(1:02:16; Vinyl (2 LP), Boxset (4CD + Blu-ray) bookDigital; InsideOut Music/Sony Music, 30.09.2003/06.12.2024)
Dass Musik zum Weihnachtsfest genauso dazugehört, wie die Lichter am Weihnachtsbaum, wird wohl niemand bestreiten. Ob es sich bei dieser Musik allerdings ausschließlich um traditionelle Werke wie ‘Stille Nacht, heilige Nacht’, ‘Adeste Fideles’ oder gar Johann Sebastian Bachs “Weihnachtsoratorium” handeln darf oder zum Feste auch Modernes wie ‘Last Christmas’, ‘All I Want For Christmas’ oder ‘Driving Home For Christmas’ erklingen kann, darüber streiten sich die Geister.
Da ist ein Album wie “The Jethro Tull Christmas Album • Fresh Snow At Christmas” vielleicht gar keine schlechte Alternative, da es sich sich hier weder um klassische Weihnachtsmusik noch um Weihnachtspop handelt. So ist das 2003 unter dem Titel “The Jethro Tull Christmas Album” erschienene Werk keine Sammlung von Weihnachtsliedern im herkömmlichen Sinne, sondern einfach eine Platte, die ihrer Stimmung nach ganz wunderbar in die Advents- und (jetzt knapp: Nach-)Weihnachtszeit passt.
Kristian Selm beschrieb das Ganze im Progressive Newsletter seinerzeit mit folgenden Worten:
Natürlich eignet sich die Tull’sche Art bestens, um Weihnachtslieder aufzupeppen, doch steckt hinter dem “Christmas Album” zudem noch ein anderer musikalischer Grundgedanke. So gibt es nicht nur einige grunderneuerte, vom beseelten Weihnachtsschmalz befreite Traditionals, sondern Anderson steuert zusätzlich diverse neue Nummern bei. Einige Neuaufnahmen von zum Thema passende Tull-Songs aus der langen Bandgeschichte sind dann der dritte wesentliche Teil dieser Songsammlung. Das “Christmas Album” stützt sich natürlich vor allem auf die akustische, die folkige Seite von Jethro Tull.
Ruhig, unaufgeregt und besinnlich, aber niemals kitschig oder allzu seicht. Eine Sammlung von Stücken zwischen zartem Folk, teils orchestralem Progressive Rock und verspieltem Jazz.
Natürlich zählt “The Jethro Tull Christmas Album” nicht zu den Klassikern des Progressive Rocks und auch im Backkatalog von Jethro Tull ist diese Veröffentlichung nicht wirklich eines der großen Glanzlichter. Und doch hat das Weihnachtsalbum einen ganz besonderen Platz in der Diskografie von Jethro Tull inne, da es das letzte Studioalbum vor dem Split der Band war und auf dem Martin Barre ein letztes Mal als Gitarrist der Gruppe zu hören ist, bevor Ian Anderson knapp 20 Jahre später den Namen Jethro Tull wiederbelebte und mit ausgetauschter Besetzung “The Zealot Gene” aufnahm.
Ob es wirklich einer Wiederveröffentlichung dieses Albums bedurfte, das muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Wer die Platte bereits sein Eigen nennt, der wird vermutlich nicht noch einmal zugreifen wollen. Obwohl man eingestehen muss, dass Ober-Stachelschwein Bruce Soord mit seinem Remix der Scheibe ganz wundervolle Arbeit geleistet hat. So erstrahlt die Platte nicht nur aufgrund des neuen Cover-Artworks in neuem Glanze, auch klanglich fühlt es sich so an, als sei frischer Schnee auf diese mittlerweile über 20 Jahre alten Stucke gefallen, sodass diese jetzt noch einmal in voller Winterpracht schimmern und erstrahlen dürfen.
Für Vinyl-Liebhaber ist dabei, wie bei so vielen Wiederveröffentlichungen, einmal mehr nur eine Basic-Variante des Albums erhältlich, die leider ganz ohne Bonustracks auskommt. Die aber, aufgrund des ansprechenden Remixes, des neuen Artworks und der Liner-Notes von Ian Anderson, zumindest gegenüber dem Original des Albums einen gewissen Mehrwert hat.
Das Boxset zum Album hingegen bietet den Fans einen echten Kaufanreiz. So gibt es, auf vier CDs verteilt, neben dem aktuellen Remix und dem Original-Mix des Albums auch eine neu abgemischte Version von “Christmas Live At St. Brides 2008” zu hören. Außerdem beinhaltet die Sammlung einen bisher unveröffentlichten Mitschnitt der Ian-Anderson-Band von einem Auftritt in St. Brides aus dem Jahr 2006.
Highlight des Boxsets dürfte allerdings die Blu-ray sein, die audiophilen Fans einen Remix des Albums in Dolby Atmos bietet (5.1 Surround Sound, 24 / 44 High Resolution Stereo), die natürlich ebenfalls aus den Händen von Bruce Soord stammt.
Ohne BewertungSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ian Anderson – Gesang, Querflöte, Piccoloflöte, akustische Gitarre, Mandoline, Perkussion
Martin Barre – E-Gitarre, akustische Gitarre
Jonathan Noyce – E-Bass
Andrew Giddings – Keyboards, Akkordeon, Keyboard Bass
Doane Perry – Schlagzeug, Perkussion
Diskografie (Studioalben):
“This Was” (1968)
“Stand Up” (1969)
“Benefit” (1970)
“Aqualung” (1971)
“Thick As A Brick” (1972)
“A Passion Play” (1973)
“War Child” (1974)
“Minstrel In The Gallery” (1975)
“Too Old To Rock ‘n’ Roll: Too Young To Die!” (1976)
“Songs From The Wood” (1977)
“Heavy Horses” (1978)
“Stormwatch” (1979)
“A” (1980)
“The Broadsword And The Beast” (1982)
“Under Wraps” (1984)
“Crest Of A Knave” (1987)
“Rock Island” (1989)
“Catfish Rising” (1991)
“Roots To Branches” (1995)
“J-Tull Dot Com” (1999)
“The Jethro Tull Christmas Album” (2003)
“The Zealot Gene” (2022)
“RökFlöte” (2023)
Surftipps zu Jethro Tull:
Homepage
Facebook
Instagram
Bandcamp (InsideOut Music)
Soundcloud
YouTube
Spotify
Apple Music
Discogs
Prog Archives
Wikipedia
Rezensionen:
“The Zealot Gene” (2022)
“The Jethro Tull Christmas Album” (2003)
“Stand Up – The Elevated Edition” (Reissue) (1969/2016)
“Aqualung – 40th Anniversary Adapted Edition” (Reissue) (1971/2016)
“Too Old To Rock’n’Roll Too Young To Die – The TV Special Edition (Reissue) (1976/2015)
“Minstrel In The Gallery – 40th Anniversary La Grande Edition (Reissue) (1975/2015)
“The Very Best Of” (2001)
“J-Tull Dot Com” (1999)
Liveberichte:
26.09.17, Wuppertal, Historische Stadthalle
Abbildungen: Oktober Promotion, Prog in Focus