(50:28, CD, digital, Vinyl; Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 06.09.2024)
Der Albumtitel sorgt gleich für erste Verwirrung. Auf dem Frontcover sieht man ein durchgestrichenes T, was vermuten lässt, dass aus dem Malkasten eine Pain Box wird. Doch keine Bange, “pain” ist auf diesem Album nicht zu erwarten, zumindest nicht für den geneigten Neo-Prog-Fan. Aber “Paint Box” ist auch nicht der richtige Titel, sondern – gemäß ihrer Homepage – “Pain’t Box”, was immer das auch sein soll.
Die kanadische Formation Red Sand startete ihre Karriere 2004 mit dem Album “Mirror of Insanity”, mittlerweile ist man schon bei einer zweistelligen Veröffentlichungszahl. Das 2021-er Album “The Sound of the Seventh Bell” fand hier bereits positive Erwähnung. Dort war man bereits zum Trio geschrumpft, da der Kopf der Band und die einzige Konstante, Simon Caron, im Studio nicht mehr nur als Gitarrist agiert, sondern auch Bass und Tasteninstrumente bedient. An der Schlagzeugposition hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts verändert, mit Ausnahme einer Phase in den 2010ern ist Perry Angelillo eine weitere fixe Größe bei Red Sand. Aber eine wichtige Veränderung hat es noch gegeben, denn der langjährige Sänger Steff Dorval ist nicht mehr dabei, der neue Mann am Mikro heißt Michel Renaud.
Anfangs kann man den Eindruck gewinnen, die Band traue dem eigenen Sänger noch nicht so ganz über den Weg, denn irgendwie scheint er bei manchen Songs im Mix etwas verloren gegangen zu sein. Seine Gesangsperformance ist zwar eher unspektakulär, aber das soll jetzt gar nicht so negativ klingen, es passt schon durchaus gut zur vorgetragenen Musik. Ihrem eigenen, im Laufe der vielen Jahre entwickelten Stil bleiben sie treu, das heißt den Hörer erwartet eine grundsolide Mischung aus Neo Prog, Melodic Rock und Symphonic Rock.
Großartige Frickelei ist nicht ihr Ding, vielmehr geht es sehr melodisch zu Sache. Alle Songs stammen aus der Feder von Caron, der das Album auch produzierte. Zu den Stärken des Albums zählen die von ihm immer mal eingestreuten feinen Gitarrensoli. Die Tasteninstrumente gliedern sich perfekt ein, stehen aber nicht so sehr im Vordergrund. Und auch der Bass darf sich mal nach vorne spielen – Respekt, was Herr Caron hier alles abliefert! Vieles davon wird in typischer Neo-Prog-Manier präsentiert, der Genre-Fan wird hier gut bedient. Es blitzen mal Pink Floyd oder Marillion auf, was ja nichts Neues bei Red Sand ist.
Die Titel sind meist recht kurz. Allerdings fällt der letzte Song ‘Tie’ diesbezüglich aus dem Rahmen, und das aber so richtig, denn der Titel bringt es auf eine Laufzeit von über 31 Minuten! Genug Zeit also für Caron, an Gitarre, Bass und auch Tasten zu brillieren, was auch deutlich mehr Eindruck hinterlässt als die nicht wirklich einprägsamen Gesangsmelodien. Aber mit zwei Jahrzehnten Erfahrung auf dem Buckel wissen sie, wie man Neo Prog interessant gestalten kann.
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung:
Simon Caron – guitars / bass / keyboards / piano / production
Perry Angelillo – drums
Michel Renaud – vocals
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Abbildungen: Red Sand