Da die Anzahl der Festivals für progressive Musik in Deutschland und seinen Nachbarländern doch recht überschaubar ist, ist es umso bedauerlicher, dass das Kölner Euroblast und das Prog Power Europe im niederländischen Baarlo beide am ersten Oktoberwochenende stattfinden. Dass wir im letzten Jahr ausnahmsweise in den Genuss beider Festivals kamen, war der unterschiedlichen Zählweise der Organisatoren geschuldet; die Festivals fanden vom 30.09. bis 01.10.2023 respektive vom 6. bis 8.10.2023 statt. Da der Kalender des Jahres 2024 leider keinen Interpretationsspielraum zuließ, hieß es in diesem Jahr ärgerlicherweise wieder zwischen den beiden Festivals wählen zu müssen. Für kurze Zeit spielten wir zwar noch mit dem Gedanken, von beiden Festivals jeweils zwei Tage mitzuerleben (das Euroblast erstreckte sich von Donnerstag bis Samstag, das PPE von Freitag bis Sonntag), doch waren die Daysplits für einen solchen Aufwand einfach zu unattraktiv. Die Wahl fiel schließlich, aus dem Zusammenspiel verschiedener Gründe, auf das Euroblast. Wobei sich unser Chefredakteur Klaus Reckert ganz frech die Freiheit nahm, den zweiten Festivaltag einfach mal so zu skippen (Ich musste arbeiten, junger Padawan, KR); weshalb es in diesem Jahr auch mir oblag, die Einleitung für diesen Bericht zu verfassen (Stell’ Dein Licht mal nicht so unter den Scheffel, Du hast das ganze Ding abgelichtet und geschrieben. Und ich nur wunschgemäß ein paar Eindrücke hinzugefügt, KR).
Donnerstag
“Pünktlich sein!” hieß die Devise des ersten Tages, denn schon der Opener des Festivals war eine Künstlerin, die wir unter keinen Umständen verpassen wollten.
Ophelia Sullivan
Was für ein Einstand!
FF
Fenix zerlegte seine Hi-Hat, baute sie aber ohne mit der Wimper zu zucken im laufenden Betrieb wieder zusammen.
Auffällig das Bühnensetting: Ophelia war im Bühnenhintergrund auf einem zweiten Podest, neben Fenix‘ Drum Riser untergebracht. Auffällig ebenso ihre perlmuttfarben glitzernde Les Paul.
Das allererste Stück hatte ein ausgesprochen “kirchenmusikalisches” Intro, wirkte wie ein Mix aus benediktinischem Mönchsgesang und Dead Can Dance. Phantastische Bass-Parts – sehr virtuos und ausdrucksstark gespielte komplexe, Jazz-beeinflusste Linien – aber mit einem Gesichts- und Körperausdruck, als wäre das alles gar nichts. Dazu noch großartiger cleaner Gesang sowie Screams.
Apropos: Persönliche Höhepunkte des Auftritts waren die vierstimmig vorgetragenen Vocal-Parts, z.B. bei ‘Rest Your Trigger On My Finger’. Starke TripHopaganda!
Einziges Manko, für das die Musiker rein gar nichts können: Ausgerechnet bei diesem sowohl der Band als auch dem Publikum einiges an Konzentration abverlangenden Gig ging ständig die Hallentür rechts von der Bühne auf, sodass es immer wieder taghell wurde…
KR
WalzWerk
FF
‘An der Angst lang’:
Ich weiß dein Wald ist dunkel
Und überall liegt nur Geäst
Da war ein Sturm wie keiner,
Da war ein Schmerz wie meiner
Und jetzt scheint alles aus.
Und ich seh du liegst am Boden
Schreist verlassen in die Nacht
Schalt die Transmitter an.
Hm. Entweder das mit den Neurotransmittern hilft. Oder das zielstrebige Verlassen der “Elektroküche”.
