(66:29, CD, Snowdonia, 25.04.2024)
26 Titel auf 66 Minuten – da sind natürlich kaum Longtracks zu erwarten. Vielmehr ist sowas ja eher typisch für Library Music oder Filmmusik. Und auf Letzteres ist das italienische Trio um Keyboarderin Francesca Baladini spezialisiert. Genauer gesagt: sie begleiten Stummfilm-Meisterwerke mit Live-Musik (so zum Beispiel “Metropolis”, “Nosferatu” oder “The Cabinet of Doctor Caligari”). Und als Gast haben sie einen passenden Sänger an Bord, nämlich den Stimmenakrobaten Claudio Milano, was nicht weiter verwundern muss, haben die Musiker doch schon zusammen bei NichelOdeon (siehe separate Besprechung eines zeitgleich erschienenen Albums) gespielt.
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Die Gesangseinlagen sind ähnlich exaltiert wie bei NichelOdeon, doch hier sind die Instrumentalparts etwas ausführlicher. Und in Zusammenspiel mit den oft düsteren, aber sehr abwechslungsreichen Klängen der Band lässt der eigenwillige Gesang von Milano bei diesem Album den Rezensenten mehr als nur einmal an die legendären Devil Doll denken. An die kommt man (natürlich) nicht ganz ran, dazu fehlt es dann doch etwas an Schärfe. Doch hin und wieder nähert man sich dem Sound dieser italienisch-jugoslawischen Combo um “Mr. Doctor” doch außerordentlich. Und das macht es für den Rezensenten ausgesprochen interessant.
Besonders erwähnenswert ist hier auch das eindrucksvolle und ausgesprochen stimmungsvolle Tastenspiel von Francesca Baladini, die sich in diesem düsteren Soundtrack-Umfeld offensichtlich sehr wohl fühlt. Oft spielt das Klavier die Hauptrolle, aber auch die Arrangements an Synthesizern sind sehr gelungen, und selbst die Zither ist sehr geschickt eingebracht. Und so ist es auch keine Überraschung, dass sie für die Kompositionen verantwortlich zeichnet. Manchmal erinnert die Musik von I Sincopatici auch an die Horrofilm-Spezialisten von Goblin. Das Wechselspiel von ruhig und heftig funktioniert erstaunlich gut, und auch Milano kann bei manchen Ausschnitten auch mal sehr sanft in Erscheinung treten. Und kurze Zeit später wieder in völlig abgedrehte Gesangseinlagen abdriften, die dann schon mal Mr.-Doctor-Charakter haben können.
Zum Grundthema des Albums: Diese Musik wurde zum 700. Todestag von Dante Alighieri live aufgeführt (im September 2021), ein zugehöriges Video können Käufer der CD über einen QR Code herunterladen. Die Kompositionen begleiteten dabei den Stummfilm “L’Inferno” aus dem Jahr 1911, der den ersten Teil von Dante Alighieris “Göttliche Komödie” darstellt.
“Decimo Cerchio” ist ein sehr eigenwilliges Album, das von einer besonders intensiven Atmosphäre geprägt ist und das mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist. Empfehlenswert!
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
Francesca Baladini – piano / synthesizers / zither
Andrea Grumelli – fretless bass / electronics / soundscapes
Luca Casiraghi – drums / percussion
Claudio Milano – voices / acting performance
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Abbildungen: I Sincopatici