(70:10, CD, digital, Eigenproduktion, 01.11.2024)
Es ist noch gar nicht so lange her, dass das zweite Werk von AMbrosia, das auf das Debütalbum mit dem passenden Titel “1st Attempt” folgte, hier besprochen wurde, und schon liegt mit Hilfe einer Erweiterung des Equipments neue Musik vor. Die schwer nach Tippfehler aussehende Schreibweise ist natürlich nach wie vor richtig, denn AM sind die Initialen des hinter diesem Projektnamen steckenden Eifeler Autoditakten Alexander Moell. Und auch der Albumtitel wirft erst mal Fragen auf – was soll das sein? Miklihvellur? Um welche Sprache handelt es sich überhaupt dabei? Muss man das wissen? Nein, nicht wirklich, außer man beherrscht die isländische Sprache, denn dort bedeutet dies “Urknall”. Und das ist auch Teil des Themas dieses Konzeptalbums.
Miklihvellur – Das Universum als musikalisches Werk – so heißt es im Beipackzettel. Und für dieses Thema eignet sich natürlich bestens die Elektronische Musik. Waren es beim oben erwähnten Vorgänger noch kurze, griffige Nummern, handelt es sich nun um gerade mal vier Tracks mit Laufzeiten zwischen zwölf und zwanzig Minuten. Diese sind vom gleichnamigen Zyklus „Miklihvellur“ inspiriert worden und stellen Entstehung und Werdegang des Universums dar.
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Los geht es entsprechend mit dem Urknall, musikalisch umgesetzt im 19-minütigen Opener ‚Tanz im Nichts‘, auf das der 20-Minüter ‚Kosmische Hefe‘ folgt, das für die unaufhaltsame Ausdehnung steht. Danach steht ‘Eine endlose Reise’ an, die dann allerdings doch endet, und zwar nach 18 Minuten und 53 Sekunden. Stichwort hierzu: die lineare Expansion des Universums. Das Ende (mit Schrecken) spiegelt das zwölfminütige ‘Die Realität zersetzt sich’ wider, nämlich den unvermeidlichen Kollaps.
Im Gegensatz zu der “Route Gottfried von Bouillon”, das viele kurze Stücke enthielt, wird jetzt also ganz im klassischen Berliner Schule Stil sehr raumgreifend angesetzt. Lange Stücke, behutsam aufgebaut und mit einer rhythmischen Begleitung unterlegt, die mal schleppend, mal lebhaft daherkommt. Neben den typischen Berliner Schule Elementen ist nach wie vor eine kleine Spur Krautiges enthalten, was ja auch schon für den oben erwähnten Vorgänger gilt.
Es tauchen schöne Melodien auf, allerdings ist es nicht über die volle Länge gelungen, intensive, dichte Atmosphären zu kreieren, die die Spannung auf ganzer Strecke aufrecht erhalten. Das verhindert aber nicht, dass es am Ende noch zu einer knappen 10 reicht.
Zwei Alben innerhalb eines Jahres sind in der Elektronik-Szene nicht unbedingt unüblich, in diesem Fall müssen wir sogar auf drei erhöhen, denn zwischenzeitlich hat der Protagonist noch ein weiteres Album veröffentlicht (lediglich als download erhältlich), das – der Titel “Recycled Waste (Volume 1)” sagt es ja bereits – aus ursprünglich aussortierten Stücken besteht, die aber der Künstler selbst dann doch für veröffentlichungswürdig hielt.
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung:
Alexander Möll – all instruments
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Abbildungen: AMbrosia