(69:26, CD, digital, Progrock.com’s Essentials/Just for Kicks, 01.06./02.08.2024)
Sonus Umbra stammen ursprünglich aus Mexiko und waren dort in den frühen Neunziger Jahren als Live Band sehr aktiv. Als dann einige Mitglieder in die USA übersiedelten, war dies zunächst einmal das Aus für Sonus Umbra. Doch um die Jahrtausendwende starteten sie einen neuen Anlauf, zunächst einmal unter dem Namen Radio Silence. Ein 1999 erschienenes Album namens “Laughter in the Dark” war das Resultat. 2000 folgte dann unter ihrem aktuellen Namen das Debütalbum “Snapshots in Limbo”, das ja eigentlich nicht wirklich das Erstlingswerk ist, da lediglich die Schlagzeugposition im Vergleich zu Radio Silence anders besetzt war.
Es folgten “Spiritual Vertigo” (2003),”Digging for Zeros” (2005), “Winter Soulstice” (2013), “Beyond the Panopticon” (2016) und “A Sky Full of Ghosts” (2020). Die beiden letztgenannten Werke wurden auch bereits hier vorgestellt, kamen dabei allerdings nicht besonders gut weg. Ein Kritikpunkt war unter anderem eine mäßige Gesangsleistung. Nun, darüber muss man auf dem aktuellen Album kein Urteil fällen, denn es handelt sich um ein Instrumentalalbum. Wobei – nach dem ersten Hördurchgang hatte der Schreiberling überhaupt nicht den Eindruck, dass hier ein Instrumentalalbum zu besprechen ist, denn die vielen gesprochenen Passagen und Soundcollagen ließen erst einmal gar nicht an ein Instrumentalwerk denken.
“Whiteout” liegt ein klares politisches Statement zugrunde. Luis Nasser, für die Texte verantwortlich sowie in Zusammenarbeit mit Andy Tillotson auch für die Musik, verwendet dabei klare Worte. Es geht unter anderem um politische Zustände in den USA und weltweit, um die Erstürmung des Kapitols, um die Themen Gleichberechtigung, Faschismus und Rassismus. Dies wird durch zahlreiche Soundschnipsel dargestellt, zum Beispiel mit Ausschnitten von Reden des Orangenmanns. Es fallen Bezeichnungen wie “21st Century Schizoid Nero Caligula Mussolini” oder “Führer Beelzebub of the First Orange Reich”. Mit der Wahl 2016 wurde die Grundlage für dieses Album gelegt. Es entstand die Musik und bei Fertigstellung ist das Problem so aktuell wie damals. Im Inlet beschreibt Nasser recht ausführlich und mit sehr klaren, teils harschen Worten seine Intention.
Die musikalische Umsetzung ist recht spannend. Auch wenn die Sprechsequenzen und zahlreiche andere Gimmicks einen erheblichen Teil ausmachen, ist natürlich die instrumentale Begleitung ebenso wichtig. Die gar nicht so leicht einzuordnen ist. Da ist Retro Prog ebenso dabei wie “moderner” Prog. Gitarre und Keyboards agieren perfekt zusammen, wobei die Gitarre ein leichtes Übergewicht besitzt. In manchen Abschnitten wird auch der Bass mal stark nach vorne gebracht. Da auch Änglagård-Mann Mattias Olsson dabei ist, gibt es auch eine Prise Mellotron auf die Ohren.
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Nach dem ersten Durchgang bleibt – abgesehen von den vielen Gimmicks – zunächst einmal wenig hängen. Also noch mal hören, denn irgendwie war das schon interessant gestaltet. “Whiteout” dürfte ein Album sein, das man nicht oft hintereinander hört, aber dann doch gerne mal wieder auflegt. Sehr spezielles Album! Ein Instrumentalalbum mit klarer politischer Aussage. Wie das geht? Hört es euch an.
Bewertung: 11/15 Punkten
Besetzung:
Tim McCaskey – acoustic and electric guitars
Luis Nasser – bass / keyboards / pedals / sound effects / sound design / announcer
Andy Tillotson – drums / keyboards / synthesizers / acoustic and electric guitars / sound design
Gäste:
Aaron Geller – lead electric guitar / crunch guitar
Steve Katsikas – keyboards / lead synthesizers
Pete Laramee – lead and beef electric guitars
Mattias Olsson – drums / percussion / mellotron / keyboards
Ramsés Luna – saxophone / wind midi
Alan Hearton – Hammond organ / keyboards
Jeff Laramee – drums / voice
Brian Harris – lead synthesizers
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Abbildungen: Sonus Umbra