(62:07; CD, Digital, Vinyl; Stickman Records, 23.08.2024)
Das Projekt des Wahl-Berliners Nicholas DiSalvo (Elder, Weite) hat schon einige Wochen Freigang, es sollte trotzdem nicht unerwähnt bleiben auf dieser Seite. Über knapp eine Stunde tobt sich Nicholas gehörig aus in Sachen instrumentaler Rockmusik. Einflüsse aus Space/Psychedelic, klassischem Prog, Stoner und viel analoger Elektronik (Berliner Schule lässt grüßen) werden in allerlei ausufernden Graustufen dem geneigten Fan dieser Stilistik gut dosiert zubereitet. Nimm exemplarisch einen fast vierzehnminütigen Song wie ‘Zodiac’. Hier findest Du zwischen Heavy Parts und fast kompletter ambienter Stille die volle Bandbreite. Schicht um Schicht groovt der Track hypnotisch vor sich hin und verliert sich gen Ende zu einem fast Tangerine Dream-artigen kosmischen Blowout. Songs wie ‘Vanish With Grace’ fließen hypnotisch, der Kraut-Rock-Einfluss ist offenkundig und macht Laune. Strange Elektronik und fast poppige Sounds zeigen einen entspannt agierenden Musiker, der mit allerhand Kreativität zu Werke geht.
Der organische Sound ist klassisch im Rock-Kontext zu verorten, die omnipräsenten Synths sind definitiv aber nicht nur schmückendes Beiwerk. Entspannte monotone Loops, verspielte Gitarren zuhauf und spacige Keyboards lassen Delving wahlweise entspannter Hintergrund-Soundtrack sein oder auch bewusstes Hören zu. Verträumte Klanglandschaften wie in ‘Omnipresense’ oder dem proggigen Opener ‘Sentinel’ sind eingängig, haben schöne Gitarren-Motive und viel Retro-Charme in der Elektronik. Die nostalgische Auseinandersetzung ist laut DiSalvo Hauptantriebsfeder. Die letzten Jahre der Pandemie gaben dem Musiker viele kreative Inputs, die sich ja auch in weiteren Band-Projekten wie Weite mit “Assemblage” niederschlugen, die nicht so weit vom Delving-Sound entfernt spielen. Delving sind ähnlich wie Weite groovig und luftig, integrieren viele entspannte bis spannende Elektronik in den leichtfüßigen Rock Sound und werden keinen Freund instrumentaler Retro-Klänge enttäuschen. Originelle und innovative Sounds wird hier niemand finden, der Spaß am analogen und atmosphärischen Klang steht klar im Vordergrund und lässt in der vollen Stunde Spielzeit keine Langeweile aufkommen.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Cover und Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Delving / Stickman Records