“Sun Dog” in der Doppel-Betreuung
Teil 1: Rajko Baers
Ein wirklich hörenswertes Album – auch wenn es bereits im Mai dieses Jahres zur Veröffentlichung kam, sollte es in einem Online-Magazin für progressive Musik nicht untergehen. Die Female-Rocker aus Schweden sind seit 2012 mit mehr Luft, Pop und Leichtigkeit am Spielen als so mancher Vertreter des seinerzeit angesagten Female-Voices-trifft-Vintage-Doom. “Sun Dog” ist kurz und schmerzfrei, absolut leichtfüßig, sommerlich und extrem eingängig. Die Schwedinnen spielen sich wie schon auf dem Vorgänger schnell und unmittelbar frech in die Gehörgänge, sind agil, musikalisch versiert, da alles verspielt und tanzbar ist, mit einem sommerlichen Lächeln im Gesicht, das sofort und direkt auf den Hörer übergeht. Die Produktion von Kalle Gustafsson Jerneholm (The Soundtrack Of Our Lives) ist butterweich, lässt vor allem den Bass viele hörbare Tänzchen vollführen, auf dem mit viel Spaß an poppigen Melodien die immer irgendwie entrückte, ätherische Stimme von Matilda Roth ihre Geschichten erzählt. Gerade diese Art des Gesangs hat weniger mit den typischen Retro-Female-Kapellen zu tun, sondern erinnert mit seiner frechen, offensiven Art eher an Wave-Nordic-Indie-Pop wie The Knife, Röyksopp und Co. und geht einfach super gut ins Ohr.
Der Opener ‘Faces’ hat den ultimativen Funkadelic-Groove, der die gesamte Veröffentlichung durchgehend so positiv schwingen lässt. Matilda singt mal frech nach vorn oder wahlweise himmlisch sanft durch die Wolken. Grummelige fuzzige Riffs, ein wippender Bass-Groove und die Mithilfe eines Said Ag Ayad der World-Psych-Vereinigung Tinariwen lässt seinen Einfluss gelten und macht das bunte Treiben nur noch organisch bunter. ‘Fools’ hält sich stoisch mit einfachem Groove in Bewegung, trumpft mit fordernden Vocals und latent Tribal-artigen hintergründigen Drums auf. Ein John Agnello, der schon den Sound der angesagten Black Angels auf ein höheres Level pushte, wurde auch hier zu Rate gezogen und das hört der eingefleischte Hörer moderner psychedelischer Rock-Klänge sehr wohl heraus, flirren die Grooves und Gitarren eher im feinen alternativen Neo Psych (‘Give Me Your Attention’), als sich im etwas angestaubten Retro-Sound mit Nummer Sicher Stereotypen aufzuhalten. Die Effekt-beladenen Gitarren flirren jederzeit schön wabernd durch Raum und Zeit, überfordern nie, da Eingängigkeit und auf den Punkt spielen mehr zählt als psychedelische Jams. Die durchgehend psychedelischen Rock-Klänge mit vielen Anleihen aus der guten alten Zeit des Rock’n’Roll sind eh in jeder Note des Albums omnipräsent.Funkig und verrückt bespaßt ‘Daylight’, während das etwas vertrackte, funkige ‘Wide Smile Is Fine’ erneut mit tollen Gitarren und omnipräsenten Bass-Grooves glänzt. Ein feiner kleiner angedunkelter Post Punk Vibe in ‘Control’ mit allerhand kosmischen Kraut Rock-Einflüssen lässt Dich gut abheben, ein ruhiges, später treibendes, fast geisterhaftes ‘Pretty Places’ groovt entspannt im Orbit, hat auch wieder feine melodische Hooklines, die sich fest setzen im Ohr. ‘Alla Dagar’ ist mit orientalisch angehauchten Melodien, fragilem schwedischen Vocals und sehr atmosphärischen Sounds Tiefgang pur. Maidavale haben auch immer irgendwie etwas Ethereal-Wave-Einfluss im Sound; alles ist so fein und atmosphärisch im Fundament und lässt die sanftmütigen Melodien und Instrumente friedvoll und entrückt durchs Universum treiben. Das abschließende ‘Vultures’ beendet ein kurzweiliges Album, das Dank der vielen schönen 60s/70s-Melodien und der offenkundigen Musikalität einfach sommerliches Licht in den Winter bringt.
Bewertung: 12/15 Punkten
Teil 2: Carsten Agthe
Ein Traum in Fuzz. Für ihr drittes Album haben die Schwedinnen von Maidavale erst einmal ein eigenes Label aus der Taufe gehoben. Weil, selbst ist der Mann. Ähm, die Frau. “Sun Dog” ist ob der bunt schillernden Perlen in Psych Pop hell erleuchtet. Waren die Vorgängeralben “Tales Of The Wicked West” sowie “Madness Is Too Pure” noch dezent bluesaffin, so taucht das Quartett aus Stockholm mit Hilfe von Kalle Gustafsson Jerneholm (The Soundtrack Of Our Lives) nun gänzlich hinab (beziehungsweise hinauf) in Richtung Psychedelia durchtränkter Ekstase. In den neun single-formatigen Songs halten sich Maidavale nicht mit langer Stimmungsmache auf, sondern kommen direkt auf den Punkt, was die Sache an sich überaus kurzweilig macht. Diese Kombination zündet schon mit ‘Faces (Where Is Life)’, wobei den Damen eine angenehme Crazyness nicht abzusprechen ist. Die Hammond röhrt vordergründig in ‘Fools’ und die Trommeln erschaffen hippelige Voodoo-Atmosphären. ‘Give Me Your Attention’ gibt sich als energisches Fuzzmonster, ‘Daybreak’ bleibt mit einem markanten Riffing haften. Zwischen popaffiner Psychedelic, Krautrock und Afrobeat zaubern Maidavale tatsächlich süchtig machende Tunes aus dem Hut und verlieren sich dabei nicht im Wirrwarr allzu intensiver Temperamentsausbrüche.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Rezensionen:
“Madness Is Too Pure” (2018)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Noisolution zur Verfügung gestellt.