KR
Ayahuasca
Schönster Moment des Tages bisher, abgesehen von wohligen Erinnerungen ans Trope-Konzert gestern: die (negroide) Dame, die die Toiletten putzt, TANZT zu Ayahuascas Progressive Death Metal mit Tribal Drums!
Leider waren die Mucker nicht so funkenüberspringenlassend kommunikativ wie ihre Riddims – praktisch keine Interaktion mit dem Publikum. Und ebenfalls bedauerlicherweise ein Auftritt mit Soundproblemen – nachdem der Gig von Ophelia Sullivan wie von Floh erwähnt diamantklaren Klang gehabt hatte.
Wie auch immer – der Auftritt des siebenköpfigen Kollektivs machte auch optisch einfach enorm was her.
KR
Klaus, du sprichst mir aus der Seele. Der Sound, den Ayahuasca an diesem Abend erwischten, war ein kompletter Griff ins Klo.
Die Percussions flashten zwar noch immer wie beim ersten Mal, doch von den Gitarren war praktisch nichts zu hören. Und auch die Performance von Frontmann Timmy Peligro liess mich über weite Strecken kalt. Was weniger an dessen Stimme lag als vielmehr an der fehlenden Connection zum Publikum. Vorgänger Sliman Abu Sitta war in dieser Hinsicht ein ganz anderes Kaliber.
FF
Avralize
Deutsche Djent-Truppe, der Sänger trägt Vokuhila. Ungeachtet sofort einsetzender Befürchtungen war das Gebotene aber recht erfreulich: melodische Djent-Spielart mit ein paar unerwarteten Ecken, z. B. einem Funk-Bass.
KR
Avralize: Djent trifft Pop.
Avril Lavigne? Nicht wirklich, aber irgendwie schon. Avrialized Djent. Eingangig, hart und groovy.
Vokuhila Oliba war schon lange nicht mehr so sexy. Einfach wunderbar!
FF
Floya
Hätten sich auch Flokatis nennen können. Diese Teppiche sind doch auch kuschelig und weiß?
Was für eine Kombi aus AutoTune, ausgelassenem Ausdruckstanz, HappyCore in weißen Stramplern und der Stimmung einer Karnevalssession vor wie auf der Bühne – bei Songs wie z. B. ‘Florescent’.
KR
FF
Something Or Other
“Queere Rockband aus London” – und Band des Tages!
Aufgrund eines freundlicherweise erhaltenen Tipps ausgesprochen zeitig im Keller gewesen und so Zeuge des Soundchecks geworden. Der allein war schon unterhaltsamer als mancher Main-Stage-Auftritt. Die Sängerin haute für den Line Check mal eben Acapella-Gesang raus, wie von einem anderen Stern. Top: ‘Strike Me Down’, ‘How Much More Can I Repent’!
Und die Gitarristin Avery Green ist ein Gesamtkunstwerk, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken…
Die so beeindruckende wie liebenswürdige Truppe blieb dem Euroblast noch für den gesamten Rest des Festivals als Zuschauer erhalten.
KR
Unverhofft kommt oft. Klaus und ich sind uns ja nicht immer einig (Amen, KR), im Falle von Something Or Other allerdings schon. So war die Band aus Brighton & Hove nicht nur mein persönliches Highlight des Tages, sondern für mich auch die größte Überraschung, die das Euroblast in diesem Jahr zu bieten hatte. Alleine schon das Auftreten der Protagonisten. Welch ein Charisma! Welch eine Ausstrahlung! Vor allem Gitarrist*in Avery Green hätte man aufgrund ihrer Stoik stundenlang betrachten können, wäre da nicht das Energiebündel von Sänger*in Ollie gewesen, die ihr mit ihrer unglaublichen Stimme die Show stahl, insbesondere, als sie Audioslaves ‘Show Me How to Live’ intonierte und der unvergessenen Chris Conell so für ein paar Minuten in Vergessenheit geriet. Die Musik hätte da zur Nebensache verkommen können, wäre sie nicht mindestens genauso beeindruckend gewesen. Grungy, groovy und mit einem thrashig scheppernden Schlagzeug. Dazu die vielen Tapping-Artistik an der Gitarre. Man wusste gar nicht so recht, was einen gerade am meisten beeindruckte.
