(1:18:40; CD, Digital, Vinyl; Fruits De Mer Records, 20.12.2024)
Pete Bingham, Mastermind hinter Sendelica, beschäftigt sich bereits seit einigen Alben konzeptionell mit Fragen zur Beziehung Mensch-Universum, Religion, Magie und der Beziehung zu uns selbst. Wo geht es hin mit uns, dem Menschen, dem Planeten? Wer das Projekt wie ich seit Jahren verfolgt, weiß, dass hier ordentlich in Sachen kosmisch psychedelischer Sounds geklotzt und nicht gekleckert wird. “Requiem For Mankind” – knapp 80 Minuten lang, verteilt auf vier epische Longtracks, zeigt erneut die unendliche Bandbreite des Briten. Electronica, kosmischer Ambient, Jam, Space- und Psychedelic Rock tanzen erneut einen bunten Reigen, in dem man sich abermals so richtig schön verirren, wahlweise verlieren darf.
Der Opener ‘In the Beginning (Cosmic Slop)’ lässt sich ganz viel Zeit – soll heißen – man eröffnet Step by Step mit kosmisch ruhigen Ambient-Klängen, baut ohne viel Aufhebens die nötige Atmosphäre auf und rüstet dann nach viel Anlauf Richtung rockiger Steigerung ins volle Maß des Band-Sounds auf. Absolut on Point das Ganze, fließt doch alles mit transparentem Soundteppich, entspannt ohne Druck ineinander über. ‘Let There Be Light + Requiem For The Planet’ als zweite Seite des doppelten Vinyls ist mit komplett anderem akustischen Futter ausgerüstet, integriert sogar soulige weibliche Vocals zu entspannter akustischer Gitarre. Die elektronischen Soundteppiche haben was komplett Schwereloses, Entrücktes und verbreiten eine wohlig melancholische Stimmung. Im weiteren Verlauf des Tracks integriert Bingham sanfte jazzige Saxophonklänge, die überhaupt nicht gewillt sind, die sakrale Atmosphäre zu stören, welche die schweren Orgelklänge und kosmischen Synths dramaturgisch heraufbeschwören. Wuchtige King Crimson-like Riffs setzen dann parallel zu experimentellen elektronischen Spielereien zum gefühlt nie endenden Crescendo an – mehr geht nicht.
Die dritte Seite ‘Downfall’ eröffnet mit ebenfalls sakraler Orgeluntermalung. Flirrende Streicher, perlende Gitarren und ambiente Synths lullen vortrefflich ein. Ein erneut sanftmütiges Saxophon tänzelt vorsichtig in den pathetischen Grundton mit hinein, bevor akzentuierte Drums die Dynamikkurve so langsam in Wallung bringen. Erneut generiert man mit schweren doomigen Riffs einen breit aufgestellten Klangkörper, der durch die Hinzunahme des Saxophons mit verqueren, an King Crimson gemahnenden Melodien jederzeit den nötigen Hauch schräger Experimentierlust heraufbeschwört. Hypnotisch, dramatisch und monoton drückt dich diese Variante des Sendelica-Sounds an die Wand – weg ist die vorangegangene Leichtigkeit. Das abschließende ‘Chaos + Requiem For Mankind’ ist dann zum Glück wieder leichter, luftiger und ätherischer. Viele melancholische Synths, Pink Floyd-Akkorde und weite akustische Teppiche lassen das Album sehr elegisch ausklingen. Es ist alles drin und dran, was das psychedelisch kosmische Hörerherz erfreuen wird. Die Songs sind lang, haben Raum und Zeit und lullen wahlweise ein, fordern auch mal heraus. Sendelica bleiben in Sachen kosmisch/trippiger Sounds eine Bank.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Die Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Fruits De Mer Records zur Verfügung gestellt