Utopia Union – Peak Experiences
(46:52; Vinyl, CD, Digital; Polyunique Music, 29.11.2024)
“Peak Experiences” in der Doppel-Betreuung
Teil 1: Rajko Baers
Die Band versteht ihre Musik als eine alternative Zukunftsvision, die entschlossen und friedlich Zugehörigkeit und Verbindung unter Gleichgesinnten schafft und dies mit sanften, dynamisch anspruchsvollen Klängen zum Ausdruck bringen möchte. Ein Spitzenergebnis suggeriert der Albumtitel. Ob dieser zutreffend gewählt ist, gilt es herauszufinden. Utopia Union sind nach EPs und Singles mit Unterstützung mancher Musiker von Zahn und Death By Gong nun mit ihrem Debüt am Start. “Peak Experiences” rangiert zwischen instrumentalem Post Rock, modernem Psych, Krautrock und wohl dosierter Electronica. Wird es schwebend und kosmisch, fallen mir die geradlinigen Sleeping Pandora, Monoland oder Maserati als Vergleiche ein. Wird es etwas rockig und hippieesk, muss ich an die wuseligen Wight oder Radio Moscow denken. Wahlweise monoton und hypnotisch wie in ‘Dunkelziffer’, hymnisch voller Dynamik im wunderschönen ‘Longyearbyen’ oder funky-psychedelisch wie in ‘Kaleidoscope Eyes’, die Norddeutschen können all das spielerisch aufbieten.
Der Sound des Albums ist atmosphärisch dicht, warm und kompakt, die kosmischen Synth-Effekte hier und da sind gezielte Punktlandungen. Unweigerlich lehnt man sich als Hörer zurück, entspannt und genießt den driftenden Flow der Scheibe. Die knapp 45 Minuten muten wie ein Trip an und ziehen wie im Flug am Hörer vorbei. Das gern mal repetitive Element ergänzt sich perfekt zu epischen Schlenkern wie dem zehnminütigen Rausschmeißer ‘Slow The Fuck Down’, in dem sogar fein akzentuierte Desert- und Americana-Gitarren den Weitblick in die Wüste wagen. Für Freunde des melodischen, meist sommerlich gefluteten Trip-Rock ist “Peak Experiences” eine sichere Angelegenheit.
Bewertung: 11/15 Punkten
Teil 2: Carsten Agthe
Nach den beiden EPs „Innenleben“ und „Escapism“ nun das Fulltime-Debüt. Hier setzt das Trio aus dem Nordwesten Deutschlands auf über die Jahre ausgebaute Stärken und präsentiert ein Album voller shoegazender und psychedelisch postrockender Momente. Dabei setzt die Utopia Union auf Abwechslung sowie Facettenreichtum und kommt tatsächlich mit sieben unterschiedlichen Inkarnationen ihrer selbst.
Angefangen beim mit Western-Twang unterlegten, „Deadman“-Atmos verbreitenden Opener ‚Organism (Intro)‘ steigert die Band sich von riffigem Postrock (‚Peak Experiences‘) über Spacerock (‚Dunkelziffer‘, mit Zahn/Death By Gong Chris Breuer an der Orgel), groovenden Maserati-Anklängen (‚Longyearbyen‘, einem Cover der Labelmates Swœr), Darkjazz/Kraut-igen Momenten (‚Driven By The Drive‘) und Stonerrock (‚Kaleidsoscope Eyes‘) hin zu lässigem Sichbreitmachen im Pink Floyd Echoes-Universum (‚Slow The FUCK Down‘). Und das alles ohne Klick und Overdubs. Dafür mit jeder Menge Atmosphären und soundscapigen Transzendenz. Man lebt den Moment, was Utopia Union dann auch in vollen Zügen taten. Da fehlt eigentlich nur noch die psychische Komponente von „Peak Experiences“.
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
Hanno Janssen
Lennert Merten
Matthias Dabrowski
Surftipps zu Utopia Union:
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Cover mit freundlicher Genehmigung von Polyunique Music und Utopia Union.