FF
Unprocessed
Schon fast perfekte Mischung aus Flitzefinger-Virtuosität, brachialer Power und nie versiegenden Melodiewogen.
KR
Ich liebe Unprocessed ja als Live-Band, als Entertainer allerdings hatten mich die Wiesbadener bisher noch nie überzeugen können. Bis zu diesem Tag, denn vor allem Frontmann Manuel Gardner Fernandes gab sich deutlich kommunikativer, als ich es von ihm gewohnt war. Schnell wurde an diesem Abend klar, dass die “Gold”-igen Zeiten der Band vorüber waren. Unprocessed hatten zur alten Härte zurückgefunden, ohne den Pop dabei ganz aufgegeben zu haben. Alte Stücke der Truppe zeigten sich plötzlich zugänglicher, die Stücke von “Gold” dagegen deutlich deftiger, was ganz besonders beim ultratieftönenden Bass in Rain deutlich wurde. Welch ein Zugewinn diese Heavyness für das Lied bedeutet! So war folglich nicht nur bei den Brettern ordentlich was vor der Bühne los, sondern auch bei den Balladen. Dass Heavyness und Melodien bei Unprocessed zusammengehören, stellte die Band eindringlich bei ‘Glass’ zur Schau, bei welchem Handytaschenlampen und Feuerzeugflammen abrupt von brutalem Tech/Death ausgelöscht wurden! Unprocessed hatten die Essigfabrik voll in ihrem Griff. Umso erstaunlicher war es dann, dass die Band schon zwanzig Minuten vor offiziellem Show-Ende die Bühne verließ. Warum das so war, weiß der Kuckuck. Genügend Material für anderthalb Stunden hätte der Backkatalog definitiv hergegeben.
FF
Vertex
Nach dem leider viel zu frühen Ende des Headliners musste ich mich dazu zwingen, die lange Pause bis zum Auftritt von Vertex in der Elektroküche zu überbrücken. Strapazen, die sich gelohnt haben. Denn der ultrabrutale Groove-‘n’-Mathcore-Prog verströmte Gojira- und Mastodon-Vibes, die den Keller zum Brodeln brachten.
Hier fährt gerade ein Zug durchs Gebäude!
FF
Freitag
“Ausnahmezustand!” hieß die Devise des Tages. Denn schon am frühen Morgen war ich dermaßen von Kopfschmerzen geplagt, dass ich drauf und dran war, mich krank zu melden. Der Zug, der am Vorabend durch die Elektroküche gerauscht war, hatte mich wohl schwerer erwischt als erwartet.
We Are Perspectives
Denn außer während einiger ruhigen Momente war von den Symphonic-Elementen leider überhaupt nichts zu vernehmen. Stattdessen gab es bretternde Drums und bellende Vocals auf die Ohren. Wie gut, dass die Strahlemänner wenigstens optisch überzeugen konnten.
FF
Anima Tempo
Da war es dann auch bald Wurst, dass der Sound auch im folgenden nicht das Prädikat unperfekt ablegen konnte: Die Rhythmusinstrumente dominierten zu sehr, die Synthies gingen unter… Anima Tempo aber ignorierten das alles und feierten ganz einfach eine musikalische Party auf der Bühne. Sie steckten das Publikum mit ihrer guten Laune an, sodass dieses damit begann, die Band immer wieder herauszuforden. Auf “Drumsolo!”-Rufe folgte ein Schlagzeugsolo, auf “Bassolo!”-Rufe eine Einlage am Viersaiter. Das die Band mit ihrem Extreme Prog Metal (trotz all der Probleme) auch musikalisch überzeugen konnte, wurde da beinahe zur Nebensache.
