Van Groover – Back To The Shop

alt=Van Groover - Back to the Shop (2024, unsigned) COVER(41:00; Vinyl, CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 06.09.2024)

“Back To The Shop” in der Doppel-Betreuung

Teil 1: Carsten Agthe
Im letzten Jahr erschien mit “Back From The Shop” schon einmal ein mächtiges Statement in riffgewaltigen Stoner Rock, das einem schier die Ohren freigepustet hat. Nun folgt mit “Back To The Shop” quasi der Nachschlag, der – gebündelt mit dem Vorgänger – jetzt das Van-Groover-Fulltime-Debüt abgibt. Sortiert nach Dringlichkeit (auf dem Vinyl das Aktuelle zuerst) beziehungsweise nach Erscheinungsdatum (die CD kommt mit dem letztjährigen Release an erster Stelle) werden hier die Prioritäten unterschiedlich verteilt. Aber eben das ist tatsächlich nebensächlich, da uns die Herborner in jeglichem Zustand anzeigen, wo der Hammer hängt. ‘Double White’ und ‘Bandit’ sind Rifforgien vor dem Herrn, ‘A-38’ (dort haben Van Groover vielleicht die eine oder andere schlechte Erfahrung gemacht?) ein schlurfendes Ungetüm und ‘The Grizz’ ein echt fieser Stomper. Aber man will ja nur spielen und deswegen darf man nicht alles zu ernst nehmen. ‘Silverback’, eines der ganz neuen Krawallorgien, hat einen schlicht aus den Socken. Und, wer glaubt, es wäre keine Steigerung möglich, wird hier eines Besseren belehrt. Der ‘Kolbenfresser’ gibt sich tatsächlich als ein solcher, ‘Potmodel’ und ‘Big Dog’ rumpeln mit Vollgas durch die Landschaft, dass es eine Freude ist. Danach braucht der Van Groover definitiv mehr als nur einen Ölwechsel.
Bewertung: 11/15 Punkten (CA 11, RG 12)


Teil 2: Raphael Lukas Genovese
Beginnen wir mit einer kleinen Rückblende. Van Groover, das mittelhessische Van-Life-Trio hat erst vor Kurzem wieder die Werkstatt verlassen. Auf der Fünf-Track-EP “Back From The Shop” wurde zuletzt der Weg aus ‘Hill Willy’s Chop Shop’ und zurück auf die Straße beschrieben. Fuzz Rock, der die Straße küsst und sehnsuchtsvolle Freiheitsträume, die gelegentlich in Richtung Doom Metal ausreißen, ernteten nicht nur bei BetreutesProggen zufriedene Kritiken. Doch schon im Herbst 2023 war bekannt, dass dies erst der Anfang der Geschichte war. In bester Cliffhanger-Manier ließen Van Groover “Back From The Shop” am spannendsten Teil enden. Die Fortsetzung heißt verheißungsvoll “Back To The Shop” und ist zusammen mit dem ersten Teil als Doppel-EP oder als zweiteiliges Album erhältlich.

Wie das Echo vom letzten Stück der vorigen EP ‘The Grizz’ wird in die Fortsetzung eingeleitet. Den Charakteren der Geschichte scheinen Sonne, Fahrtwind und Freiheit nicht allzu gut getan zu haben. Zumindest scheinen die kognitiven Stärken der Reisenden im Lied ‘Silverback’ immens nachzulassen. Und dann kommt das, was sie alle nicht haben wollten: ‘Kolbenfresser’! Van Groover setzen musikalisch sehr schön in Szene wie es mit dem Fahrzeug zu Ende geht, und wie die drei Charaktere wütend und überfordert im Nirgendwo stranden. Zwischen Verzweiflung, Hitze und Wüstensand wird dann zum letzten Akt ausgeholt.

Hier treten die Desert- und Stoner-Rock-Themen wieder in den Vordergrund. Sowohl aus dramatischer wie auch aus musikalischer Perspektive laufen Van Groover zur Höchstleistung auf, indem sie auf den letzten zwei Titeln den Kreis zwischen “Back From The Shop” und “Back To The Shop” vollenden. Dieser schwergewichtige Roadmovie für die Ohren überzeugt mit Spannungsbogen, Soundtrack, und Unterhaltung.
Bewertung: 12/15 Punkten (CA 11, RG 12)


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Rezensionen:
“Back From The Shop” (2023)
“Honk If Parts Fall Off” (2021)

Abbildungen: Van Groover