Could Seed – The Drop Crisis
(33:00; CD, Digital; Klonosphere, 04.10.2024)
Die Franzosen von Could Seed debütieren mit “The Drop Crisis” auf knapp 33 Minuten ein wenig übersichtlich kurz. In den sieben Songs wird mit den typischen Stilmitteln des Post Rock nicht gegeizt. Stimmungsvoll, mal sanft, mal berauschend kraftvoll wie das Meer treibt man in den bekannten Genre-Fahrwassern des stetigen Auf und Ab. ‘Another Step Into The Light’ bringt das Schiff auf Kurs, lässt es nach kurzem sanften Beginn mit schäumender Kraft die Fahrt aufnehmen. Angenehm heavy, ohne wirklich in echte Metal-Gefilde vorzudringen, wird mit melancholischen Melodien und leidenschaftlichen Drums der kleine Rausch gesucht. Mit nicht mal fünf Minuten gibt man den Möglichkeiten eventuell nicht genügend Raum, obwohl Produktion und spielerische Qualität der Franzosen voll auf den Punkt gespielt sind. Mit kleinen, verspielten Prog-und Math-Einflüssen macht man den Reigen angenehm bunt.
‘Pan Pan’ ist ebenfalls keine fünf Minuten lang, dringt mit sehr stimmungsvollen Akkorden immer wieder in ungeahnte Höhen, lässt im permanenten Wechselspiel dem Genre verpflichtet harmonisch die Anspannung mit leisen Ruheinseln ihren Ausgleich finden. Die zwei Siebenminüter ‘Le Champs Des Phareoles’ und ‘Vent Solaire’ stecken voller liebevoller Details, die Gitarren perlen und riffen durch leise und punktuell aufstrebende Druckmomente. Hier erfinden die Franzosen das Rad nicht eine Sekunde neu, haben aber durch immer wieder kleine progressive Schlenker die Aufmerksamkeit des Hörers. Mit driftenden, entspannten Parts lullt man gekonnt ein, bricht diese Ruhe jederzeit im richtigen Moment mit temporärer Daumenschraube harmonisch auf, lässt Licht durch die Wolken.
Mich erinnert das hier und da an die alternativen Postrocker von The Appleseed Cast, die auch die Grenzen dieser Genre so spielerisch ineinander fließen lassen konnten. Gerade in den fein skizzierten ruhigen Phasen sind die Franzosen stark, erschaffen energetische Lichtmomente. Die stets perlende Gitarren-Fraktion spielt träumerisch detailliert und kann das gerade in der berauschten Vorab-Single ‘Schwarzwald’ so richtig auf den Punkt bringen. Das Bassspiel hat gar manch jazzige Züge, die Band zeigt partiell sogar Stoner Rock Lebendigkeit, ohne nur ansatzweise die Harmoniesucht im Post Sound anzukratzen. Im Kern ganz klar eine atmosphärische Post-Rock-Veröffentlichung, Could Seed wissen mit feinem Prog, Stoner und vorsichtigen Math-Rock-Einflüssen ihren Sound spannend zu gestalten.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Line-Up:
Magloire Thomas – Bass
Even Dimitri – Guitar
Jupin Jordan – Guitar
Chéron Elie – Drums
Cover und Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Klonosphere Records