(37:00; CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 22.11.2024)
Sechs Jahre nach dem Debüt “Before I Close My Eyes” findet sich Sergio Todisco, der Mann hinter Last Eon, mit neuen Musikern wieder zusammen. Wenn Du mit herbstlichem, fragilen Postrock mit Anleihen von Slowcore, Dream Pop und statischem Shoegaze etwas anfangen kannst, könnten Dir diese nicht mal 40 Minuten, verteilt auf fünf Songs, gut munden. Ohne viel Aufhebens wird in melancholischen Melodiebögen gebadet, meist schwelgerisch langsam, ohne die Opulenz und Kraft des pastoralen Postrock-Moments zu ignorieren.
Man startet mit dem sanften, sehr melodiösen ‘Stepping On the Falling Leaves’. Die männlichen Vocals sind durchaus als sehr harmonisch und fragil zu bezeichnen. Feine Gitarren-Effekte zwischen Postrock und schwebendem Dream Pop lullen fürs Erste richtig gut ein. Das fast zehnminütige ‘Old Tune (Albert)’ kommt mit ebenfalls wieder sehr schönen Gitarrenmotiven langsam, behäbig, voller Anmut Schritt für Schritt in die Vollen. Das erinnert mich angenehm an die großartigen Amis Early Day Miners, die mit dieser Art epischem Slowcore ein weites, umarmendes Desert-Panorama auf ihren frühen Veröffentlichungen schufen und einfach immer mit vollster Grandezza gen Sonnenuntergang spielten. Man bleibt hier instrumental, lässt zwischendrin den Postrock-Regenbogen kurz in die Vollen kommen, schafft aber auch wundervolle stille Momente. Da muss man auch eine meiner Lieblingsentdeckungen des Jahres, die Mountains Of Jura nennen, die mit ähnlichen Klangfarben diesen speziellen Schönklang hofierten. ‘Love Spectre Dying’ ist erneut erstmal langsam – ambiente sphärische Synths, melancholische Akkorde und dieser zurückgenommene Gesang erzeugen einen weiteren liebevollen Hauch von Wehmut. Später wird auch hier die Dynamikkurve ein wenig gereizt, gesellen sich variable Drums und eine fein inszenierte Wall of Sound zum sonst eher zerbrechlichen Szenario hinzu.
Nimm etwas von der mediterranen Melancholie solcher Nischen-Bands wie Arctic Plateau, addiere die ambiente dunkle Eleganz von Atom Made Earth, den hymnischen Ansatz der New Artrocker von Electric Litany gepaart mit der Weite des Slowcore von Early Day Miners nebst Mountains Of Jura und dann kommt man den Italienern ganz gut auf die Spur, ohne dass hier der ganz große Moment geschaffen wird. ‘Our Favourite forests’ ist etwas windschief im Gesang, trotzdem sehr beseelt und aufbrausend gen Ende. Mit dem minimalistischen Rausschmeißer ‘Lost Tales’ findet sich der schwächste Song am Ende des Albums. “Wooden Bodies” ist ein mediterranes atmosphärisches Kleinod, unauffällig mit kleinen Fehlern und trotzdem eindringlich, perfekt für die Jahreszeit und für Freunde der oben genannten Nischen und Sparten vielleicht eine Entdeckung.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Last Eon