Kant – Paranoia Pilgrimage

(42:57; Vinyl, CD, Digital; Sound Of Liberation Records, 27.09.2024)
Die Youngster aus Aschaffenburg präsentieren ihr zweites Album, nach “When The Strangers Come To Town” aus dem Jahre 2023. Es erwartet den Hörer verspielter Vintage Rock mit allerhand Psychedelic und Classic Rock im Sound. Die Band nennt Black Sabbath, Pentagram, Uccle Acid & The Deadbeats, Kadavar, Witchcraft und Horisont als Einflüsse. Das kann man nach einigen Durchläufen erstmal so stehen lassen. Die Produktion ist angenehm, authentisch, Lo-Fi und organisch und lässt durch viel Abwechslung keine Langeweile aufkommen. Ähnlich einer Band wie Horisont, wird der Hörer mit den hohen Vocals stark herausgefordert. Das muss man lieben, sonst wird man phasenweise stark überfordert.

Der Occult-Rock im Opener ‘The Great Serpent’ integriert hymnisch schleppende Elemente, während das abwechslungsreiche, etwas vertrackte ‘Baba Yaga’ mit wilden, fast punkigen Rock’n-Roll-Anwandlungen nach vorne prescht. Oldschool Uuuh-Chöre sorgen für ein herrliches Retro-Flair. Die immer etwas düster angehauchte Occult-Rock-Schiene findet auch in ‘Book Of Creation’ ihre Fortsetzung . Hysterische Vocals treffen hier auf hymnische Gitarren, sodass sich ein entspanntes, an Witchcraft gemahnendes Stück wie ‘Traitors Lair’ im Anschluss wie eine Insel anfühlt. Jethro Tull drängen sich hier als Vergleich förmlich auf, werden doch prägnante, melancholische Flöten zu drängenden Riffs addiert. So entsteht ein permanentes Wechselbad zwischen ausgelassen groovig und ausladend episch. Kant tauchen mit all diesen Stilmitteln tief in die guten alten Spät-Sechziger ein. Richtig gut sind die Aschaffenburger, wenn, wie im Titelsong, im Halbballaden-Modus in düstere Katakomben hinab gestiegen wird. Black Sabbath in den frühen Seventies stehen hier ganz klar als Pate zur Seite. Der auch hier omnipräsente hohe Gesang bleibt der 50/50 Joker. ‘Dark Procession’ brilliert mit fliehenden Strophen und das abschließende, achtminütige ‘Rainbird’ ist eine wunderschöne, transzendente Ballade mit tollen Gitarren-Arrangements. Instrumental ist das alles gut in Szene gesetzt, sodass kein Freund okkulter Vintage-Klänge wirklich enttäuscht wird. Es bleibt am Ende der herausfordernde Gesang als Geschmacksrisiko.
Bewertung: 10/15 Punkten


Tracklist
1. The Great Serpent
2. Baba Yaga
3. Book Of Creation
4. Traitors Lair
5. Occult Worship
6. Paranoia Pilgrimage
7. Dark Procession
8. Lord Of The Flies
9. Rainbird

Credit: Lukas Kunkel
Line-Up:
Elena Strähle – Bass
Brain Göbel – Drums
Marius Seidel – Guitar, Vocals
Nicolas Jordan – Guitar, Vocals

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Cover mit freundlicher Genehmigung von Sound of Liberation Records.