(43:43; Boxset (3CD + Blu-ray), Vinyl, CD, Digital; Century Media/Sony Music, 04.10.2024)
Auf dem diesjährigen Roadburn Festival spielten Blood Incantation zwei grundlegend verschiedene Sets und präsentierten sich ihrem Publikum als janusköpfige Band. Freitags, als sie “Timewave Zero” aufführten, als gefühlvolle Kraut- Psych- & Ambient-Band, die immer wieder Gruppen wie Neu!, Can oder Popol Vuh zitierte, samstags mit einem ihre Karriere umspannenden Programm als brachiale Death Metal-Band.
Mit “Absolute Elsewhere” haben Blood Incantation ihre zwei Gesichter nun zu einem einzigen Antlitz verschmolzen. Wie der Titel “Absolute Elsewhere” schon vermuten lässt, trägt das Album doch den gleichen Namen wie die einstige Band der früheren King Crimson-Musiker Bill Bruford und Andrew McCulloch, gehen Blood Incantation anno 2024 allerdings weit über die Kraut-, Psych- & Ambient-Klänge, die auf “Timewave Zero” zu finden waren, hinaus. Stattdessen hat man mit dieser Langrille eine Fusion aus Death Metal, Electronica und Progressive Rock erschaffen, auf der Kraut, Psych und Ambient natürlich nicht fehlen dürfen.
Wobei Fusion eigentlich der falsche Begriff ist. Denn die beiden Extreme der Band, Death Metal und klassisch experimentell progressiv, werden hier nicht wirklich miteinander vermischt, sondern vielmehr aneinandergereiht. Homogen klingt diese Vorgehensweise nichtsdestotrotz, da die Übergänge zwischen den einzelnen Stilen nicht abgehakt und abrupt, sondern fließend gestaltet sind.
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Insgesamt befinden sich lediglich zwei jeweils dreiteilige Stücke auf der knapp eine dreiviertel Stunde andauernden Aufnahme. Ganz wie bei den Klassikern der 70er Jahre: eines, ‘The Message’, auf der A- und eines, ‘The Stargate’, auf der B-Seite der Langspielplatte. Zwei wahnwitzige Reisen voller Kontraste, bei denen man aus den an Morbid Angel erinnernden Gefilden des Death Metal immer wieder in die Welten von Tangerine Dream geleitet wird und in den psychedelischen Kosmos von Pink Floyd emporsteigt. Wobei unterwegs so unterschiedliche Gruppierungen wie Voivod, Amorphis, Death und Opeth ihre Hände zum Gruße heben.
Insbesondere Gesang und Synthies im zweiten Teil der B-Seite klingen so verdammt noch mal nach Pink Floyd, dass man ins Booklet schauen möchte, um sich zu versichern, dass hier nicht doch eventuell David Gilmour und Richard Wright mit von der Partie waren. Ähnliches gilt übrigens auch für den zweiten Teil der A-Seite, nur dass man hier die Musiker von Tangerine Dream hinter den Synthies erahnt. Wo die Mutmaßungen im ersten Falle noch ein Trugschluss waren, entpuppen sich die Vermutungen beim zweiten Stück als überraschende Wirklichkeit. Denn Blood Incantation haben für ‘The Stargate’ tatsächlich keinen geringeren als Edgar–Froese-Nachfolger Thorsten Quaeschning für einen Gastbeitrag gewinnen können. Kaum zu glauben und doch wahr!
Nichtsdestotrotz werden Fans von Tangerine Dream genauso wie Anhänger von Pink Floyd, aber auch Freunde des Death Metal gehörige Probleme mit diesem Album haben. Denn Blood Incantations “Absolute Elsewhere” kommt einer Kampfansage an jeden Puristen gleich. Es ist eine Herausforderung, der man sich stellen sollte. Denn ist man in der Lage, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, so wird man mit einem der besten Alben des laufenden Jahres belohnt.
Bewertung: 14/15 Punkten (FF 14, MBü 14)
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Besetzung:
Paul Riedl – Gitarren, Vocals
Isaac Faulk – Schlagzeug
Morris Kolontyrsky – Gitarren
Jeff Barrett – Fretless Bass
Gastmusiker:
Thorsten Quaeschning – Lead-Synthesizer, Mellotron und Programmierung (‘The Stargate [Tablet II]’)
Nicklas Malmqvist – Lead-Synthies/Keys, Klavier und Mellotron
Malte Gericke – Vocals
Diskografie (Studioalben):
“Starspawn” (2016)
“Hidden History Of The Human Race” (2019)
“Timewave Zero” (2022)
“Absolute Elsewhere” (2024)
Surftipps zu Blood Incantation:
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Discogs
ProgArchives
Wikipedia
Konzert- & Festivalberichte:
19.04.24, Tilburg (NL), Poppodium 013, Roadburn Festival 2024
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.