FF
Kolari
FF
Kardashev
FF
Dies In The Sky
FF
Jakub Żytecki
Normalerweise finde ich modernen, instrumentalen, technisch-versierten Gitarren-Prog, wie Jakub Żytecki ihn spielt, ja eher anstrengend. An diesem Freitag jedoch war die Musik des Polen das Entspannteste, was das Euroblast zu bieten hatte.
FF
Trylion
FF
Ten56.
Zwei Frontleute sorgten für ordentlich Bewegung auf der Bühne und verstanden es, dem Publikum ordentlich einzuheizen.
FF
Consvmer
FF
Novelists
Zumindest in meinen Augen war dies ein würdiger Abschluss, denn eine Mischung, wie die Franzosen sie spielen, war mir so bisher noch nicht untergekommen:
So trafen bei Novelists traditioneller Metalcore, klassischer Prog Metal, symphonischer Bombast und Djent aufeinander. Leider war der Gesang von Frontfrau Camille Contreras viel zu sehr in den Hintergrund gemischt, doch glich die Sängerin dieses Manko zumindest ansatzweise mit ihrer dynamischen Bühnenpräsenz aus. Es war eine Performance, die wahnsinnig mitreißend war und die ich mir gerne bis zum Ende gegeben hätte…
Aber irgendwann ging es dann leider nicht mehr
FF
So finden Defocus, Northlane, As Living Arrows und Cauldron an dieser Stelle leider nur der Vollständigkeit halber Erwähnung.
Samstag
“Aller guten Dinge sind drei!” hieß die Devise des Tages. Denn heute war nicht nur Chef-Betreuer Klaus wieder mit im Boot, auch unser lang und schwer vermisster Gilles war heute in offizieller Betreuer-Mission mit an Bord, um ein Interview mit Mnemic zu führen.
Pridian
KR
Doch die Sorgen waren erfreulicherweise umsonst gewesen. Tatsächlich bereiteten Pridian einen recht unaufdringlichen Auftakt. Nicht zu brachial aber mit ordentlich Atmosphäre; genau das, was ich brauchte.
FF
Svynx
Gleich mal einer der Höhepunkte des Festivalsamstags. Kürzlich bei uns sehr lobend besungen worden, Aber immer noch kaum zu beschreibende Musik. Auffallend starker, hoher Gesang. Apropos: Stellenweise gab es Gast-Growls – aus dem Publikum, aber mit Mikrofon..?
KR
Eigentlich unpassend dazu und gerade deswegen besonders geil waren die dominanten jaulenden Gitarrentöne, die das Klangbild vervollständigend. Ich fand es mega!
FF
OU (謳)
KR
Ich liebe die Platten dieser Band und hatte diesem Auftritt unwahrscheinlich entgegengefiebert. Dass bei dem Gesang der Frontfrau Lynn Wu leicht das Gefühl entstehen konnte, als hätte sie die Töne nicht richtig getroffen, ist dabei wohl der chinesischen Tonalsprache geschuldet. Wer einmal in China oder Südostasien unterwegs gewesen war und dabei einheimischem Gesang begegnet ist, der dürfte dieses Gefühl nur zu gut kennen.
Wenn diese Art zu singen, wie von manch Anwesendem, als Katzengeheul abgetan wird, dann muss ich wohl bekennen, dass mir das Kätzchen gefallen hat: Schwarz und geschmeidig, lächelnd, wild und kratzbürstig.
Ausgestattet mit einem astreinen Sound holte mich diese verrückte Mischung aus schrägem Gesang, ansprechender Bühnenshow und angejazztem Prog Metal voll ab.
Kein Wunder also, dass kein Geringerer als Devin Townsend an OU einen Narren gefressen hat.
FF
Avalanche Effect
KR
So mega fett. So viele Stile.
