Nach der EP “Liminal” ist dies das Debutalbum der reinen Frauenband aus Malta, deren Mitglieder aber mittlerweile alle in Großbritannien leben. Es ist zwar bereits im Oktober 2023 erschienen, aber es hallt mit Sicherheit noch bis heute nach, zumindest bei Freunden von Alternative Rock mit einem Schuss Psychedelic. Wer also Fan dieser eher seltenen Musikrichtung ist sollte, ruhig mal in dieses Werk reinhören, falls er das nicht schon längst getan hat. Freunden von Bands wie beispielsweise Warpaint würde ich sogar dringend dazu raten. Wo Warpaint in meinen Ohren nämlich zu zahm sind, legen diese vier Ladies eine Schippe drauf, was sich sehr positiv auf den Gesamtklang und die allgemeine Stimmung auswirkt.
Bereits der erste Track begeistert. ‘Rohmeresse’ saugt sich nach einigen Hördurchgängen regelrecht im Hirn fest und lässt erkennen, dass Rock sich ganz gut mit leicht orientalischen Klängen (Malta-Folk) verbinden lässt. Im Track ‘Héloise’ fällt mir der Bass erstmals richtig positiv auf, was im Verlauf des Albums noch öfters passiert. Klar dass bei Gitarre/Bass/Schlagzeug die Musik voller klingt, wenn auch der Vier-Saiter eine Hauptrolle einnimmt und, zusammen mit den manchmal nach Math Rock klingenden Drums, ein starkes Fundament bildet.
Es geht aber ab und zu auch mal etwas gezügelter zur Sache, wobei die Band in solchen Momenten ebenfalls voll überzeugt. ‘A Reprise (That Girl)’ ist so ein Track, wobei die gehauchte Stimme von Leona Farruggia über allem schwebt. Leider ist sie aber nur sehr schwer zu verstehen, da ihre Stimme meist, wie aus einem nebelverhangenen Wald, etwas unklar klingt. Ohne Textbuch sind somit die Inhalte der Songs nicht immer einfach nachzuvollziehen. Der Stimmung des Albums tut das aber keinen Abbruch, denn diese bleibt bis zum letzten Song erhalten.
So langsam geht das Album zu Ende, doch mit ‘Wild West’ steht vorher noch ein weiteres Highlight im eher ruhigen und schleppenden Rhythmus an. Die Drums und der Bass spielen stoisch ihren Part, während die Gitarre vergeblich versucht sich zu erheben. Auch das folgende ‘The Sister Of’ bleibt ruhiger, bevor dann der Schlusstrack ‘The Merchant Of’ die Zügel noch einmal anzieht.
Tja, ich bin etwas hin- und hergerissen. Der Musikstil von Genn gehört wirklich nicht zu meinen Favoriten und dennoch fasziniert mich das Album durch seine Einfachheit. Die Kompositionen kommen immer schnell auf den Punkt und bleiben dennoch unberechenbar durch manch unerwartete Wendung. Das gefällt mir nach einigen Durchgängen immer mehr und hat mir vielleicht sogar die Tür zum Alternative Rock ein wenig aufgestoßen.
Bewertung: 11/15 Punkten
Tracklist:
01. Rohmeresse 4.49
02. Days And Nights 3.16
03. A Muse (In Limbo) 3.52
04. Heloise 3.08
05. Calypso 2.59
06. Le Saut Du Pigon 2.30
07. A Reprise (That Girl) 2.08
08. Apparition No 7 4.25
09. Wild West 4.40
10. The Sister Of 2.47
11. The Merchant Of 4.27
Besetzung:
Janelle Borg – guitars
Leanne Zammit – bass
Sofia Rose Cooper – drums
Leona Farruggia – vocals
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Abbildungen: Genn