Rosalie Cunningham – To Shoot Another Day
(53:21, Digital, CD, Vinyl; Cherry Red Records/Tonpool (Edel), 01.11.2024)
Die mittlerweile 34-jährige Britin bringt mit “To Shoot Another Day” ihr drittes Soloalbum unter die Leute. Ob ihre Musik je zur progressiven Sparte gehört hat ist umstritten, dennoch wurde sie 2023 vom Prog-Magazin zur Sängerin des Jahres gewählt. Sie passt jedenfalls in keine Schublade, was ja schon mal positiv ist, da wir doch alle immer auf der Suche nach neuem Hörfutter sind.
Müsste ich ihre Musik in wenigen Worten beschreiben, wären Begriffe wie “vielschichtig, tiefgründig, abwechslungsreich, retro” sicher treffend, aber auch „humorvoll“ würde dann Erwähnung finden.’Good To Be Damned’ ist so ein typischer Track, der mit britischem Humor gespickt ist und einfach nur Spaß macht, genau wie ‘Timothy Martin’s Conditioning School’. Doch bei all ihren kompositorischen Fähigkeiten, ihre Musik auch mal verschachtelt klingen zu lassen oder mal leicht jazzig, ohne jedoch wirklich wie Jazz zu sein, ist es die Stimme der Singer/Songwriterin, die besonders hervorsticht. Diese ist variabel und schwenkt problemlos von fast flüsternd zu kraftvoll-rau, wie es nicht viele Sängerinnen schaffen. Genau hier geht es dann in jede musikalische Richtung, also Rock, Prog, sogar zurück in die Vorkriegsjahre mit Vaudeville, düsterem Stoff und beschwingten Himmelsstürmern. Dazu eine sehr offene Instrumentierung mit Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Orgel usw.
Den Titeltrack als Opener zu nehmen, war eine gute Entscheidung. Der Song ist nicht nur vom Titel her an den legendären britischen Geheimagenten angelehnt, sondern auch kompositorisch. Als einziger etwas längerer Track ist ‘Heavy Pencil’ eine Mischung aus wirklich allem, was die Musik an sich so an Stilen hergibt. Ich könnte jetzt zu jedem Track etwas schreiben, aber das würde den Rahmen hier sprengen. Das Album ist definitiv eine Ausnahmeerscheinung in unserer Musikwelt, da es sich einfach nicht in eine Schablone pressen lässt. Allein diese Tatsache ist es wert, einen intensiven Hörtest zu starten. Wer das nicht glaubt, fängt mit ‘In The Shade Of The Shadows’ an und schwenkt dann sofort auf ‘Spook Racket’. Spätestens dann ist die Schablone nutzlos.
Das Album ist sicher eine Entdeckung für Musikfans, die progressive Mucke zwar bevorzugt hören, aber auch einem Album ihr Ohr leihen, das nicht strikt progressiv, aber dennoch meilenweit vom Mainstream entfernt spielt.
Bewertung: 11/15 Punkten
Tracklist:
01. To Shoot Another Day 5:02
02. Timothy Martin’s Conditioning School 2:43
03. Heavy Pencil 6:30
04. Good To Be Damned 4:52
04. In The Shade Of The Shadows 5:19
05. The Smut Pedler 1:45
06. Denim Eyes 5:06
07. Spook Racket 5:11
08. Stepped Out Of Time 3:40
09. The Premiere 4:57
10. Return Of The Ellington 4:31
11. Home 3:45
Line- up:
Rosalie Cunningham – vocals, guitar, keyboards, bass
Mick Bund – drums, percussion
Sam Hobbins – guitar
David Gray – bass
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Festivalbericht
Abbildung: Rosalie Cunningham