(38:46; Digital, Vinyl; Hammock Music/Secretly, 25.10.2024)
In Sachen Cinematic Postrock/Ambient sind Andrew Thompson und Marc Byrd alias Hammock aus Nashville absolute Genre-Speerspitze, ein Sahnehäubchen auf der leckersten Sahnetorte überhaupt. Die Diskographie der Band ist durch die Bank herausragend, ohne Makel und egal welches Album man blind in den Player packt, es ist Engels-Musik ohnegleichen. Stilistisch hat die Band immer wieder mal über ihren grundsätzlichen Stilmix aus Ambient/Postrock/Shoegaze hinaus geschaut, hat Alben aufgenommen, die man fast als reinen Modern Classical bezeichnen durfte. Die friedvolle, melancholisch transzendente Aura jeder Platte blieb immer der gemeinsame Nenner. Hammock schaffen mit jeder Note Kopfkino, fragmentarisch melancholische Stillleben, mal schmerzhaft schön, traurig, hoffnungsvoll, introvertiert, immer extrem mit Sehnsucht aufgeladen. Schaut man sich im Netz so manch visualisierten Clip an, lässt sich oft eine Träne nicht verbergen, zu schön, zu intensiv greift die Band nach dem Herzen. Mit dem sehr Song-orientierten, teilweise sehr Shoegaze Pop-affinen “Love In The Void” gab es im letzten Jahr ein vollmundiges Statement der Band. Ein Album, welches alle wichtigen Qualitäten der Band in einem wunderschönen, sehr eingängigen, teilweise poppigen Song-Paket geschnürt sah.
Mit “From The Void” gibt es vier neue und vier Songs aus eben dieser letzten Album-Session. Man startet mit dem schimmernden flimmernden ‘She Likes The Stormy Weather’ (Was für ein Titel!). Ambiente Texturen, hintergründige Vocal-Phrasierungen, die immer wie Echos zu manch bekannten Track der Band anmuten, was überhaupt nicht negativ ist, da sich dieses dichte, bewährte Sound-Netz als was Vertrautes, Wiederkehrendes anfühlt. ‘Hindrance’ driftet langsam und geschmeidig mit ätherischen Gitarren-Sounds gedankenverloren vor sich hin, lässt Räume entstehen, sommerliche Wolkenbilder, bringt Licht ins Dunkle und schmerzt wie immer mit diesem bittersüßen Hauch von Melancholie. Bands wie This Will Destroy You, Slow Meadow, Sigur Rós sollten genannt werden, sind nah am Sound der Amis, aber ähnlich wie die Isländer ist der unwirkliche, außerweltliche Hauch der Musik eben Hammock.
‘Drugs And Religion’ und ‘Night As Bright As Day’ sind breite fluoreszierende Soundteppiche, die mit Cello und ätherischer Vocal-Untermalung der lieblichen Christine Byrd noch zusätzlich Dichte erfahren. Hört man das schwere, statische, schön Bass-lastige vor sich hin fließende ‘Southern Snow’, frieren wie von alleine die Sinne ein. Ein temporäres Loslassen lässt sich beim Zuhören einfach nicht vermeiden. Unaufgeregt traumwandeln Hammock in gebadetem Schönklang, der Soundfetischisten erfreuen wird, aber nie zu reiner Hintergrundkulisse verkommt. Wie das erste Licht am Tage flirrt ‘Ultrasound` sanft und müde ins Ohr, meint es gut mit einem, sind die atmosphärischen Melodien voll ambienter, meditativer Kraft, haben immer so einiges an Strahlkraft und Hoffnung an der Seite. Gerade die letzte eher gitarrenarme Sigur Rós muss als Vergleich in Sachen Stimmung herhalten, ohne dass die Amis im Vergleich dazu die Dynamikschraube zu sehr bemühen. Hier wirkt alles im Fluss, dicht gebettet in vollmundigen Sound-Texturen, müde, entspannt und immer den Blick in die Sonne. Hammock kann man 24 Stunden hören, es benetzt hypnotisch und umarmend die Seele. Streicher, wie immer wunderschönes Gitarren-Picking und all die schwebenden Texturen in der Elektronik ergeben ein dichtes Netz, welches die Emotionen triggert, den Blick in die Ferne schweifen lässt. Somit wird man auch mit diesen eher knappen 39 Minuten in den berühmten Hammock-Schoß gebettet und darf genießen, weil selbst die Resteverwertung nur Schönes und Hochwertiges auf den Teller bringt.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
Marc Byrd
Andrew Thompson
Gastmusiker:
Christine Byrd
Matt Kidd
Diskografie (Studioalben):
“Kenotic” (2005)
“Raising Your Voice… Trying to Stop an Echo” (2006)
“Maybe They Will Sing for Us Tomorrow” (2008)
“Chasing After Shadows… Living with the Ghosts” (2010)
“Departure Songs” (2012)
“Oblivion Hymns” (2013)
“Everything and Nothing” (2016)
“Mysterium” (2017)
“Columbus Soundtrack” (2017)
“Far Cry 5 Soundtrack” (2018)
“Universalis” (2018)
“Silencia” (2019)
“Elsewhere” (2021)
“Love In The Void” (2023)
“From The Void” (2024)
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Rezensionen:
“Everything And Nothing” (2016)
“Love In The Void” (2023)
Abbildungen: Hammock Music