Super Stimmung. Voll sympatisch. einfach toll
FF
Chaosbay
Apropos Chaosbay. Aufreger des Tages: Eine meiner Lieblingsbands, die sich seit Jahren häutet und dabei immer besser wird, wagt es, uns zu “enttäuschen”. Gefeierter Auftritt im prall gefüllten großen Gemäuer. Allerdings mit erbarmungswürdigen Sound: Die Gitarren matschen irgendwo zahnlos im Hintergrund. Von Jans schönen, starken Vocals hört man auch nur elektronisch behandelten Schmier – wie aus der Ferne. Wirklich wiedererkennen konnte man diese charakterische Stimme eigentlich nur bei einer cheesy Solopassage von ‘What Is War’.
Der einzige Eindruck, der sich wirklich durchsetzt: selbst älteres Material klingt jetzt technoid. Pfui Deibel.
Und diese “und jetzt alle”-Anbiederei bei ‘Maniac In The Mirror’ erst. Was kommt danach, der ESC?
Ein Bier gegen den Schock später:
Also clever ist das schon… Auf dem ProgPower Europe letztes Jahr klangen die Berliner nach “sich selbst” und eroberten das Festival im Sturm. Auf dem Euroblast klang die Band wie ein Zwitter aus Chaosbay, Floya, Mnemic umd KMFDM. Und waren erneut Publikumslieblinge. Wie würde sie also klingen, wenn man sie aufs Desertfest einlüde?
Wie bei einem Slot auf dem Maryland Deathfest..??
Wie auf dem Baltic Blues???
Diese Phantasien erwiesen sich im Folgenden tatsächlich als tröstlich 🙂
KR
Dass Jan, Matthias, Alex und Patrick diesen Stil allerdings auch auf all ihre alten Stücke übertragen würden, dass hatte man im Vorfeld des Festivals so nicht erwarten können. Was der Stimmung in der Halle einerseits verdammt gut tat, führte bei Kennern der alten Stücke der Band zu Reaktionen von Erstaunen bis Entsetzten. ‘Mediterranean’ klang im Vergleich zu seiner Studio-Version wie durch den Fleischwolf gedreht. ‘What Is War’ wurde hingegen von mir erst zu dem Zeitpunkt als erkannt, als Jan mit dem Chorus einsetzte. Chaosbay erweckten so streckenweise den Eindruck, als seine sie ihre eigene Cover-Band. Wie eine Dampfwalze donnerte die Band mit ihrer Musik durchs Publikum und stieß bei diesem auf großaertige Resonanzen. Auch ich wurde von diesem fetten Brett, der schieren Energie und der wie immer ansteckenden Spielfreude der Band mitgerissen, aber mit den Chaosbay der letzten Jahren hatte dies nicht mehr viel zu tun. Die feinen verspielten und progressiven Nuancen, die den Sound des Quartetts in der Vergangenheit so reizvoll gemacht hatten, waren von jetzt auf gleich quasi komplett verschwunden.
Als ich Sänger Jan Listing nach dem Konzert auf den Sound des Abends ansprach, entwickelte sich in etwas die folgende Kurzkonversation:
War das heute die extra fürs Euroblast ausgepackte Version von Chaosbay?
Nein, das ist tatsachlich unser neuer Sound. Wann hast du uns denn das letzte Mal gesehen?
Im Juni, in Saarlouis.
Ah, da waren wir noch zahm.
Was ich von alledem jetzt halte? Ich bin immer noch mehr als verwirrt…
FF
Endgegner
Wer bei Endgegner eine Stuka-Band vom Prophecy-Label befürchtet hatte, fand sich angenehm “enttäuscht”. Zauberhaftes, jazziges Gitarrenspiel trifft auf unverschämt lässiges (E-)Piano und ein swingendes Schlagzeug. Und die Thematik Computerspielmusik, z. B. Super Mario Kart. Kannste Dir nicht ausdenken. Aber gut anhören. Sehr gut.
KR
Umso größer war die Überraschung, als sich die Musik von Endgegner als Videogame Jazz entpuppte. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, dem möchte ich diesen Begriff an dieser Stelle ganz kurz erklären. Endgegner sind eigentlich nicht andres als eine Cover-Band, die es sich zur aufgabe gemacht haben, die Musiken verschiedener Videospiel-Klassiker in ein Gewand aus Prog in jazz zu kleiden.
