2024 war ein großes Jahr für Noir Reva, denn nachdem die Post-Rock-Truppe im vergangenen Winter noch gemeinsam mit den Kollegen von There’s A Light durch die kleinen Clubs der deutschen Provinz getourt war, durften sie diese im Sommer ’24 auf ihrer zweiten, einer acht Stationen umfassenden, China-Tournee begleiten, auf der die Formationen teils in 500er Zuschauer fassenden Venues auftreten durften. Dabei sollen die Konzerte in Beijing und Shanghai sogar ausverkauft gewesen sein.
Dass sich zwei solche Bands, die gemeinsam so viel Spannendes erlebt haben dürften, irgendwann dazu entschließen, ein gemeinsames musikalisches Projekt auf die Beine zu stellen, ist da schon fast zwingend. Gemeinsam Musik komponiert oder eingespielt haben die aus dem Raum Mayen-Koblenz stammenden Noir Reva und die im Schwarzwald beheimateten There’s A Light für ihre Zusammenarbeit zwar leider nicht, doch immerhin ist eine wunderbare Split-EP entstanden, auf der beide Gruppen mit jeweils zwei Stücken vertreten sind.
Obwohl der Name There’s A Light auf dem Artwork der EP erst an zweiter Stelle geführt ist, ist dem Lahrer Quintett die A-Seite dieser Platte vorbehalten, was bei unaufmerksamen Hörern für Verwirrung sorgen könnte. Kennt man die bisherigen Werke der Bands allerdings ein wenig, so dürfte bei den beiden gut achteinhalb bzw. knapp neunminütigen Nummern ‘Embers’ und ‘Aporia’ kaum Verwechslungsgefahr aufkommen. Zu typisch sind diese wieder einmal sehr feinfühligen Stücke einfach für die Band aus Baden. Insbesondere der instrumentale Opener ‘Embers’, der regelrecht anmutig beginnt und selbst während postmetallischer Passagen und immer intensiver werdender Verdichtung nichts von seiner Feinfühligkeit verliert.
Spannender ist allerdings die Single ‘Aporia’ gestaltet, die anfangs als sehr bedächtiger Post Rock Song daherkommt, der mit vielen dezenten Spielereien gespickt ist, die langsam an Intensität gewinnt und ihren dramaturgischen Höhepunkt darin findet, dass Andreas Richau mit seinem Gesang einsetzt. Der schönste Teil des Stückes ist allerdings die finale Passage, in der eine kleine Melodie auf dem Piano gespielt wird, die von einer gezupften Gitarre begleitet wird, die tief unter die Haut geht.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Die beiden Noir-Reva-Stücke, die sich auf der B-Seite befinden, sind zusammengenommen nur unwesentlich länger als ‘Aporia’, was einerseits schade ist, da noch so viel Platz für mehr Musik vorhanden gewesen wäre. Andererseits aber bestechen die beiden Stücke des Quartetts gerade durch ihre Kompaktheit. Vor allem ‘Svartur’ (Isländisch für ‘schwarz’) entpuppt sich dabei als echter Ohrwurm, was insbesondere an der eingängigen Melodie und dem hypnotischen Schlagzeugspiel liegt, mit denen das Stück eingeleitet wird, bevor es nach ungefähr zwei Minuten an Intensität gewinnt und nach einer Reprise des Intros in einem dicht gewebtem atmosphärischem Post-Rock-Wohlfühl-Sound mit progressivem Gitarrenspiel gipfelt. Es wird empfohlen, sich beim ersten Hören der Musik das dazugehörige Video anzuschauen, das passend zu seinem Titel auf Island gedreht worden ist und die Wirkung der Musik noch einmal verstärkt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
‘Fjara’ (Isländisch für ‘Strand’) hingegen ist weniger eingängig, dafür aber umso intensiver, was der ambienten Natur des Stückes geschuldet ist. Ähnlich wie bei Sigur Rós hört man diesem Stück an, dass es ein musikalisches Gemälde ist, das die Schönheit der isländischen Landschaft nachzeichnet, anfangs in ihrer Sanftheit, später in ihrer Schroffheit.
Den Post-Rock neu erfunden haben die beiden Formationen mit dieser EP zwar nicht, doch war dies wohl kaum zu erwarten. Entstanden sind allerdings vier Aufnahmen zweier Bands, die wunderbar miteinander harmonieren und perfekt in die besinnliche Vorweihnachtszeit passen.
Bewertung: 11/15 Punkten
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Noir Reva:
Besetzung:
Lucas Stein – drums
Marius Gold – guitar
Robby Krings – bass
Peter Bohlen – guitar
Diskografie (Studioalben):
“Nuance” (2016)
“Continuance” (2020)
Surftipps:
Facebook
Instagram
Bandcamp
YouTube
Spotify
Apple Music
Discogs
Liveberichte:
23.12.23, Enkirch, Tom’s Musikkeller
26.05.22, Mainz, Schon Schön
There’s A Light:
Besetzung:
Jonas Obermüller – keys, synths
David Christmann – electric guitar
Markus Dold – electric guitar
Andreas Richau – bass guitar, vocals
Jan Lüftner – drums
Diskografie (Studioalben):
“A Long Lost Silence” (2018)
“f̶o̶r̶ ̶w̶h̶a̶t̶ ̶m̶a̶y̶ ̶I ̶h̶o̶pe̶? for what must we hope?” (2021)
Surftipps:
Facebook
Instagram
Bandcamp
YouTube
Spotify
Apple Music
Discogs
Rezensionen:
“f̶o̶r̶ ̶w̶h̶a̶t̶ ̶m̶a̶y̶ ̶I ̶h̶o̶pe̶? for what must we hope?” (2022)
Liveberichte:
16.11.19, Neunkirchen, Neue Gebläsehalle, Gloomaar Festival 2019
Abbildungen: Napalm Records, Noir Reva/There’s A Light, Prog in Focus.