(45:11; Vinyl, CD, Digital; Profound Lore Records, 18.10.2024)
“Das Amulett des Mangels, der Abwesenheit”, so lautet die ungefähre Übersetzung des Albumtitels. Und führt so den Hörer perfekt in die triste Welt der Band aus Indianapolis ein. Ist man mit “Brave Murder Day” von Katatonia Mitte der Neunziger zu Bett gegangen, hat man all das Schaffen und die Projekte eines Dan Swanö (Edge Of Sanity) gefeiert, dann wird einem der Zugang zu den US-amerikanischen Doomstern sicherlich leicht fallen. Mit viel Charme und Inbrunst lebt die Band in einer Dreiviertelstunde ihre Leidenschaft für diese Art Sound aus, die seinerzeit viele Metal-Klassiker aus Skandinavien prägte. Sänger Brandon Howe growlt in der Schnittmenge aus Mikael Åkerfeldt (Opeth) und des eben genannten Dan Swanö, der auch für diese Platte mit dem Mastering beauftragt wurde, was dieser einen sehr authentischen Mittneunziger-Sound verpasst. Mother Of Graves lassen unnötigen Firlefanz komplett außen vor und fokussieren sich stattdessen auf Dynamik, Growls und melancholische Melodien. Ähnlich der zweiten Studio-Scheibe von Katatonia pendelt man zwischen schwerem Black und Doom Metal einerseits und leichtfüßig-rockigem Mid Tempo andererseits.
Beim Opener ‘Gallows’ baut man melancholische Blaupausen ein, startet massiv und doomig, um dann mit stoisch-rockiger Attitüde in die Vollen zu gehen. Der Gesang bleibt durchgehend im Growling verhaftet und speist ganz klar, ohne Kompromisse, die alten Kanäle. Urväter wie October Tide und frühe Paradise Lost waren ebenfalls Impuls für und Einfluss auf die Sound-Ausrichtung. Feine, gruftige Horror-Film-Keyboards in den Anfangstakten von ‘Shatter The Visage’ werden schnell von ordentlich nach vorn galoppierendem Geknüppel ausradiert.
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Im weiteren Verlauf begeistern schmissige Grooves, emotionale Vocals und Growls mit viel Verneigung vor der “Brave Murder Day”-Platte. Die Produktion ist bewusst oldschool gehalten; man schwelgt und leidet kompromisslos im nostalgischen Sound-Gewand, was monumentale Doom-Brocken wie ‘A Scarlet Threnody’ umso wehmütiger klingen lässt.Die Band setzt in fast jedem Song auf abwechslungsreiche, rockige Parts, die nach vorn drängen, sodass der Abnutzungsfaktor durch zu viel monotone Langsamkeit keine Langeweile aufkommen lässt. Das düstere ‘Apparition’ wirkt mit seinen Doom-Riffs und den sakralen Einflüssen von My Dying Bride etwas vorhersehbar, wird jedoch durch den dramatischen Titelsong mit seiner kraftvollen Ausrichtung hervorragend ausgeglichen. Dort sorgen klare Vocals und traurige Synths für Überraschungsmomente. ‘As The Earth Fell Silent’ bietet Doom ohne viele Überraschungsmomente, während das sehr gelungene, ruhige ‘Upon Burdened Hands’ an alte Katatonia erinnert. Das treibende ‘Like Darkness To A Dying Flame’ bringt schließlich alle Qualitäten der Band in voller Dynamik zum Abschluss.
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Die Amis verbeugen sich mit diesem Sound klar und liebenswert vor einer Musikdekade, die zwischen 1995 und 2000 so manches Kleinod ans Tageslicht brachte. Freunde alter Katatonia, von schwedischem Death Metal, Oldschool Doom und generell rockig düsterem Metal ohne Kompromisse in Richtung Gothic werden sicherlich einige gute Gründe finden, diese Platte zu lieben – auch wenn man hier Originelles vergeblich sucht.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
Brandon Howe – Vocals
Ben Sandman – Guitars
Chris Morrison – Guitars
Corey Clark – Bass
Don Curtis – Drums
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Alle Abbildungen wurden uns mit freundlicher Genehmigung von All Noir. zur Verfügung gestellt.