(40:50; CD, Digital, Vinyl; Cyclic Law, 11.10.2024)
Für Freunde von Dead Can Dance, Loreena McKennitt, Anna von Hausswolff und Diamanda Galas präsentiert die Multi-Instrumentalistin ihr neues fünftes Album. Musikalisch vielfach involviert in unzähligen Bands und Projekten (Amber Asylum, Hammers Of Misfortune, Vastum, Cardinal Wyrm uvm.) schuf Leila fast im Alleingang dieses Album. Sie nahm alles vom Gesang bis zu den Drums, Trompete, Synths selbst auf, erhielt im Mix Unterstützung von Sammy Fielding (Ancient Owl Audio), der im richtigen Moment sicherstellen konnte, dass jede Schicht aus Syntheziser, Horn, Trommel, Chor und Streichquartett ihren wohlverdienten Platz im Sound der Künstlerin erhält. Darüber hinaus enthält dieses ehrgeizige Projekt Beiträge von mehreren talentierten Musikern, darunter Gregory C. Hagan (ex-Common Eider, King Eider, ex-Thomas Carnacki), der die Bratschensoli beisteuert, die das Rückgrat und den Abschluss des Albums bilden, Akustikgitarre von Derrick Vella (Tomb Mold, Dream Unending), Handpercussion und zusätzliche Drum Samples von Sam Foster (ex-Saros, ex-Weakling), Violine von Ryan Honaker (Ionophore, Betterthief), elektrisches Cello und Kontrabass von Vincent van Veen (Kali Ra) und akustischer Kontrabass von Ed Lloyd Grey. Leila versteht ihr neues Album als Reflexion auf all die Umwälzungen, die in den letzten Jahren durch unter anderem den Einfluss der Pandemie, globaler Krisen, Kriege und persönlicher Veränderungen einhergingen.

Sanft, dunkel und orientalisch empfängt Dich der unterschwellig hymnische Opener ‘Summon’. Beschwörende ethnische, an Lisa Gerrard oder die Les Mystere Des Voix Bulgares gemahnende Vocals stimmen Dich ein auf die Reise. Elektronisch dunkler Ambient setzt das Fundament, über das die Künstlerin phrasiert. Ohne viel Aufhebens werden allerhand akustische Instrumente mit viel Feingefühl in den dunklen Teppich integriert. ‘Mukhalafat’ ist mit sensiblen Percussions und Ethno-Einflüssen nicht weit von einer Loreena McKennitt entfernt, transportiert es trotz der innehaltenden Dunkelheit so Einiges an positiven folkloristischen Klangfarben. Minimal, mit betörendem ethnisch angehauchten Gesang erfreut das spirituelle ‘Dephts Of Us’. All die Fanfaren, Percussions und sphärischen Keyboards finden sich im stillen Einklang wieder, erzeugen ein Gefühl von Weite und Verlorensein.

Folkloristische Tänze vollführt auch das folgende ‘Failure To Fire’ mit feierlich anmutender Melodik. Transzendente Räume und fast Soundtrack-artige Anwandlungen geben dem wunderschönen Stück etwas Außerweltliches. Alles bleibt sakral in der Stille, im Halbdunkeln. Die orchestrale Seite im Sound wird mit genau dem Maß gefüllt, das die Musik trotzdem angenehm minimal erscheinen lässt. Düsteres Piano und ätherischer Gesang geleitet Dich mit ‘The Light That Left You’ in tiefere Katakomben, einiges an dunklem Ambient und ritueller Stimmung wird mit jazzigen Bläsern spannend konterkariert – etwas Zwielicht eines David Lynch nicht unähnlich.

Düstere Industrial/Electronica-Loops finden sich im nächtlichen ‘Crimes Of The Soul’ wieder. Der Gesang ist immer wie ein zusätzliches Instrument gelagert. Erneut werden orientalische Instrumente stilsicher über den monotonen dunklen Soundteppich geloopt. Mit etwas Siouxsie Sioux in der Stimme ist der unterschwellige, nicht zu leugnende Goth-Einfluss offenkundig. Mit beschwörenden Klängen und bedrohlichen Sounds verabschiedet die Künstlerin in ‘The Summoned’ den Hörer aus einem sehr dicht inszenierten Album, welches in seiner Dramaturgie sehr kompakt und fließend erscheint. Die Integration vieler spannender Instrumentarien und Klangfarben lässt den sonst eher dunkel fließenden Dark Ambient hier und da leuchten, gibt dem bedrückenden Schauspiel einiges an Kontrasten. Die Welt steht am Abgrund, umarme die Leere und schaue in das Auge des Sturms mit “Calls From A Seething Edge”.
Bewertung: 11/15 Punkten

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