(59:35; Vinyl, CD, Digital; Music Theories Recordings/Mascot Label Group, 27.09.2024)
Nach dem letzten Output “The Optimist” war bei Anathema Schicht im Schacht. Es folgte diese unsägliche Pandemie und damit einhergehende gesundheitliche Probleme, die Danny Cavanagh zu schaffen machten. Seine neue Band Weather Systems und die Songs auf dem Debüt “Ocean Without A Shore” scheinen die Katharsis zu sein, die er gebraucht hat.
Bereits das Cover-Artwork verweist auf das Anathema-Album “Weather Systems”, das dem Projekt auch den Namen gespendet hat. Und die Songs verraten ebenso unweigerlich, für welche Band sie eigentlich gedacht waren. Zusammen mit Produzent und Schlagzeuger Daniel Cardoso lässt es Danny bereits im Opener ‘Synaesthesia’ deutlich mehr rumoren als man es von den letzten drei Alben seiner einstigen Band gewohnt war. Das markante, überdeutliche und im Vordergrund stehende Riffing, die Dynamik, der Spannungsaufbau und das wunderschöne Gitarrensolo am Ende lassen Erinnerungen an Glanztaten aus dem “Judgement”-Zeitalter wach werden. Auch ist hier erneut weiblicher Background-Gesang untergebracht, aber sehr dezent und nicht mehr von Lee Douglas. Danny übernimmt nachvollziehbar den Hauptgesang selbst, aber kann durchaus verhindern, dass dies zu einem Punkteabzug führt, auch wenn es eben nicht sein Bruder ist, der da singt.
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Bei der gutklassigen, aber nicht herausragenden Singleauskopplung ‘Do Angels Sing Like Rain’ kommt er Vincent gesanglich zudem sehr nahe.
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Die als Duett gesungene, melancholische Ballade ‘Untouchable Part 3’ schließt sich an die ersten beiden Teile an, die auf “Weather Systems” zu finden sind. Die Harmonien und Akkorde sind sofort zu erkennen. So, als ob das Stück tatsächlich auch für dieses Album und in dieser Reihenfolge ursprünglich vorgesehen war. In der Mitte ist der Song gekonnt episch, hat aber auch einen leichten Hang zum Kitsch. Und wenn auch immer wieder der Name “Weather Systems” fällt, verweist nicht jeder Song auf dieses eine Album. ‘Are You There Part 2’ nämlich ist ein Nachfolger des auf “A Natural Disaster” befindlichen Songs. Dort von Vincent gesungen und ein großes Highlight. Hier von Danny gesungen, nicht wirklich schlecht, eigentlich auch ganz schön, aber Part 1 klar unterlegen.
‘Still Lake’ steht dann mal in keinem Verweis zur bisherigen Diskographie aller Beteiligten, sondern wartet mit einem schönen Arpeggio, einem gewissen Spannungslevel und einem bombastischen Finale auf. Hier tauchen übrigens wieder die “Angels…” im Text auf. Die Lyrics sind im Allgemeinen schon eher esoterisch und mit einem gewissen kitschigen Pathos versehen. Leute, die explizit auf Texte achten, müssen das hier abkönnen. Das gilt auch für die schöne, beinahe positive Halbballade ‘Take Me With You’, die wieder im Duo mit entweder Soraia oder Oliwia Krettek gesungen wird.
Das Titelstück ‘Ocean Without A Shore’ schwelgt anschließend wieder in Moll-Harmonien und der Vocoder-Gesang drückt erneut den “A Natural Disaster”-Alarmknopf. ‘Closer’ klingt recht ähnlich, nichtsdestotrotz hauen die schöne analoge Synth-Sequenz, die spannende Dramatik und das toughe Drumming den Song in die Top 3 des Albums. Abschließend vermittelt ‘The Space Between Us’ doch so etwas wie Zuversicht. Und den Eindruck, dass Mr. Cavanagh aus dem Gröbsten ‘raus zu sein scheint. Auch, weil er die Möglichkeit hatte, dieses Album zu machen. Man merkt klar an der Grundstimmung des Albums und den Lyrics, dass hier eine schwere Krise verarbeitet werden musste.
Das Debüt von Weather Systems ist durchaus gelungen. Und natürlich klingt es wie ein Anathema-Album, weil es eigentlich auch eines werden sollte, wie der Protagonist selbst zu Protokoll gebeben hat:
Dabei sind aber zwischen all den Verweisen auch einige Momente vorhanden, wo eine Weiterentwicklung, hin zu einem erdigeren Sound, erkennbar ist. Es wird auf jeden Fall spannend, ob auf dem nächsten Album nicht doch wieder Anathema stehen wird.Es war zu 80% eine Anathema-Platte, die wir gemacht hätten. Es ist definitiv eine Fortsetzung dessen, was ich mit der Band gemacht habe.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Alle Abbildungen stammen von Music Theories Recordings und Mascot Label Group