»Alles, was über uns als Menschen hinausgeht«
Das kann man sich nicht ausdenken. Nach dem Wechsel von Pelagic zu Kscope und wieder zurück haben die Franzosen deutlich Federn gelassen, das heißt, an Härtegrad verloren. Aber das muss ja nicht zwingend negativ sein. Auffallend bleibt dennoch, dass Klone mit ihrem sanftesten und pathetischsten Album zum eigentlich für seine stellenweise reichlich heavyesken und kompromisslosen Releases berühmt-berüchtigten Label zurückkehren – “The Unseen”. Grund genug, um das Gespräch mit Gitarrist Guillaume Bernard zu suchen…
Knapp 30 Jahre Klone. Was meint ihr dazu – älter seid ihr mal sicher geworden, weiser auch?
Guillaume: Ich finde es zunächst mal wirklich erstaunlich, dass wir nach all der Zeit immer noch im Musikgeschäft tätig sind. Als ich jünger war, hätte ich mir so etwas nie vorstellen können und ich bin selbst überrascht! Klone ist eine Band, die sich nach und nach weiterentwickelt, aber auch etwas Solides aufbaut. Wir sind stolz auf das, was wir seit den Anfängen der Band erreicht haben. Auch wenn wir in die Jahre gekommen sind, denke ich, dass wir weitermachen und versuchen werden, gute Musik zu machen, ohne zu viele Fragen zu stellen!
Meist gibt es ja über jedes neue Album einer Band irgendetwas Spezielles zu berichten. Was ist nun für euch wichtig an Album Nummer 10?
Guillaume: Wir haben viel Arbeit in dieses Album gesteckt und wie immer unser Bestes gegeben, um starke Emotionen durch die Musik zu transportieren. Wir haben uns auch die Zeit genommen, jedes Detail auszuarbeiten. Die Arrangements auf diesem Album sind sehr sorgfältig und wir sind sehr zufrieden mit Matthieu Metzgers Arbeit an den Soundscapes und Saxophonparts. Rückblickend haben wir auf “The Unseen” im Vergleich zu “Meanwhile” eine stärkere Vorliebe für Kompositionen entwickelt. Alle in der Band hatten diesbezüglich das gleiche Gefühl.
Kann man hier von einem Konzeptalbum sprechen?
Guillaume: Man könnte sagen, dass alles, was mit unsichtbaren Dingen zu tun hat, eine Art Konzept hat. Emotionen, aber auch alles, was nicht so ganz einfach zu spüren ist. Wie Energien, und alles, was unsere Sinne uns nicht direkt wahrnehmen lassen. Alles, was über uns als Menschen hinausgeht.
Gibt es hier, in Poitiers, eurem Heimatort, eine spezielle Szene für die Art Musik, wie ihr sie macht?
Guillaume: Oh, nicht wirklich. Es gibt nicht so viele Bands in unserer Stadt, die diese Musik spielen, ich kann dir hier wirklich keinen Namen nennen! In Frankreich fühlen wir uns musikalisch Bands wie LizZard, Hypno5e, Djiin und Maudits näher. Seit ein paar Jahren fangen neue Bands an, Klone als Einfluss in ihre Biografie zu integrieren, und das ist uns eine Freude!
Erst Pelagic, dann K-Scope und nun wieder Pelagic. Wie kam das?
Guillaume: Es ist etwas kompliziert und ich bin mir nicht sicher, ob sich die Leute wirklich dafür interessieren. Die Sache ist, dass wir den unterzeichneten Vertrag, den wir mit beiden Labels haben, respektieren müssen. Nach diesem Album können wir aber tun und lassen, was wir wollen. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob wir heute so arbeiten müssen wie früher. Manchmal kann ein Vertrag einem das Gefühl geben, der Gefangene von jemandem zu sein, und ich möchte das wirklich nicht mehr fühlen!
Ich stelle mir einfach gerne vor, dass Leute, die diese Musik spielen, weiterhin Risiken eingehen und dieses Musikgenre zu etwas Besonderem und Einzigartigem machen und keine künstliche Intelligenz verwenden, um ihre Songs zu komponieren!
