Klaus Schulze – 101, Milky Way
(79:48, CD, digital, SPV/Uwe Kerkau Promotion, 15.11.2024)
Es ist nun schon über zweieinhalb Jahre her, dass die Elektronik Musik Szene mit Klaus Schulze einen ihrer bedeutendsten Wegbereiter verlor, die Veröffentlichung des letzten Albums ”Deus Arrakis” erlebte er selbst schon nicht mehr. Doch das bedeutet eben nicht, dass es keine weiteren Veröffentlichungen des EM-Pioniers geben wird. Zum Glück, denn in den Archiven schlummert offensichtlich noch einiges an qualitativ hochwertigem Material, das bisher noch nicht der Allgemeinheit zugänglich gemacht worden ist. Seine Frau und die beiden Söhne, Elfie, Richard und Max Schulze, kommen im Inlet zu Wort. Auch über zwei Jahre nach seinem Tod ist er durch sein Home Studio, das wahlweise ‘Moldau Studio’, ‘Valhalla’ oder ‘In the Woods’ genannt wird, allgegenwärtig. Die Familie hat sich vorgenommen, das musikalische Erbe zu verwalten und Musik zu veröffentlichen, die es verdient hat.
Und der erste Schritt ist die Veröffentlichung dieses 80-minütigen Werks, das seinen Anfang im Winter 2008 nahm, als eine deutsche Filmgesellschaft eine Anfrage stellte, ob KS bereit wäre, Filmmusik zu einem Projekt zu schreiben. Es ging um das Thema (Computer-) Hacker, und eine halbe Stunde Hintergrundmusik war gewünscht. Natürlich hat sich Schulze nicht um die zeitliche Limitierung geschert und legte fleißig los. Am Ende wurde es Musik für ein komplettes Album, die er dann an die Firma schickte, wobei es ihm wohl eher egal war, was letztendlich für den Film dann tatsächlich Verwendung finden würde, er war eh schon wieder mit neuen Projekten beschäftigt. Auch wenn der Filmemacher ein Fan war und für den Film ausschließlich dessen Musik verwendete, war es dann doch nur ein kleiner Ausschnitt, der als ruhige Hintergrundmusik genutzt wurde.
Und ruhig ist genau die Beschreibung, die den ersten Eindruck am besten widerspiegelt. Da gibt es kaum experimentelle Parts oder hektische Sequenzen, sondern hauptsächlich entspannte, weitläufige Synthesizerflächen, die einen im endlosen Kosmos versinken lassen. Dazu passend ist im Booklet eine Karte abgedruckt, die Erde, Sonne, Sirius, Andromeda etc. zeigt und die Verbindungslinien heißen unter anderem Mellotron, Wavestation, Syntorchestra, Moog Modular, Minimoog, Memorymoog, Polysix, PPG Wave usw.
Das Album enthält insgesamt fünf Tracks, die allesamt von einem sehr entspannten Grundton bestimmt sind. Sowohl der viertelstündige Opener ‘Infinity’ als auch das nachfolgende ‚Alpha‘, das es auf gerade mal fünf Minuten bringt, sind fast durchweg ausgesprochen entspannt gestaltet, was zunächst auch für das 32 ½ minütige Monster ‘Multi’ gilt, wo dann aber etwa ab der Mitte des Tracks in typischer Schulze-Manier Tempo aufgenommen wird. Ähnliches gilt für das abschließende 18 ½ minütige ‘Uni’, das deutlich lebhafter daherkommt und sich auch sehr schnell als klassische Schulze-Musik erkennen lässt.
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Mit einem Hackerfilm würde man dieses Werk wohl zunächst eher nicht verbinden, wohl aber trifft der Albumtitel sehr gut das, was man zu erwarten hat. Unendliche Weiten, adäquat musikalisch umgesetzt. Ein sehr schönes Album, das nun den Weg auf CD gefunden hat. Eine sehr gute Entscheidung!
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
Klaus Schulze – all instruments
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Abbildungen: Klaus Schulze