Klingt auf dem Papier vielleicht ein wenig balla-balla, funktioniert live dafür umso besser. Denn Endgegner schafften es mühelos, das Publium ob ihrer musikalischen Fähigkeiten zum Staunen zu bringen und ihm gleichzeitig ein tief aus deren Selen kommendes Lächeln abzugewinnen.
Als man am Ende des Konzertes dann langsam durch den langen Tunnel aus dem Keller ans Tageslicht schritt, fühlte man sich irgendwie, als sei man gerade von einer LAN-Party gekommen. Mein persönliches Highlight des Tages!
FF
Vower
KR
FF
Naxen
FF
Aber nicht schlimm, angesichts des sonstigen Top-Angebots. Angesichts von alten und extrem netten neuen Bekannten. Und der immer noch wärmenden Oktobersonne…
KR
Mnemic
Wozu all diese “Blindmacher” wohl gedacht waren? Genau. Für den Einlauf der Hals-, Nasen-, Ohren- und Augen-Spezialisten von Mnemic.
Sehr engagiert, heavy, technisch – alles fein. Aber nach zwei Stücken hatte man das Muster der Songs doch so in etwa raus. Zurück zum Thema Sonne…
KR
FF
Kyros
Und wieder eine charmante Überraschung durch “Kellergeister”! Also gelesen hatte ich die Würdigung von “Mannequin” bei uns schon, aber nichts dort hatte auf diese Sonnenscheinchen vorbereitet. Hitverdächtige Melodien, unverschämt tanzbare Rhythmik, proggige Keyboard-Performance, toller Gesang (bei abermals ordentlichem Klang im Keller). Würden die bei der After Shop Party vom ProgPower Europe erst abgehen!
KR
Auf Kyros hatte ich mich gefreut, aber irgendetwas funzte für mich nicht bei diesem Auftritt. Am Klang lag es nicht, an der Band lag es nicht und an der Musik erst recht nicht. Wahrscheinlich war es einfach der gerade zurückkehrende Kopfschmerz, der den Auftritt der Briten für mich einfach etwas zu schrill wirken ließ. Für mich in dem Moment eine totale Reizüberflutung, obwohl ich den Auftritt von Kyros eigentlich ganz reizend fand. Dementsprechend musste ich mich viel zu früh aus der Elektroküche zurückziehen, schließlich wollte ich beim Headliner zumindest noch ein wenig aufnahmefähig sein.
FF
Caligula’s Horse
KR
Das man im Anschluss von der Setlist der letzten Tour dann abwich, war nicht nur überraschend, sonder auch sehr erfreulich, denn mit ‘Graves’ gab es nicht nur noch einen Longtrack zu hören, sondern auch das eindrucksvollste Stück vom 2017er “In Contact”. Einen besseren Abschluss hätte dieses Festival für mich tatsächlich nicht haben können.
FF
Fazit
Abwechslungsreiche, ja teils überraschender EB-Jahrgang. Einsames Highlight: Something Or Other!
KR
Mit Something Or Other und Endgegner überwältigten mich zwei Gruppierungen, die ich zuvor überhaupt noch nicht auf dem Plan gehabt hatte. Manche Band überzeugten wegen ihres fast perfekten Klanges, andere hingegen gingen, trotz toller Performance, wegen Soundproblemen regelrecht vor die Hunde. Abwechslungsreich und mit vielen Überraschungen, ja, das stimmt schon. Allerdings war in diesem Jahr von Post Rock erstmals seit Jahren praktisch nichts zu hören. Insgesamt fehlte es dem ’24er Euroblast ein wenig an etwas ruhigeren und atmosphärischen Momenten, insbesondere während des zweiten Festivaltages. Ob dies eine Ausnahme war oder der Beginn einer Trendwende war, werden wohl erst die nächsten Jahre zeigen. Ich bin gespannt darauf!
FF
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Text:
flohfish
Klaus Reckert
Live-Fotografie: Prog in Focus