Trotz vieler Höhen und Tiefen ist der Progressive Rock bislang nie wirklich verschwunden. Wie sehen ihr die zukünftige Entwicklung dieses Genres?
Guillaume: Ich weiß es nicht wirklich, vielleicht sind wir alle tot, bevor wir sehen können, was passieren wird! 🙂 Ich stelle mir einfach gerne vor, dass Leute, die diese Musik spielen, weiterhin Risiken eingehen und dieses Musikgenre zu etwas Besonderem und Einzigartigem machen und keine künstliche Intelligenz verwenden, um ihre Songs zu komponieren!
Eure speziellen musikalischen Einflüsse?
Guillaume: Viel Popmusik wie die Beatles, Radiohead, viel Metal wie Pantera, Metallica, Megadeth, viel Rock wie Soundgarden, Pearl Jam, Alice in Chains, viel Post Rock wie Godspeed You! Black Emperor. Ich kann auch über Devin Townsend, Opeth, Katatonia, Porcupine Tree oder klassische Musik sprechen. Eigentlich alles, was ich seit meiner Jugend gehört habe!
Pink Floyd oder King Crimson? Genesis oder Yes?
Guillaume: Es ist so schwer, sich zwischen Pink Floyd und King Crimson zu entscheiden, denn ich liebe beide wirklich! Ich mag das Album “Animals”. Und ich mag “Red”. Andererseits bevorzuge ich eher Yes. Ich bin ein großer Fan von “Fragile”!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Würdet ihr eure Musik als Melancholic Prog bezeichnen?
Guillaume: An der Definition scheint etwas d’ran zu sein. Aber ist es Rock? Oder Metal? Oder beides? Oder doch Post Metal, Art Rock oder Progressive Post Art Rock? 🙂 Ich mache Witze, aber für mich ist es nur Musik und ich lasse die Leute ihre eigenen Bezeichnungen dazu finden!
Können wir im Hinblick auf eure höchst produktive Veröffentlichungspolitik davon ausgehen, dass euer nächstes Album bereits in der Pipeline ist?
Guillaume: Natürlich ist es das! Ich arbeite bereits daran und bin wirklich gespannt darauf, es fertigzustellen! Mein Ziel ist es, Ende dieses Jahres alle neuen Songs in einer Demoversion fertigzustellen. Ich habe viele Riffs fertig, jetzt kommt es darauf an, das Puzzle zusammenzufügen. Das ist keine einfache Sache! Ich denke auch darüber nach, ein Instrumentalalbum zu machen, und ich hoffe, dass mir das gelingt.
Alle möglichen Songs komponieren, bevor man stirbt.
Und was liegt sonst noch in den nächsten 30 Jahren an?
Guillaume: Alle möglichen Songs komponieren, bevor man stirbt. Wieder durch die USA und Südamerika zu touren, weil das Publikum dort wirklich großartig ist. Um mehr Geld für die Band zu bekommen, mit dem Ziel, eine große Show zu spielen. Ich würde auch gern mit diesen Bands touren: Katatonia, Opeth, Porcupine Tree, Tool, Gojira. Ich werde auch alles tun, um uns in allen Aspekten dieser schrecklichen Welt des Musikgeschäfts so unabhängig wie möglich zu machen.
Diskografie (Studioalben):
“Duplicate” (2003)
“All Seeing Eye” (2008)
“Black Days” (2010)
“The Dreamer’s Hideaway” (2012)
“Here Comes The Sun” (2015)
“Le Grand Voyage” (2019)
“Meanwhile” (2023)
Surftipps zu Klone
Homepage
bandcamp
Facebook
Spotify
YouTube
Soundcloud
Deezer
Wikipedia
Konzert- und Festivalberichte:
Festivalbericht: 25.06.2022,Valkenburg aan de Geul, Openluchttheter Midsummer-Prog-Festival 2022
Konzertbericht: 05.10.2015, München, Backstage
Album-Rezensionen:
Rezension: “The Unseen” (2024)
Rezension: “Meanwhile” (2023)
Rezension: “Alive” (2021)
Rezension: “Le Grand Voyage” (2019)
Rezension: “Unplugged” (2017)
Cover und Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Pelagic Records