(47:48; Vinyl CD, Digital, Ambient Media House/Just For Kicks, 20.10.2023/13.09.2024)
Wer oder was ist eigentlich Sic Mundus? Schaut man im Netz nach, wird man als Erstes auf den Begriff “Sic Mundus Creatus est” stoßen, der aus der sogenannten Tabula Smaragdina stammt, einer ägyptisch-griechischen Weisheitsschrift aus dem 2. Jahrhundert, die als Grundlagentext der Alchemie gilt. Sic Mundus ist eine Geheimorganisation aus den 1920ern, die sich nach diesem Spruch benannt hat. Somit sind jetzt gleich zwei Bandnamen erklärt: der des rumänischen Yesterdays-Ablegers Tabula Smaragdina und der des uns jetzt vorliegenden polnischen Duos Sic Mundus.
Zunächst fällt das aufwendig aufgemachte Digipack positiv auf. Hier sind Bilder des polnischen Malers Jarosław Jaśnikowski dargestellt, was gleich Eindruck macht. Das Auge isst schließlich mit. Und das Ohr? Wie schaut es mit der Musik aus? Recht gut, sofern man denn grob in Richtung Riverside interessiert ist. Am Namen des Labels bzw. Vertriebs sollte man sich jedenfalls nicht orientieren, denn um Ambient-Musik geht es hier keineswegs.
Das Zustandekommen dieses Albums, zumindest in dieser Form, ist einem Zufall zu verdanken. Die zugrunde liegenden Kompositionen stammen durchweg von Andrzej Sesiuk, der seine Musik zunächst in rein instrumentaler Form auf einer Streaming-Plattform zur Verfügung stellte. Über lange Zeit erhielt er kaum Feedback, bis schließlich Artur Placzyński zufällig auf diese Musik stieß, die ihn offensichtlich beeindruckte. Er war allerdings der Meinung, dass zusätzliche Gastmusiker und vor allem auf zwei Titeln auch Gesang wichtige Zusatzfaktoren wären. Die beiden Musiker kamen schließlich zusammen und setzten Arturs Ideen um. Dabei hatten sie ein gutes Händchen bei der Wahl des Sängers, was schließlich dazu führte, dass sogar mehr als die Hälfte der Titel nun mit Gesang präsentiert wird.
Der Opener zeigt zu Beginn vermutlich am ehesten noch, wie die ursprünglichen Kompositionen klangen, denn es handelt sich um ein tastenlastiges Intro mit Soundtrack-Atmosphäre. Nach einer Weile kommt dann E-Gitarre hinzu sowie böses Geflüster und leichtes Growlen, doch schnell zeigt sich auch, dass Sänger Mikołaj Krzaczek in der Lage ist, mit seiner angenehmen Stimme für weitere Pluspunkte zu sorgen.
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Ebenfalls auffällig ist, dass die Hinzunahme von Gastgitarristen deutlichen Einfluss auf die Titel genommen hat. Dabei sorgt die Gästeliste für internationales Flair, denn es sind Nationen wie Brasilien (Schlagzeuger Lucas Emidio), Australien (Gitarrist Scott Wright), UK (Gitarrist Greg Davies) und Deutschland (Gitarrist Adrian Weiss) vertreten. Gerade die Gitarristenschar sorgt für eine moderate Härte, die sich durch das gesamte Album zieht, ohne dabei zu sehr in den reinen Prog-Metal-Bereich abzudriften. Der wohl bekannteste Gast dürfte Landsmann Maciej Meller sein, der sich spätestens durch seine Arbeit bei Riverside einen Namen gemacht hat, dem Fan der frühen polnischen Prog-Welle aber auch sicherlich durch sein Mitwirken bei Quidam in Erinnerung ist.
Er bereichert durch seine Gitarre den längsten Track des Albums, das fast neun-minütige ‘This is an Illusion’. Trotz Einsatzes einer Vielzahl von Gastgitarristen wirkt das Ganze sehr homogen und gleichzeitig abwechslungsreich, so erinnert die Gitarre auf ‘Two Moons’ an Allan Holdsworth. Und, wie bereits eingangs erwähnt, fallen Gesangsvortrag und -melodien positiv auf. Und schließlich ist da ja noch der Urheber des Ganzen, Andrzej Sesiuk, der mit seinen Tasten teils mächtige Sounds präsentiert. Als Anspieltipps eignen sich beispielsweise das instrumentale ‘Intergalactic Journey’ oder ‘This is an Illusion’. Übrigens, wer oben über den Begriff Growls stolpert und schon nicht mehr interessiert ist, sei beruhigt. Dieser ist kein typisches Stilmittel bei Sic Mundus und taucht nur ganz kurz auf!
Zwar wird hier nichts wirklich Neues geboten, aber das Gesamtprodukt macht eindeutig Spaß und ist daher dem Fan von Riverside & Co. durchaus zu empfehlen. Feines Debütalbum!
Bewertung: 10/15 Punkten
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Besetzung:
Andrzej Sesiuk – music / arrangements / keyboards / programming
Artur Placzyński – lyrics / bass guitars
Gastmusiker
Mikołaj Krzaczek – vocals (1,2,4,7,9,10)
Lucas Emidio – drums (1-9)
Scott Wright – solo & lead guitars (1,2,3) / rhythm guitars (7,9)
Adrian Weiss – guitars (4)
Greg Davies – solo & lead guitars (5,6,8,9)
Adam Cisowski – rhythm guitars (5,6,9)
Iga Kałuża – backing vocals (4)
Maciej Meller – solo & lead guitars (7)
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Abbildungen: Sic Mundus