(1:08:00; Vinyl, CD, Digital, Metal Blade Records, 25.10.2024)
Heiliger Wikinger, was hat Jón Aldará bitte für eine großartige Stimme? Der beinahe 14-minütige Opener auf dem zweiten Album der dänisch-färöischen Band überrennt einen völlig unerwartet – fängt er doch recht ruhig und unspektakulär an. Was ab Minute zwei dann aber abgeht, ist ein Bad in Gänsehaut. Eine gigantisch schöne Gitarrenmelodie und der epische, glasklare und kraftvolle Gesang setzen sich unweigerlich im Hirn fest, und man stellt für sich fest: Das will man immer und immer wieder hören.
Ab Minute fünf gesellt sich Melodic Black/Death Metal dazu. Auch Growling und Gekreische sind kein Problem für Aldará, der seine Sangeskünste ebenfalls der Band Hamferð zur Verfügung stellt. Hinten raus bekommt dieses Highlight an Song erneut eine wunderbare Gitarre spendiert, und man ist jetzt schon davon überzeugt, dass das Debüt bzw. der Vorgänger “Access All Worlds” mit “Kinship” mal eben so übertroffen werden konnte.
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Eine Schublade für die Band um das Geschwisterduo Jesper und Jens Nicolai Gräs war und ist immer noch schwer zu finden. Ist das nun Death Metal, Black Metal, Prog Metal oder Power Metal? Sagen wir, es ist eine sehr kurzweilige Mischung aus all diesen Genres, mit einer stark skandinavischen Note à la Borknagar und Wintersun. Und im Hinblick auf die große Anzahl an epischen Melodien kommen einem auch die Schweden An Abstract Illusion zwingend in den Sinn.
Das beinahe zehnminütige ‘Mistland’ wäre noch als Part II für den Opener durchgegangen, bis die Nummer in eine straighte Melodic-Death-Metal-Nummer rüberwechselt und in ‘Twilight’ ausformuliert wird. ‘I Feel The Night’ war und ist eine Singleauskopplung, wobei das zugehörige Video zwar nicht unbedingt ein Meisterwerk der Kreativität darstellt, aber mit den Landschaftsbildern doch gut zum Sound der Band passt. Auch hier sind die mal dezenten, mal sehr direkten, langgezogenen, sphärischen Gitarrenmelodien und die passenden Soli auffällig. ‘The Coming End’ und ‘Earth To Sky’ passen sich dem an, wobei letzterer Song wohl auch aufgrund seiner Kompaktheit ein Kandidat für eine Singleauskopplung wäre.
Mit ‘Iridescent Way’ gehen IOTUNN dann kurz vom Gaspedal und werkeln akustisch wie folkloristisch weiter, wobei auch hier wieder mal Jón Aldará hervorsticht. Großartiger Gesang! Das nächste Highlight wartet dann freudestrahlend auf Fans von nordischem Death Metal mit Prog-Metal-Einschlag am Ende des Albums. ‘The Anguished Ethereal’ ist zwar nicht mehr so stark wie ‘Kinship Elegiac’ zu Beginn, doch auch hier sind alle bereits genannten Trademarks gekonnt in beinahe elf Minuten verpackt. Ein Händchen für Dramatik, Spannungsaufbau und passende Harmonien kann man dem Fünfer anerkennend zugestehen.
Nach ihrem schon sehr guten Debüt hat sich die Band nochmal gesteigert. “Kinship” bietet ein unglaublich fesselndes Feuerwerk an Melodien, epische Momente mit gewaltig gutem, facettenreichen und vor allem den Sound der Band kennzeichnenden Gesang. Skandinavischer Melodic Power Prog Death Metal in formvollendeter Form.
Bewertung: 13/15 Punkten (MBü 13, MK 15, KR 13)
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Besetzung:
Jón Aldará: Vocals
Jens Nicolai Gräs: Guitar
Jesper Gräs: Guitar
Eskil Rask: Bass
Bjørn Wind Andersen: Drums
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Rezensionen:
“Access All Worlds” (2021)
Liveberichte:
01.10.22, Baarlo (NL), Sjiwa, ProgPower Europe 2022
Alle Abbildungen und Videos: Metal Blade Records