografie (Studioalben):
“The Demon Joke” (2015)
“To Cure A Blizzard Upon A Plastic Sea” (2018)
“In The Dead, Dead Wood” (2020)
“Forgiveness & The Grain” (2024)
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Rezensionen:
“In The Dead, Dead Wood” (2020)
“The Demon Joke” (2015)
Abbildungen: Vennart