Fish, 11.10.24, Köln, Carlswerk Victoria


»Just Good Friends…«



… nicht mehr. Aber auch nicht weniger. So eines der Bauchgefühle im Verlauf dieses Konzerts im Verlauf der “Road To The Isles – The Farewell Tour”. Ist ja immer so’ne Sache mit Abschiedstourneen. Manche verbringen ihr letztes Lebensdrittel auf einer solchen. Wir haben dem sympathischen Schotten aber geglaubt, dass er es mit dem Abschiednehmen ernst meint.

Ausverkauft war’s. Und pünktlich war man. Mit dem altbekannten Rossini-Intro, das die diebische Elster verherrlicht, wie Gandalf den „Meisterdieb“ Bilbo Beutlin. Dazu erscheint – zunächst noch solo – auf der Bühne the man himself. Hünenhaft wie eh und je. Und erfreulicherweise erheblich besser bei Stimme, als man das schon erlebt hat. Man denke etwa an den Auftritt von 2019 auf dem Bonner Kunst!Rasen, die Bühne mit dem stimmlich gleichfalls altersmäßig beschränkten Ian Anderson and his very own Jethro Tull teilend (der sich aber, des eingedenk, beim Live-Gesang schon lange helfen lässt). Oder man denkt lieber nicht mehr daran… Denn es sollte ja ein schöner Abschiedsabend werden. Wurde es auch. Und lang, wenn auch keine Nachtwache bzw. ‚Vigil‘ womit es nun wirklich losging. Wunderschön. Von “Vigil in a Wilderness of Mirrors” erschien unlängst übrigens eine Deluxe Remix Edition.

LISTEN TO ME.
HEAR ME OUT.

So we did hear him out.

‚Credo’ bringt ja schon im Original mehr Sprechgesang in mittleren Lagen an den Start. Unkritisch also.

Beim funky ‚Big Wedge‘ lässt sich erstmals starker weiblicher Gesang ausmachen, während die Keyboards nach Horn Section zu klingen versuchen. Neugieriges Blinzeln in die Scheinwerfer – doch von des Schreiberlings Beobachtungsposten lässt sich nur ein mit Mikrofon bewehrter dunkler Haarschopf in etwa der Größe eines der eigenen kleinen Fingernägel ausmachen (und eine vertraut wirkende Uniform). Da hat es die Fotografenzunft an ihrem Arbeitsplatz, dem Fotograben (übrigens an diesem doch eigentlich denkwürdigen Abend von nur zwei Lichtbildkünstlern genutzt!?), doch ganz erheblich besser. Wie auch so ein gewisses Lächeln bei Harald nahelegte, als er dem wieder entstiegen war. Was er sogleich zum Beweise an (natürlich damals noch unbearbeiteten) Fotos vorwies, entsprach nun auch optisch dem akustisch gewonnenen begeisternden Eindruck, um es vorsichtig auszudrücken…


Apropos Verstärkung: Für diese denkwürdigen letzten Konzerte ist Keyboarder und Co-Autor Mickey Simmonds zurückgekehrt, zum ersten Mal seit den Neunzigern? Und auch Gitarrist Robin Boult, ein weiterer Teil der „Original-Fish-Band“ ließ sich nicht lumpen.

‚Feast Of Consequences‘ – wieder so ein “Erzähl-Song” – und haben wir Derek W. Dick nicht immer am meisten geschätzt, wenn er uns ein deftiges Garn aufgetischt hat?

Also jedenfalls weit mehr als bei poppigem Material wie dem folgenden ‚Pipeline‘ – also Frischluftpause.

Dafür gerieten die ‚Waverley Steps‘ von „A Parley With Angels” wieder umso intensiver. Auch mit ‚Shadowplay‘, einem persönlichen Favoriten aufgrund der wildschönen Folk-Melodik des Refrains, lief alles bestens.

Sie hätte an diesem Abend wohl jeden in Grund und Boden gesungen – von deutlich älteren Herrschaften ganz zu schweigen. Umso großartiger, dass Fish sich solchen Vergleichen überhaupt aussetzt, um seinem Publikum Hervorragendes zu bieten.

Die Version von ‚Just Good Friends‘ dieses Abends, die Hoppi zum Vorschlag der Überschrift dieses Berichts inspirierte, brachte – natürlich – die uns noch unbekannte Schönheit als Duett-Partnerin ins Spiel. Die hätte an diesem Abend wohl jeden in Grund und Boden gesungen – von deutlich älteren Herrschaften ganz zu schweigen. Umso großartiger, dass Fish sich solchen Vergleichen überhaupt aussetzt, um seinem Publikum Hervorragendes zu bieten.

Darauf Prost, bzw. ‚Slàinte Mhath‘!

Die nun folgende Aufführung von ‚Plague Of Ghosts‘ war nicht nur episch, sondern ließ bisweilen auch ein wenig Längen spürbar werden.
But no need for ‚A Gentleman’s Excuse’ for that! That’d be soppy, Lads. Wouldn’t it?

Und allerspätestens Marillions Mega-Hit ‚Kayleigh‘ hätte es wieder gut gemacht. Jedenfalls deutet der Umstand darauf hin, dass das Carlswerk den Schotten hier locker übertönte. Mit diesem Song, der seit 1985 für den Autor wie die Steuerinquisition ist: Man wird beides einfach nicht los.

Eine gelungene Fassung von ‚Lavender‘ konnte das nicht toppen. Aber bei ‚Heart Of Lothian’ war der Siedepunkt dann wohl erreicht.

Zum erneut sehr folkigen Marschrhytmus von ‚Internal Exile‘ – 2024 Remix Reissue erhältlich, genau wie von “Vigil…” – sind wir dann auch abmarschiert. Vorzeitig, u.a. aufgrund von in den Herbstferien umfassend gekappten Straßenbahnverbindungen zwischen Köln und Bonn.

Take care, Fish. Ye’ll tak’ the high road. See you around.

Live-Fotos: Harald Oppitz