Honjok Party – Sternenstaub
(44:00, CD, digital, Eigenproduktion, 28.05.2024)
Honjok Party? Hmmm … noch nie gehört. Klingt jedenfalls nach vielen Menschen. Doch falsch! Hier ist die Rede von einem 1-Mann-Projekt, und dieser Musiker stammt, wie es der Albumtitel schon erahnen lässt, aus Deutschland (Waldbronn, um genau zu sein). Harald Wilhelm heißt er, und er spielt sämtliche Instrumente selbst, singt und zeichnet für alle Kompositionen und Texte verantwortlich. Wahrlich also ein Soloalbum – Respekt schon mal allein dafür!
Der Protagonist bezeichnet sich als früher Beatles-Fan, der anlässlich eines Genesis Konzerts im Jahre 1976 zu einem Progressive Rock Fan wurde, wobei ihn neben Genesis auch Bands wie Yes, Van der Graaf Generator oder Rush beeinflussten – allen voran aber King Crimson.
Im Beiblatt erläutert er auch den seltsam anmutenden Bandnamen. Zitat:
HONJOK (Einpersonenstamm) ist eine Lebenseinstellung – aus Südkorea kommend – die für ein zufriedenes „Mit-Sich-Allein-Leben“ steht. Da Honjok Party als Einmann-Live-Projekt entstanden ist und auf dieser CD alles von mir alleine eingespielt und im Honjok Studio aufgenommen wurde, ist der Name hier zugleich Programm. Ob dieses Experiment gelungen ist, darf jeder selbst entscheiden.
Gleich vorneweg – das Experiment ist durchaus in vielen Teilen gut gelungen. Sechs Songs sind zu hören, der Opener ist ein sehr schönes Instrumental aus dem Symphonic Prog Bereich mit dem Titel ‚Leben‘. Tasten und Gitarre sorgen für angenehmen Wohlklang. Es folgt der Titelsong ‚Sternenstaub‘, der mit fast 18 Minuten Laufzeit der Longtrack des Albums ist. Hier wandelt der Musiker zwischen diversen Genres hin und her, macht damit das Stück recht abwechslungsreich, geht allerdings damit das Risiko ein, dass der Symphonic Prog Fan mit einigen Abschnitten eher weniger anfangen kann. Diese werden jedoch schnell wieder zurückgewonnen mit dem nachfolgenden, rein instrumentalen ‚Alte Freunde‘, das allerdings leider mit 3 Minuten sehr kurz ausgefallen ist. Satte Mellotronsounds im Zusammenspiel mit elektrischer Gitarre sorgen für eine wunderbare Atmosphäre – der schönste Track des Albums.
Der vierte Track heißt ‚Ende gut?‘ – den man angesichts des Titels eigentlich eher als Abschlusssong erwartet hätte – und bringt es immerhin auf neun Minuten Laufzeit. Hier geht der Gesang auch mal hart an die Growl-Grenze, auch im nachfolgenden ‚Magie‘ klingt es teils recht aggressiv, was aber in beiden Fällen zu den eigenwilligen Songs passt. Mag sein, dass der Gesang von einigen Hörern kritisch gesehen wird – der Schreiberling wird an mehreren Stellen an Grobschnitts Willi Wildschwein erinnert und dabei kommt am ehesten passend die „Razzia“ Phase in den Sinn. Das abschließende ‚Auf dem Weg zu Staub‘ klingt wieder etwas versöhnlicher und hat gleich zu Beginn einprägsame Gesangslinien.
„Sternenstaub“ ist ein interessantes Album geworden, wo im Zweifel nicht alles gefallen wird, aber als erstes Lebenszeichen ist dieses Werk durchaus bemerkenswert, zumal es komplett im Alleingang entstand, was in der Bewertung einen Extrapunkt ergab.
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung:
Harald Wilhelm – Text / Musik / sämtliche Instrumente und Stimmen
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Abbildungen: Harald Wilhelm